Hodenkrebs: Ursachen, Symptome & Behandlung
Hodenkrebs-Ursachen: Wie entsteht Hodenkrebs?
Etwa 80 Prozent der von Hodenkrebs betroffenen Männer sind jünger als 50 Jahre. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 37 Jahren. Das Risiko an Hodenkrebs zu erkranken, steigt, wenn eine erbliche Veranlagung besteht oder wenn bestimmte Vorerkrankungen vorliegen. Der Lebensstil hat Krebsexpert:innen zufolge keinen Einfluss auf die Entstehung von Hodenkrebs. So haben Männer ein erhöhtes Risiko, an einem Hodenkarzinom zu erkranken, …
- bei denen der Vater oder Bruder Hodenkrebs hatte.
- die einen angeborenen Hodenhochstand (Maldescensus testis) haben – auch wenn dieser behandelt wurde.
- die eine Hodenfehllage wie Leisten- oder Pendelhoden haben.
- die bereits auf einer Seite Hodenkrebs hatten.
- die eine Fruchtbarkeitsstörung haben. Männer, bei denen in der Samenflüssigkeit keine oder zu wenig Spermien nachgewiesen werden können, haben ein erhöhtes Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken.
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU) empfiehlt Männern, die zur Risikogruppe gehören, zusätzlich zur regelmäßigen Selbstuntersuchung eine fachärztliche Abklärung durch eine Urologin oder einen Urologen wahrzunehmen.
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Hodenkrebs = Keimzelltumor?
Bei den meisten Betroffenen geht der Tumor von den Keimzellen des Hodens aus, also dem Gewebe, in dem die Hoden Samenzellen produzieren. Diese Form des Hodenkrebses wird daher auch als Keimzelltumor bezeichnet. Wie die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. mitteilt, sind nur etwa sieben Prozent der Krebserkrankungen des Hodens auf eine andere Tumorart zurückzuführen. Während der Krebs im Frühstadium noch auf den Hoden begrenzt ist, kann er sich im weiteren Verlauf der Krebserkrankung ausdehnen und in umliegendes Gewebe hineinwachsen, etwa in die Nebenhoden, den Samenstrang oder Lymphgefäße. Gelangen die Krebszellen über die Lymphgefäße in die Blutbahn, können sie in den Körper streuen und Tochtergeschwülste bilden, sogenannte Metastasen. Je weiter fortgeschritten die Krebserkrankung ist, desto intensiver ist die Therapie und desto schwieriger die Heilung.
Rauchen, Alkohol & Co.: Welche Rolle spielt der Lebensstil bei Hodenkrebs?
Nach bisherigen Kenntnissen hat der Lebensstil keinen Einfluss auf das individuelle Risiko, an Hodenkrebs zu erkranken. Rauchen, Alkohol und Radfahren beispielsweise erhöhen das Hodenkrebs-Risiko nach derzeitigem Kenntnisstand nicht. Hodenkrebs kann auch rein zufällig entstehen – ohne dass eine erbliche Veranlagung oder eine Vorerkrankung besteht, welche Hodenkrebs begünstigen kann.
Hodenkrebs: Symptome, bei denen Männer aufmerksam werden sollten
Das typische Hodenkrebs-Symptom ist eine schmerzlose Schwellung innerhalb des Hodensacks. Weitere Symptome, die auf Hodenkrebs hindeuten können, sind:
- eine Größenzunahme des Hodens
- ziehende Schmerzen im Bereich des Hodens – die möglicherweise auch in die Leiste ziehen
- ein Schweregefühl
- tastbare schmerzlose Verhärtungen/Knoten innerhalb des Hodens
- äußere Veränderungen des Hodensacks
Auch kann es bei Hodenkrebs zu Flüssigkeitsansammlungen im Hoden kommen. Möglich ist auch, dass sich die Brustdrüsen vergrößern und Schmerzen in der Brust entstehen. Hinter einem unerfüllten Kinderwunsch (Unfruchtbarkeit) kann ebenfalls ein Hodenkarzinom stecken. Bemerken Männer ein oder mehrere Hodenkrebs-Symptome bei sich, sollten sie diese ohne Aufschub von einem Urologen oder einer Urologin in Ihrer Nähe abklären lassen.
