Vitamin-B1-Mangel: Symptome erkennen
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Vitamin-B1-Mangel: Symptome erkennen

Ein Vitamin-B1-Mangel kommt in Deutschland selten vor. Tritt er dennoch auf, hat die Unterversorgung aber schnell gravierende Auswirkungen auf das Nervensystem, die Psyche sowie Herz und Kreislauf. Damit das nicht passiert, ist es wichtig, die Symptome rechtzeitig zu deuten.

Symptome bei Vitamin-B1-Mangel

Vitamin B1 (Thiamin) ist als Coenzym am Energiestoffwechsel beteiligt, hat eine Funktion als Neurotransmitter und spielt eine Rolle bei der Bildung der Botenstoffe Serotonin und GABA (γ-Aminobuttersäure). Kurzum: Wenn dieses Vitamin fehlt, kann eine ganze Reihe von Prozessen im Köper nicht mehr ausgeführt werden. Entsprechend vielfältig und gravierend können die Symptome eines Vitamin-B1-Mangels ausfallen.

Psychische Beeinträchtigungen:

  • Depressionen
  • Reizbarkeit
  • Vergesslichkeit
  • Verwirrtheit
  • Müdigkeit
  • Schlafprobleme

Verändertes Essverhalten:

  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit
  • Gewichtsverlust

Muskel- und Nervenprobleme:

  • Muskel- und Nervenschmerzen
  • Muskelschwäche bis hin zu Lähmungen
  • Taubheitsgefühle vor allem in den Extremitäten
  • Wadenkrämpfe

Herz-Kreislauf-Symptome:

  • Verdickung der Herzmuskeln (Hypertrophe Kardiomyopathie)
  • Herzvergrößerung (Dilitative Kardiomyopathie)
  • Herzversagen
  • Herzrasen
  • Ödeme
  • Atemnot

Vitamin-B1-Mangel bei Babys

Babys werden über die Muttermilch mit Thiamin versorgt. Hat die Mutter einen entsprechenden Mangel, ist auch ihr Kind automatisch unterversorgt. Das kann sich unter anderem in folgenden Symptomen äußern:

  • Trinkunlust/Appetitlosigkeit
  • vermehrtes Erbrechen
  • Apathie
  • Unruhe
  • Herzversagen

Vitamin-B1-Mangel kann auch durch die Verwendung von falscher Säuglingsnahrung entstehen: Üblicherweise ist die mit Vitamin B1 angereichert. Eine Studie der Universität Tel Aviv aber befasste sich mit einem traurigen Fall: 2004 wurden dort etliche Kinder mit Motorikproblemen ins Krankenhaus gebracht. Es stellte sich heraus, dass sie alle dieselbe Babynahrung erhalten hatten – in der Vitamin B1 komplett fehlte. Nach einer Behandlung mit Thiamin erholten sich einige Kinder, andere behielten schwere Schäden zurück und einige verstarben. Die Überlebenden haben häufig noch Jahre später Probleme mit der Feinmotorik und dem Gleichgewichtssinn.

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Egal, ob Sie stillen oder Babynahrung nutzen: Achten Sie auf die ausreichende Versorgung mit Vitamin B1.

Schwerwiegende Formen von Thiamin-Mangel

Es gibt drei besonders gravierende Formen von Vitamin-B1-Mangel, deren Krankheitsbilder eigene Namen erhalten haben:

  • Beriberi: eine schwere Erkrankung, die sich vor allem durch einen wackeligen Gang äußert und häufig auf die einseitige Ernährung mit weißem Reis zurückzuführen ist.
  • Korsakow-Syndrom: eine schwere Gedächtnisstörung, die durch den Missbrauch von Alkohol oder anderen psychoaktiven Substanzen ausgelöst wird.
  • Wernicke-Enzephalopathie: Schwellungen und Einblutungen des Gehirns aufgrund des durch Vitamin-B1-Mangel gestörten Kohlenhydratstoffwechsels.

Ursachen für eine Vitamin-B1-Unterversorgung

Grundsätzlich gibt es drei mögliche Ursachen für eine Unterversorgung mit Vitamin B1:

  • zu geringe Zufuhr über die Nahrung
  • Aufnahmestörung
  • erhöhter Bedarf, der über die normale Nahrung nicht gedeckt werden kann

Mit einer ausgewogenen Ernährung ist es problemlos möglich, den Thiamin-Bedarf zu decken, denn fast alle Lebensmittel enthalten Vitamin B1 – Hülsenfrüchte zum Beispiel sogar besonders viel. Zu einem nahrungsbedingten Vitamin-B1-Mangel kommt es hierzulande vor allem aufgrund von:

  • Essstörungen
  • schlechten Ernährungsgewohnheiten – oft eine Begleiterscheinung von Suchterkrankungen

Eine Aufnahmestörung kann dazu führen, dass der Körper das Vitamin B1 nicht mehr gut aus der Nahrung ziehen kann. Gründe dafür können sein:

  • geschädigte Darmschleimhaut – häufig bei Alkoholikern der Fall, aber auch bei chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Chron und Zöliakie
  • verringerte Aufnahmefähigkeit im Darm – etwa altersbedingt oder durch Medikamente
  • häufiges Erbrechen
  • starker Konsum bestimmter Lebensmittel – schwarzer Tee, Kaffee, Betelnüsse, roher Fisch und Muscheln

Die genannten Lebensmittel enthalten ein Enzym, das Thiamin spaltet und somit unbrauchbar macht. Auf Tee und Kaffee verzichten müssen Sie deshalb aber nicht. All diese Nahrungsmittel sind nur in großen Mengen problematisch.

Der Tagesbedarf an Vitamin B1 ist sehr von der individuellen Lebensweise abhängig. Einen erhöhten Bedarf haben auf jeden Fall:

  • Schwangere und Stillende
  • Leistungssportler
  • Menschen, die sich sehr kohlenhydratreich ernähren, da der Kohlenhydratstoffwechsel viel Thiamin verbraucht.

Behandlung der Mangelerscheinungen

Ein diagnostizierter Vitamin-B1-Mangel muss schnell behandelt werden, da die körpereigenen Reserven maximal zwei bis drei Wochen vorhalten. Als Sofortmaßnahme wird Vitamin B1 als Nahrungsergänzungsmittel gegeben – meist direkt ins Blut, gegebenenfalls aber auch als Vitamin-B1-Tabletten. Langfristig reicht bei den meisten Patienten eine Umstellung auf eine ausgewogenere Ernährung. Gerade bei Alkoholikern ist das allerdings leichter gesagt als getan.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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