Vitamin-D-Überdosierung: Symptome und Folgen
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Vitamin-D-Überdosierung: Symptome und Folgen

Mit ein paar Vitaminen kann man im Winter nichts verkehrt machen? Leider doch. Eine Überdosierung von Vitamin D zum Beispiel kann gravierende Folgen haben. Aber wie viel ist zu viel und welche Nebenwirkungen machen sich bei den frei verkäuflichen Sonnenpillen bemerkbar?

Ab welchem Wert liegt eine Überversorgung mit Vitamin D vor?

Wie viel Vitamin D zu viel ist, darüber streiten Wissenschaftler angeregt. In den USA und Kanada werden beispielsweise wesentlich höhere Grenzwerte angegeben als in Europa. Gemessen wird in Nanogramm je Milliliter Blutserum.

  • 20 bis 80 ng/ml gelten gemeinhin als normal und gesund.
  • Bei mehr als 88 ng/ml besteht eine tolerierbare Überversorgung.
  • Ab 150 ng/ml kommt es zu einer Vitamin-D-Vergiftung.
  • Über 280 ng/ml kann der Kalziumkreislauf lebensgefährlich aus dem Gleichgewicht geraten.

Wie kann es zu einer Vitamin-D-Vergiftung kommen?

Stark vom Normalwert nach oben hin abweichende Werte kommen auf folgende Arten zu Stande:

  • Der Patient nimmt über lange Zeit enorme Mengen Vitamin D zu sich (chronische Hypervitaminose).
  • Aufgrund einer Stoßtherapie (das über 100-fache des Tagesbedarfs) kommt es spontan zu einer Überdosis.
  • Es liegt eine andere Erkrankung vor, die den Kalziumhaushalt beeinflusst und mit dem Vitamin D und dessen Vorstufen in Wechselwirkung tritt.
  • Der Patient hat genetisch bedingt viele Vitamin-D-bindende Proteine im Körper und dadurch eine überdurchschnittlich hohe Vitamin-D-Aufnahmefähigkeit.
  • Eine genetisch bedingte Störung hemmt den Vitamin-D-Abbau.

Bestimmte Medikamente verstärken die Wirkung von Vitamin-D-Präparaten, sodass die Neben- und Wechselwirkungen der Arzneimittel zu einer Überdosis führen können, selbst wenn die zugeführte Vitamin-D-Menge grundsätzlich nicht problematisch wäre. Zu diesen Medikamenten gehören:

  • Kortison
  • Schlafmittel
  • Anti-Epileptika
  • Diuretika (harntreibende Mittel)

Eine Vitamin-D-Überdosis aufgrund von zu viel Sonneist bei gesunden Menschen ausgeschlossen. Auch über die Ernährung ist eine Vergiftung im Grunde unmöglich, da selbst Vitamin-D-reiche Lebensmittelkaum in ausreichend großer Menge konsumiert werden können.

Symptome einer Vitamin-D-Überdosierung

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Menschen mit einer Vitamin-D-Vergiftung (Hypervitaminose) enden nicht selten im Krankenhaus.

Eine Überdosierung von Vitamin D kann mit einer Reihe von Anzeichen einhergehen, die für sich allein genommen eher diffus sind, weshalb die Ursache oft nicht gleich erkannt wird:

  • Herz-Kreislauf-Beschwerden
  • Müdigkeit
  • Fieber
  • Schwindel
  • Muskelschwäche
  • Bauchschmerzen
  • Verstopfung
  • Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Niereninsuffizienz, Nierensteine
  • Osteoporose
  • Psychose
  • Einlagerung von Kalzium in weichem Gewebe

Im schlimmsten Fall kann eine Überdosierung mit Vitamin D im Koma enden oder sogar tödlich wirken. Das eigentliche Problem ist unterdessen nicht das Vitamin D selbst, sondern der in der Folge stark erhöhte Kalziumspiegel (Hyperkalzämie). 

Besteht der Verdacht, dass die Beschwerden auf eine Überdosis Vitamin D zurückzuführen sind, bringt ein Vitamin-D-Bluttestschnell Klarheit.

Welche Gegenmaßnahmen sind notwendig?

Ist Vitamin D3 (Calciol) der Auslöser für Vergiftungserscheinungen, ist die Ursache in der Regel eine chronische Überdosierung von Vitamin-D-Präparaten. Dann helfen:

  • Präparate absetzen
  • Ernährungsumstellung: Essen Sie kalziumarm.
  • Nieren durchspülen: Trinken Sie viel.
  • Medikamente: Cortein, Calcitonin und Colestyramin können einen langfristig erhöhten Kalziumspiegel senken.

Halten Sie auf jeden Fall Rücksprache mit Ihrem Arzt, bevor Sie derartige Maßnahmen ergreifen.

Die Vergiftungserscheinungen können auch durch Calcitriol ausgelöst werden – die letzte Synthesestufe des Sonnenhormons. Da der Stoff binnen einiger Stunden wieder zerfällt, reicht dann meist eine ärztliche Überwachung. Ganz selten kann eine Blutwäsche notwendig sein.

Die Gefahren einer Überdosis werden vielfach unterschätzt

Vitamin D erfährt in den letzten Jahren einen Hype – ähnlich wie es zuvor schon mit Vitamin C und Vitamin E der Fall war. Extrem hohe Vitamin-D-Blutwerte werden als erstrebenswert angepriesen und viele Menschen nehmen gerade im Winter präventiv Vitamin-D-Präparate ein – meist ohne Rücksprache mit dem Hausarzt oder einem Endokrinologen. Dabei gibt es keine wissenschaftlichen Belege über die gesundheitlichen Vorteile und selbst über die idealen Blutwerte zum Erhalt der Normalfunktion wird unter Forschern diskutiert.

Der Grund für den plötzlichen Wunsch nach hohen Werten rührt teilweise sicherlich auch aus folgendem Missverständnis: Viele Jahre lang empfahl die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine tägliche Zufuhr von 5 µg (200 I.E.) Vitamin D – zusätzlich zum körpereigenen Vitamin D. 2012 wurde die Empfehlung dann in folgender Form ausgegeben: Es sollten täglich 20 µg (800 IE) zugeführt werden – allerdings gesetzt den Fall, dass der Körper aus irgendeinem Grund kein eigenes Vitamin D bilden kann.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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