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Die Selbstuntersuchung des Hodensacks: So funktioniert sie
Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. und der Berufsverband der Deutschen Urologen e. V. empfehlen, die Selbstuntersuchung der Hoden einmal im Monat durchzuführen – am besten unter der Dusche, weil die Haut des Hodensacks durch die Wärme entspannt und die Hoden gut tastbar sind. Bei der Tastuntersuchung der Hoden sollten Männer wie folgt vorgehen:
- Zuerst Hodensack und Hoden in der geöffneten Handfläche von unten betasten und leicht auf und ab bewegen, um ein Gefühl für Gewicht und Größe der Hoden zu bekommen.
- Dann jeden Hoden einzeln abtasten, indem diese zwischen Daumen (oben) sowie Zeige- und Mittelfinger (unten) hin und her gerollt werden. Unebenheiten und knotige Veränderungen lassen sich so gut tasten. Achtung: Die „Mütze“, die oben auf der Außenseite der Hoden liegt, ist der Nebenhoden. Er kann leicht mit einem auffälligen Befund verwechselt werden.
- Eine abschließende Untersuchung vor dem Spiegel hilft, eine mögliche Schwellung im Bereich des Hodensacks zu erkennen.
Verdacht auf Hodenkrebs: Tumormarker AFP, ß-HCG & Lactatdehydrogenase
Kommt ein Mann mit Verdacht auf Hodenkrebs zu einem Urologen oder einer Urologin, wird dieser:diese ebenfalls die Hoden abtasten und anschließend per Ultraschall (Sonographie) untersuchen. Das bildgebende, schmerzlose Verfahren gibt erste Hinweise auf ein möglicherweise vorliegendes Hodenkarzinom. Ebenfalls bekommt der Mann Blut abgenommen: Bei manchen Männern mit Hodenkrebs lassen sich sogenannte Tumormarker im Blut nachweisen.
Zwei Drittel aller Hodentumoren bilden die Tumormarker Alpha-Fetoprotein (AFP) und beta-humanes Choriongonadotropin (ß-HCG). AFP ist ein Eiweißstoff, der sonst nur während der Schwangerschaft nachweisbar ist. Entarten die spermienproduzierenden Keimzellen im Hoden, wie dies zum Beispiel bei einem Hodentumor der Fall ist, können die AFP-Werte ansteigen. Das Hormon ß-HCG wird während der Schwangerschaft im Mutterkuchen gebildet. Ist dieses Hormon bei einem Mann nachweisbar, kann dies auf Hodenkrebs hindeuten. Bei Verdacht auf Hodenkrebs sowie bei vorliegendem Hodenkrebs wird in der Regel ein weiterer Laborwert bestimmt: die Lactatdehydrogenase(LDH). Über den Wert können Expert:innen abschätzen, wie groß der Tumor ist.
Sichere Hodenkrebs-Diagnose nur durch Operation
Ob tatsächlich Hodenkrebs vorliegt, kann nur eine Untersuchung des Hodengewebes sicher zeigen. Bei dem Eingriff unter Vollnarkose nimmt ein:e Chirurg:in einen kleinen Schnitt in der Leiste vor, um die Hoden freizulegen. Zeigt der Eingriff ein Krebswachstum, wird der bösartige Tumor zusammen mit dem betroffenen Hoden und dem Samenstrang entfernt. Ärzt:innen nennen diese Operation „Orchiektomie“.
In unsicheren Fällen kann ein:e Patholog:in während der Operation unter dem Mikroskop eine Gewebeprobe auswerten und den Tumor in gut- oder bösartig einordnen. Ebenso kann eine kleine Gewebeprobe aus dem anderen Hoden entnommen werden, um zu schauen, ob dieser ebenfalls Krebszellen hat. Nach Angaben der Stiftung Deutsche Krebshilfe ist in etwa fünf Prozent der Fälle im anderen Hoden Krebsvorstufen nachweisbar.
