Vitamin K fürs Baby: Schutz vor Mangelblutungen nach der Geburt
Vitamin-K-Prophylaxe für Neugeborene
Neugeborene leiden oft an einem Vitamin-K-Mangel. Unbehandelt kann dieser Mangel zu Blutungen führen, da das Vitamin K ein wichtiger Baustein für die Blutgerinnung ist. Allerdings kommt es in Mitteleuropa nur bei etwa einer von 15.000 Geburten zu einer solchen Mangelblutung. Diese treten in der Regel innerhalb der ersten sieben Lebenswochen auf und können sowohl im Bereich der Haut zum Vorschein kommen als auch die Organe betreffen. Im schlimmsten Fall kommt es sogar im Gehirn des Babys zu Blutungen, die in der Folge zu lebenslangen Behinderungen oder zum Tod führen können.
Um dieses Risiko zu minimieren, wird den Säuglingen das Vitamin K nach der Geburt sowie bei den ersten Vorsorgeuntersuchungen U1, U2 und U3 durch den Kinderarzt verabreicht. Diese Form der Prophylaxe kann nicht alle Fälle von Vitamin-K-Mangel-Blutungen verhindern, die Zahl aber deutlich senken.
Vitamin-K-Dosierung für Säuglinge
Nach den Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) verabreicht der Kinderarzt am ersten Tag des Neugeborenen zwei Milligramm Vitamin K in Tropfenform. Weitere orale Vitamin-K-Gaben in derselben Höhe erfolgen bei der U2 zwischen dem dritten bis zehnten Lebenstag und der U3 in der vierten bis sechsten Lebenswoche.
Bei der ersten Zufuhr direkt nach der Geburt empfehlen einige Hebammen, das Baby möglichst zunächst mit Muttermilch zu stillen, da das erste Geschmackserlebnis des Kindes nicht die Vitamin-K-Prophylaxe sein sollte. Danach kann die orale Gabe der Vitamin-K-Tropfen erfolgen, im Anschluss sollte das Kind wieder angelegt werden.
In den Niederlanden gilt die Empfehlung, nach einer postnatalen Gabe bis zur 13. Lebenswoche täglich geringe Vitamin-K-Dosen zu verabreichen, um hohe Spitzenspiegel zu vermeiden. Die Wirksamkeit der sogenannten holländischen Methode wurde bestätigt, genauso wie die in Deutschland angewandte Methode.
Alternative Vitamin-K-Prophylaxe für Frühgeborene
In bestimmten Fällen weicht die Empfehlung der DGKJ zur Vitamin-K-Prophylaxe leicht ab. So wird Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht von unter 1500 Gramm, Reifgeborenen mit Leber- oder Gallenkrankheiten oder schlechtem Allgemeinzustand sowie bei Verdacht auf Resorptionsstörungen zu einer parenteralen Gabe von Vitamin K geraten, also einer direkten Infusion. Denn in diesen Fällen ist das Risiko auf eine Mangelblutung deutlich höher.
Vitamin-K-Versorgung durch Flaschenmilch oder Muttermilch?
Obwohl menschliche Muttermilch von Natur aus einen vergleichsweise niedrigen Vitamin-K-Gehalt aufweist, wird der Bedarf durch das Stillen normalerweise ausreichend gedeckt. Denn vor allem das Kolostrum, also die allererste Milch, die nach der Geburt produziert wird, enthält eine größere Menge des Vitamins. Spätestens mit Beginn der normalen Mischkost sind Kinder in der Regel ausreichend mit Vitamin K versorgt. Da das Vitamin relativ hitze- und sauerstoffbeständig ist, bleibt es bei der Zubereitung der Speisen weitgehend stabil.
Flaschennahrung ist in Deutschland meist mit Vitamin K angereichert – dennoch sollten Mütter das Stillen vorziehen. Denn die Muttermilch liefert grundsätzlich zahlreiche Substanzen, die dem Neugeborenen einen gesundheitlichen Nutzen bringen und vor Krankheiten schützen.
Risiko einer Überdosierung von Vitamin K bei Neugeborenen
Bei der Vitamin-K-Prophylaxe von zwei Milligramm handelt es sich um eine Überdosis, denn der tägliche Vitamin-K-Bedarf eines jungen Säuglings liegt nur etwa bei 4 Mikrogramm. Diese wird jedoch nicht als gesundheitsgefährdend angesehen. In sehr hohen Dosen kann Vitamin K bei Säuglingen allerdings eine Hämolyse auslösen. Bei dieser Krankheit zerfallen die roten Blutkörperchen.
Zu einer Hämolyse kam es jedoch vor allem nach dem Einsatz des synthetisch hergestellten, wasserlöslichen Vitamin K3 in der Vitamin-K-Prophylaxe. Heute wird dessen Einsatz vermieden und stattdessen das natürlich vorkommende Vitamin K1 verabreicht. Für gesunde Erwachsene ist eine Überdosierung von Vitamin K aus der Nahrung grundsätzlich unkritisch.
Erhöht Vitamin-K-Prophylaxe das Krebsrisiko?
Anfang der 90er Jahre kam bei Studien der Verdacht auf, dass die intramuskuläre Zugabe von Vitamin K per Spritze bei Neugeborenen das Risiko für kindliche Krebserkrankungen wie Leukämie oder Tumore anderer Art erhöhen könnte. Diverse Nachfolgestudien konnten diesen Verdacht jedoch nicht erhärten. Trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit wird in Deutschland seitdem in der Regel auf die intramuskuläre Prophylaxe verzichtet. In anderen Ländern, beispielsweise Australien oder den USA, wird Vitamin K weiterhin gespritzt.
Einige Alternativmediziner stellen eine vorbeugende Behandlung für Säuglinge mit Vitamin K aufgrund der vermeintlichen Krebsgefahr grundsätzlich infrage. Der Verzicht auf eine Zugabe oder eine zu geringe Dosis kann für das Baby jedoch fatale Folgen haben.