Vitamin-B1-Tabletten: Wer braucht sie? Und wann sind sie überflüssig?
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Vitamin-B1-Tabletten: Wer braucht sie? Und wann sind sie überflüssig?

Ein Mangel an Vitamin B1 kann schwere Krankheiten hervorrufen. Aber ist es sinnvoll, zur Vorbeugung Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin-B1-Tabletten einzunehmen? Die Antwort lesen Sie hier.

Gesunde, gut ernährte Menschen brauchen keine Vitamin-B1-Tabletten

Vitamin B1, auch als Thiamin bekannt, ist von großer Bedeutung für die Funktion des Nervensystems und spielt auch im Kohlenhydratstoffwechsel eine zentrale Rolle. Entsprechend kann ein dauerhafter Vitamin-B1-Mangel gravierende Folgen haben. Diese Krankheiten werden mit einem Thiaminmangel in Verbindung gebracht:

  • Beriberi: Ein komplexes Krankheitsbild, das sich unter anderem durch Nervenentzündungen, Muskelschwäche, Ödeme und Herzprobleme äußert.
  • Wernicke-Enzephalopathie: Eine bei Alkoholikern häufige Hirnerkrankung, bei der Nervenzellen geschädigt werden und schließlich absterben.
  • Korsakow-Syndrom: Eine unheilbare Krankheit, die oft mit der Wernicke-Enzephalopathie einhergeht oder auf sie folgt. Patienten sind von Gedächtnisverlust (Amnesien) betroffen und füllen die Lücken oft mit frei erfundenen Geschichten. Auch als Alkoholiker-Demenz bekannt.

Gesunde Menschen, die in Ländern mit ausreichendem Ernährungsangebot leben, müssen aber in der Regel keinen Vitamin-B1-Mangel fürchten. Unter normalen Umständen ist es daher weder nötig noch sinnvoll, Vitamin-B1-Tabletten als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen.

In Deutschland ist eine Unterversorgung unwahrscheinlich

Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für Erwachsene empfohlene Tagesmenge zwischen 1,0 und 1,3 Milligramm erreichen laut Nationaler Verzehrstudie die meisten Deutschen allein über die Nahrung. Ein Drittel der Frauen bleibt laut der Studie zwar unter der empfohlenen Thiamin-Zufuhr, allerdings geht dies nicht zwangsläufig mit einer gesundheitsgefährdenden Unterversorgung einher.

Thiamin ist in allen pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln enthalten. Da der menschliche Körper es nur begrenzt speichern kann, ist es wichtig, sich regelmäßig über Lebensmittel mit Vitamin B1 zu versorgen. Vor allem Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Samen, Nüsse und Muskelfleisch enthalten viel Thiamin.

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Vor allem Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen enthalten viel Vitamin B1.

Künstliche Thiamin-Zufuhr für Risikogruppen sinnvoll

Obwohl das Risiko, an einem Vitamin-B1-Mangel zu erkranken, in wohlhabenden Industriestaaten eher gering ist, gibt es auch dort Risikogruppen, bei denen ein Thiaminmangel häufiger vorkommt.

Bei folgenden Personengruppen ist das Risiko für einen Vitamin-B1-Mangel erhöht:

  • Alkoholkranke
  • Essgestörte
  • Menschen mit einer Vorerkrankung, bei denen die Vitamin-B1-Aufnahme gestört ist
  • Menschen, die über einen längeren Zeitraum regelmäßig erbrechen (z.B. bei einer Chemotherapie oder bei starker Schwangerschaftsübelkeit)
  • Menschen, die langfristig per Infusion ernährt werden
  • Gestillte Säuglinge, deren Mütter von Vitamin-B1-Mangel betroffen sind

In diesen Fällen verschreibt der Arzt häufig Tabletten, um die Unterversorgung auszugleichen oder möglicherweise auch vorzubeugen. Bei einem schweren Mangel oder bei einer Aufnahmestörung von Vitamin B1 wird Thiamin häufig injiziert.

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Menschen mit einer Essstörung wie Magersucht sind häufig von einem Vitamin-B1-Mangel betroffen.

Vitamin-B1-Überdosierung schwer möglich

Wer keiner Risikogruppe angehört, aber dennoch den Verdacht hegt, mit Vitamin B1 unterversorgt zu sein, sollte zunächst seinen Thiamin-Spiegel messen lassen und den Arzt um Rat fragen, bevor er versucht, den vermeintlichen Mangel selbst mit Vitamin-B1-Tabletten zu kurieren.

Eine Überdosierung durch Nahrungsmittel oder Tabletten kommt normalerweise nicht vor. Da das Vitamin wasserlöslich ist, wird überschüssiges Thiamin vom Körper ausgeschieden. Dennoch können Thiamin-Tabletten in seltenen Fällen Nebenwirkungen hervorrufen, zum Beispiel

  • Schweißausbrüche
  • Hautreaktionen
  • Juckreiz
  • Starkes Herzklopfen

Sehr hoch dosierte Injektionen können mit diesen Nebenwirkungen einhergehen:

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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