Im Rahmen einer anschließenden Computertomographie des Becken-, Bauch- und Brustraums, kurz CT, untersuchen die behandelnden Ärzt:innen, ob der Krebs bereits gestreut hat, also Krebszellen zu anderen Organen gewandert sind.
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Hodenkrebs behandeln: Führt die Hodenkrebs-Therapie zur Unfruchtbarkeit?
Ob die Hodenkrebsbehandlung zur Unfruchtbarkeit führt, lässt sich pauschal nicht beantworten. Etwa die Hälfte der Männer weist zum Zeitpunkt der Diagnose bereits eine eingeschränkte Fruchtbarkeit auf. Die Entfernung eines einzelnen Hodens hat der Interdisziplinären Arbeitsgruppe Hodentumoren zufolge „keinen Einfluss auf die Potenz eines Mannes“. Der Wunsch nach Sexualität, die Erektion, das sexuelle Erleben, die Spermienproduktion, die Ejakulation, und die Fertilität, also die Fähigkeit Kinder zu zeugen, bleibe durch die einseitige Orchiektomie „meist unbeeinflusst“. Die Hodenkrebs-Therapie kann die Fruchtbarkeit und die Sexualität vor allem dann einschränken, wenn ergänzend zur Operation weitere Krebstherapien durchgeführt werden müssen. Den individuellen Behandlungsplan bespricht der behandelnde Arzt oder die Ärztin mit dem Betroffenen.
Wie stark die Fruchtbarkeit möglicherweise beeinträchtigt werden kann, ist unter anderem abhängig vom Krebsstadium und der notwendigen Behandlung. Strahlentherapie und Chemotherapie – sollten sie notwendig sein – wirken sich deutlich auf die Fruchtbarkeit aus. Konnte der Tumor operativ nicht vollständig entfernt werden und sind noch Tumorzellen verblieben oder wurden Metastasen nachgewiesen, kommen weitere Therapiestrategien in Betracht, die ebenfalls die Fruchtbarkeit beeinträchtigen können. Frühestens sechs Monate nach Abschluss der Krebsbehandlung -nach einer Chemo- oder Strahlentherapie frühestens nach etwa zwölf Monaten – kann eine Samenanalyse durchgeführt werden, um zu schauen, ob und wie stark die Krebstherapie die Fruchtbarkeit beeinträchtigt hat.
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Kryokonservierung: Samenzellen einfrieren lassen
Männer, die noch Kinder haben möchten, sollten sich vor der Behandlung mit den Ärzt:innen darüber unterhalten, wie sich die Fruchtbarkeit erhalten lässt und welche Möglichkeiten es gibt, den Kinderwunsch dennoch zu erfüllen. Eine Option kann beispielsweise das Einfrieren einer Samenprobe sein, Kryokonservierung genannt. So können Samenzellen für eine spätere künstliche Befruchtung erhalten bleiben. In der Regel bezahlen die Krankenkassen die Kosten für die Kryokonservierung. Unter anderem sind Andrologen (Ärzte für Männerheilkunde) sowie Kinderwunschzentren auf das Einfrieren von Samenzellen spezialisiert. Wenden Sie sich hierfür an einen Andrologen oder einer Andrologin in Ihrer Nähe.
