Vitamin B6: Alles zur Wirkung von Pyridoxin
Entdeckung durch Fütterungsversuche an Ratten
In den 1930er Jahren forschte der ungarischstämmige Kinderarzt und Ernährungswissenschaftler Paul György in den USA zu verschiedenen B-Vitaminen. Bei Fütterungsversuchen an Ratten fiel ihm auf, dass diese Hautstörungen entwickelten, wenn sie ausschließlich mit Thiamin und Riboflavin gefüttert wurden. Gab er ihnen Hefe, besserte sich die offensichtliche Mangelerscheinung. Später gelang es György, den entsprechenden Nährstoff zu identifizieren: Das Vitamin B6 war entdeckt.
Sammelbegriff für drei Verbindungen
Heute werden unter der Bezeichnung Vitamin B6 drei verschiedene chemische Verbindungen zusammengefasst: Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin. Sie alle besitzen dieselbe biologische Aktivität und sind wichtiger Bestandteil einiger Enzyme. Vor allem für den Aminosäurestoffwechsel ist Vitamin B6 zentral, aber auch am Fettstoffwechsel ist es beteiligt. Zudem spielt Vitamin B6 eine wichtige Rolle für ein funktionierendes Nervensystem. Es hilft bei der Herstellung wichtiger Botenstoffe wie
- Serotonin
- Dopamin
- Histamin
Weiterhin hilft es, das Immunsystem zu regulieren und ist auch an der Herstellung des Blutfarbstoffs Hämoglobin beteiligt.
Vitamin B6, für das auch der Sammelbegriff Pyridoxin verwendet wird, ist farblos und von fester Konsistenz. Wie alle B-Vitamine löst es sich in Wasser auf. Die chemische Formel für Pyridoxin lautet C8H11NO3.
Vitamin B6: Tagesbedarf
Je nach Alter und Geschlecht empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) eine unterschiedliche Zufuhr an Vitamin B6.
Tagesbedarf in Milligramm / Tag:
Säuglinge:
- 0-4 Monate: 0,1
- 4-12 Monate: 0,3
Kinder:
- 1-4 Jahre: 0,4
- 4-7 Jahre: 0,5
- 7-10 Jahre: 0,7
- 10-13 Jahre: 1,0
- 13-15 Jahre
Jugendliche und Erwachsene (weiblich)
- Ab 15 Jahre: 1,2
- Schwangere und Stillende: 1,9
Jugendliche und Erwachsene (männlich)
- 15-19 Jahre: 1,6
- 19-65 Jahre: 1,5
- Ab 65 Jahre: 1,4
Vitamin B6 fast in allen Lebensmitteln enthalten
Da der Organismus Vitamin B6 nicht selbst herstellen kann, ist der Körper auf eine Zufuhr von außen angewiesen. Über die Verdauung gelangt der Nährstoff in die Blutbahn und von dort aus weiter in die Gewebe. Fast sämtliche tierischen und pflanzlichen Lebensmittel enthalten das Vitamin. Daher ist es leicht, den empfohlenen Tagesbedarf zu decken.
Hier eine Auswahl von Lebensmittel mit besonders viel Vitamin B6 (Angaben in Milligramm / 100 Gramm):
- Hummer: 1,18
- Sojabohnen: 1,0
- Lachs: 0,98
- Walnusskerne: 0,87
- Linsen: 0,6
- Rindfleisch: 0,5
- Hühnerfleisch: 0,5
Vitamin-B6-Mangel ist selten
Da fast alle Nahrungsmittel Vitamin B6 enthalten, ist die Versorgung in Deutschland grundsätzlich gut. Nach Angaben der Nationalen Verzehrstudie liegt die Zufuhr bei Frauen und Männern im Durchschnitt deutlich über den DEG-Empfehlungen. Allerdings erreichen etwa 12 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen die empfohlene Zufuhr nicht. Eine leichte Unterversorgung ist allerdings nicht mit einem Mangel gleichzusetzen. Dieser tritt ziemlich selten auf.
Einige Darmerkrankungen können beispielsweise dazu führen, dass Pyridoxin nicht ausreichend vom Körper aufgenommen wird. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente, Mangelernährung, etwa aufgrund einer Essstörung, oder dauerhafter Alkoholmissbrauch können zu einem Vitamin-B6-Mangel (Hypovitaminose) führen.
Die wichtigsten Symptome eines Vitamin-B6-Mengels sind:
- Haut- und Schleimhautentzündungen
- Magen-Darm-Beschwerden
- Allgemeine Schwäche
- Lichtempfindlichkeit
- Schlafstörungen
- Blutarmut (Anämie)
Vorsicht bei Nahrungsergänzungsmitteln
Wer den Verdacht hegt, mit Vitamin B6 unterversorgt zu sein, sollte nicht auf eigene Faust zu Nahrungsergänzungsmitteln greifen, sondern zunächst einen Arzt konsultieren. Ansonsten besteht die Gefahr einer Vitamin-B6-Überdosierung (Hypervitaminose), die teilweise gravierende Folgen haben kann. Sie tritt in der Regel auf, wenn jemand dauerhaft täglich mehr als 500 Milligramm Vitamin B6 zu sich nimmt.
Mögliche Anzeichen für eine Vitamin-B6-Überdosierung sind:
- Koordinationsschwierigkeiten
- Gedächtnisstörungen
- Hautausschläge
- Lähmungserscheinungen