Fleur de Sel: Wie gesund ist das Salz wirklich?
Als "weißes Gold" wurde Salz jahrtausendelang auf beschwerlichen Handelsrouten rund um die Welt transportiert. Das Monopol auf den Salzhandel sicherte ganze Kulturen ab. Die Ptolemäer, Römer und später der Hanseverband in Deutschland transportierten die begehrten Kristalle zu hohen Salzsteuern über das Mittelmeer. Auch heute gibt es noch Gruppen, die vom Handel mit Salz leben. Die Touareg zum Beispiel transportieren es noch immer hunderte Kilometer weit auf Lasttieren aus der Südsahara in den Norden. Mit dem Salz in unseren Supermärkten hatten diese antiken und seltenen Salze jedoch wenig zu tun. Vor einigen Jahren schließlich begann ein regelrechter Boom der exotischen Salze in den Regalen von Feinkostläden und Discountern. Darunter auch das begehrte Fleur de Sel.
Weißes Gold und moderne Ernährung
Salz gibt es in vielen Arten und Formen zu kaufen. Neben dem hierzulande häufigsten Würzmittel, dem feinen Speisesalz, spielen in der Lebensmittelzubereitung traditionell Nitrinpökelsalz und grobes Salz eine Rolle. Allen Salzen gemein ist jedoch ihre chemische Zusammensetzung. Kochsalz ist nichts anderes als Natriumchlorid, angereichert mit Jod, Fluorid, Folsäure und möglichen Rieselhilfen. Es ist zu Centpreisen chemisch rein herzustellen und findet sich an nahezu allen vorverpackten Lebensmitteln, Konserven, aber auch in Getränken und Süßwaren.
Maximal 6 Gramm Salz für ewachsene Menschen
Maximal 6 Gramm Salz gelten laut WHO als gesund für einen erwachsenen Menschen. Eine hauchdünne Tiefkühlpizza allein, die etwa ein Drittel des Kalorienbedarfes eines Erwachsenen deckt, beinhaltet allerdings bereits rund 5 Gramm Salz. Realistisch betrachtet sollte daher weniger Salz konsumiert werden. Spielt es für unsere Gesundheit eine Rolle, ob dabei Fleur de Sel, Himalaya-Salz oder gängiges Kochsalz zur Anwendung kommen?
Exotisches Stein- und Meersalz
Vom "Ayuvedischen Zaubersalz" bis zum Blau- oder Kalahari-Salz, alle Natursalze haben ein Problem: Sie werden nicht oder nur wenig gereinigt. Das birgt mehr Risiken für die Gesundheit als Vorteile. Freunde der exotischen Salze argumentieren, dass die enthaltenen Mineralien der Gesundheit zugute kommen. In den Gegenden, aus denen es stammt, Indien, China und Nordafrika, herrschen teils starke Umweltverschmutzungen vor. Auch im Himalaya? Im Jahr 2010 entschied das Oberlandesgericht Köln, den irreführenden Namen in Deutschland zu verbieten. Das rosafarbene Himalaya-Salz stammte nach Untersuchung mehrheitlich aus einem 200 Kilometer entfernten Ort in Pakistan, dessen Bodenverhältnisse nicht geklärt waren.
Fleur de Sel auf dem Prüfstand
Und was ist mit Fleur de Sel? Das luxuriöse Produkt soll angeblich bis zu 80 Mineralien und Spurenelemente enthalten. Die Stiftung Warentest fand nur wenige Spuren dieser Stoffe. Vor allem jedoch waren die Sorten von Aquasale und anderen Herstellern zum Teil in Metalldosen verpackt, die bereits korrodierten und Roststellen aufwiesen. Das Salz gilt zudem pauschal als mit Mikroplastik verunreinigt. Mikroplastik ist mittlerweile in allen Meeresprodukten ein Problem.
Altes Salzgewinnungsverfahren
Fleur de Sel wird in dem ältesten Salzgewinnungsverfahren der Menschheit hergestellt. Zur Gewinnung der Salzblume wird Meerwasser in flachen Becken, Salinen, gesammelt und durch Sonneneinstrahlung getrocknet. Zurück bleibt eine hauchdünne Schicht Meersalz, welche in Handarbeit abgeschöpft wird. Das Verfahren begünstigt die Ablagerung von Verschmutzungen. Der feine Geschmack des Fleur de Sel wird heute also zum unguten Vorboten einer zerstörten Umwelt. Aquasale gab nach einem positiven Test seines Fleur de Sel auf Mikroplastik, mit 1796 Mikrogramm pro Kilogramm trauriger Gewinner des NDR-Verbrauchertests im Januar 2018, ein Statement ab: Man müsse die Menge Kunststoff auf den Verbrauch gesehen betrachten. Na dann: Guten Appetit.