Probleme beim Samenerguss: mögliche Folge der Hodenkrebs-Behandlung
Neben Unfruchtbarkeit kann die Behandlung des Hodenkarzinoms mit weiteren Komplikationen verbunden sein. So birgt jeder operative Eingriff an sich bereits ein gewisses Risiko. Auch eine Vollnarkose ist mit möglichen gesundheitlichen Gefahren verbunden. Im Anschluss an den Eingriff können Wundheilungsstörungen auftreten. Auch ist nicht auszuschließen, dass sich die Wunde entzündet. Ebenso birgt eine Strahlen- oder Chemotherapie Nebenwirkungen. So kann es bei einer Strahlentherapie beispielsweise zu Schmerzen, Hautschäden, Störungen des Magen-Darm-Trakts sowie Entzündungen der Harnblase kommen. Häufige Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fatigue (extreme Müdigkeit) sowie eine erhöhte Infektanfälligkeit. Der:Die Ärzt:in klärt im Vorfeld darüber auf.
Des Weiteren können Probleme beim Samenerguss eine Folge der Krebstherapie sein. Müssen Lymphknoten aus dem hinteren Bauchraum entfernt werden, können Nerven geschädigt werden, die beim Samenerguss maßgeblich beteiligt sind. Das kann dazu führen, dass Männer Probleme beim Samenerguss bekommen. Ein Orgasmus kann dennoch erlebt werden, denn dieser ist unabhängig vom Samenerguss. Ebenfalls kann es sein, dass der verbliebene Hoden nicht genug Testosteron bildet. Fehlt das männliche Sexualhormon, können gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck, Übergewicht und fehlender sexueller Antrieb auftreten. Es gibt die Möglichkeit, Testosteron über Medikamente zuzuführen. Auch hier berät der:die behandelnde Ärzt:in, welche Möglichkeiten im individuellen Fall bestehen.
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Wie sind die Heilungschancen von Hodenkrebs?
Im Alter von 20 bis 44 Jahren ist Hodenkrebs die häufigste Krebserkrankung des Mannes, so das Bundesministerium für Gesundheit. Die Heilungschancen sind gut: „Hodenkrebs gehört zu den Tumorerkrankungen mit den höchsten Überlebenswahrscheinlichkeiten. Insgesamt überleben 96 von 100 Betroffenen“, so die Patientenleitlinie „Hodenkrebs“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Stiftung Deutsche Krebshilfe.
Hodenkrebs: Hilfe bei emotionalen Krisen und psychischen Tiefpunkten
Die Diagnose Hodenkrebs ist für die meisten Männer ein Schock. Zu Sorgen und Ängsten gesellen sich viele Fragen: Kann ich noch Kinder bekommen? Kann ich nach der Hodenkrebsbehandlung normal Sex haben? Muss ich eine Inkontinenz befürchten? Hat der Krebs gestreut? Welche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen hat die Therapie? Die Behandlung ist neben der körperlichen Belastung auch seelisch für viele Männer schwer. Die Partnerschaft steht mit der Diagnose Krebs ebenfalls vor Herausforderungen und auch der Familienalltag muss umstrukturiert werden, um die Behandlung in das Leben einbinden zu können. Psychische Unterstützung finden Betroffene und Angehörige unter anderem bei psychosozialen Krebsberatungsstellen sowie in psychoonkologische Praxen.
Nachsorge nach der Hodenkrebs-Behandlung
Die Behandlung einer Krebserkrankung ist körperlich wie psychisch belastend. Für betroffene Männer mit Hodenkrebs gibt es die Möglichkeit der Rehabilitation (Reha) in einer Reha-Klinik. Der Aufenthalt dient der Erholung von der Erkrankung. Um einen Reha-Aufenthalt zu beantragen, wenden sich Betroffene an ihre:n behandelnde:n Ärzt:in, welche die Notwendigkeit der Maßnahme bescheinigt. Auch der Kliniksozialdienst der Krankenhäuser, örtliche Krebsberatungsstellen sowie die Krankenkassen beantworten Fragen zur Reha. An die Rehamaßnahmen schließt eine regelmäßige Nachsorge an. Diese hat das Ziel, einen möglichen Rückfall (Rezidiv) möglichst frühzeitig zu erkennen. Ebenso dient die Nachsorge dazu, Spätfolgen der Krebserkrankung und der Krebstherapie vorzubeugen, zu erkennen und zu behandeln.
Quellen: