Zucker und Krebs: Ist Süßes wirklich ein Krebsrisiko?
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Zucker und Krebs: Ist Süßes wirklich ein Krebsrisiko?

Schokoriegel, Kekse, Limo: Was süß und lecker schmeckt, scheint ein Risiko zu bergen: Macht Zucker Krebs? Manche Experten sind überzeugt, andere wiederum beruhigen. Verbraucher sind verunsichert. Zucker und Krebs: Ist Süßes wirklich ein Krebsrisiko?

Einige Studien sehen Zucker als Krebsrisiko

2018 stellten belgische Wissenschaftler die Ergebnisse einer neun Jahre andauernden Studie vor, die in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht wurde. Zucker stimuliert das Tumorwachstum, so das Fazit der Forscher. Denn: Krebszellen verstoffwechseln größere Zuckermengen als gesunde Zellen. Damit reiht sich die Studie in ältere Untersuchungen ein, die ebenfalls krebserregende Effekte durch Zucker feststellten.

Auf Zucker verzichten: Was sagen Krebsexperten?

Viele Krebsmediziner, darunter auch die Experten am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) sind vorsichtig bei Studien wie dieser. Sie betonen, dass viele der Untersuchungen auf reinen Laboruntersuchungen basieren. Sie betonen, dass es sehr wohl einen Unterschied zwischen dem Nährstoffbedarf von Zellkulturen im Reagenzglas und dem Nährstoffbedarf des menschlichen Körpers gebe.

Fehle Zucker im Körper hätte das nicht nur für die Krebszellen Folgen, sondern auch für gesunde Zellen. Nicht umsonst sei der Körper, genauer die Leber, in der Lage, Zucker zu bilden. Außerdem lasse sich die Ernährungsweise nicht eins zu eins auf die Körperzellen übertragen. Es stimme zwar, dass Krebszellen Zucker benötigten. Das heiße aber nicht, dass Zucker das Wachstum der Krebszellen antreibe. Hierzu sei noch eine Menge Forschung nötig.

Die Frage, ob man den Tumor besonders "füttert", wenn man Kohlenhydrate und insbesondere Zucker aufnimmt, ist dagegen nach wie vor offen. Bisher gibt es keine Studiendaten, die hierauf eine pauschale, einfache und für alle Patienten passende Antwort bieten würden.
— Krebsinformationsdienst (KID) am Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Ernährung gegen Krebs: Gesund ernähren und entspannt bleiben

Die Krebsexperten des DKFZ raten, sich nicht durch gut gemeinte, aber nicht begründbare Diätwarnungen unter Druck setzen lassen – sowohl als Gesunder als auch als Krebskranker. Die meisten Krebspatienten brauchen Kohlenhydrate, um ihren Körper zu stärken und in der belastenden Behandlungssituation nicht weiter abzunehmen. Die Idee, den Krebs auszuhungern, sei nicht mit aktuellen Forschungen zu stützen, so die Experten. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist für den Körper wichtig, um bei Kräften zu bleiben und mit allen wichtigen Nährstoffen und den nötigen Kalorien versorgt zu sein. Nur so hat er Kraft im Kampf gegen den Krebs.

So steht beispielsweise bisher nicht fest, ob Krebszellen grundsätzlich auf den Entzug von Kohlenhydraten oder "Zucker" so empfindlich reagieren, wie es häufig propagiert wird. Ebenso ist fraglich, ob eine ketogene Diät nur mit den besonderen Produkten möglich ist, die für diese "Krebsdiät" beworben werden: Fachleute gehen davon aus, dass sich diese besondere Kostform auch mit ganz normalen Lebensmitteln durchführen lässt. Noch sind viele Fragen zur ketogenen Diät offen, und aussagekräftige Studien mit vielen Krebspatienten gibt es bisher kaum.
— Krebsinformationsdienst (KID) am Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Eine spezielle Krebsdiät? Gibt es nicht

Eine klassische Krebsdiät gibt es nicht. Zucker ist dem DKFZ zufolge genauso wenig "giftig" wie etwa Schweinefleisch, obwohl beide Aussagen in vielen Diätratschlägen zu finden sind. Ebenso häufig wird Krebspatienten von Kaffee oder Nachtschattengewächsen wie Kartoffeln und Tomaten abgeraten. Was ist da dran? Ein stichhaltiger Grund für diese Einschränkung des Speiseplans gibt es dem DKFZ zufolge nicht.

Wie viel Zucker am Tag ist erlaubt? Empfehlung der DGE

Generell ist es für die Gesundheit förderlich, den Zuckerverzehr zu reduzieren. Zucker hat eine hohe Energiedichte. Wer mehr Kilokalorien aufnimmt, als sein Körper verbraucht, nimmt zu. Übergerwicht  zählt zu den bedeutenden Risikofaktoren bei der Krebsentstehung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät, im Rahmen einer gesunden Ernährung die Aufnahme von freiem Zucker pro Tag auf maximal zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr zu beschränken. Diese Empfehlung entspricht bei einer Gesamtenergiezufuhr von 2000 Kilokalorien pro Tag einer maximalen Zufuhr von 50 Gramm freien Zuckern. Dazu gehören Monosaccharide und Disaccharide ebenso wie Honig, Sirupe, Fruchtsäfte und Fruchtsaftkonzentrate.

Ein großer Anteil der Zufuhr freier Zucker stammt in Deutschland aus Süßwaren (36 %) und zuckerhaltigen Getränken wie Fruchtsäften und Nektaren (26 %) sowie Limonaden (12 %). Insbesondere der hohe Konsum zuckerhaltiger Getränke kann zu einer positiven Energiebilanz und in der Folge erhöhtem Körpergewicht sowie gesteigerten Krankheitsrisiken führen.
— Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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