Brustkrebs beim Mann: Auf diese Warnzeichen sollten Männer achten
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Brustkrebs beim Mann: Auf diese Warnzeichen sollten Männer achten

In Deutschland erkranken dem Krebsinformationsdienst (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zufolge etwa 700 Männer an Brustkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei rund 70 Jahren. Doch auch jüngere Männer können Brustkrebs bekommen. Oft ist es ein auffälliger Tastbefund, welcher Männer in die ärztliche Praxis führt. Neben einer knotigen Veränderung des Brustgewebes gibt es weitere Brustkrebs-Warnzeichen, die Männer ernstnehmen sollten.

Brustkrebs beim Mann: seltene Krebserkrankung

Auch beim Mann können sich im Brustgewebe bösartige Zellen bilden. Brustkrebs beim Mann gehört zu den seltenen Krebserkrankungen: Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwas mehr als 700 Männer an Brustkrebs. Im Vergleich: Pro Jahr erhalten ungefähr 70.500 Frauen die Brustkrebsdiagnose. Rund jede achte Frau in Deutschland erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Da Männer ebenso wie Frauen Brustgewebe haben, können auch sie an bösartigen Tumoren der Brust erkranken.

Bis zur Pubertät sind die weibliche und die männliche Brust nahezu gleich. Erst durch die Bildung weiblicher Sexualhormone mit der Pubertät beginnen sich die Milchgänge, das Drüsengewebe und das Binde- und Fettgewebe bei den jungen Frauen auszubilden. Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. zufolge, finden sich die Anlagen der Milchgänge auch beim Mann – und genau hier hätten 90 Prozent der Brustkrebserkrankungen ihren Ursprung, da die Milchgangzellen besonders anfällig für die Entwicklung von Brustkrebs seien.

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Brustkrebs bei Männern: Risiko erhöhter Östrogenspiegel

Bei den meisten betroffenen Männern lässt sich keine Ursache der Krebserkrankung nachweisen. Es bleibt unklar, warum sich der Krebs beim Mann entwickelt hat. Bei manchen Männern ist die Krebserkrankung auf Risikofaktoren wie ein hormonelles Ungleichgewicht, genetische Faktoren oder bestimmte Vorerkrankungen zurückzuführen.

Meist ist ein Ungleichgewicht von männlichen und weiblichen Geschlechtshormonen die Ursache der Tumorbildung in der männlichen Brust. Männer produzieren ebenso wie Frauen das Geschlechtshormon Östrogen. Normalerweise ist die Östrogenbildung deutlich geringer als bei Frauen. Ein erhöhter Östrogenspiegel beim Mann erhöht das Risiko für Brustkrebs. Ursachen für eine vermehrte Östrogenproduktion können beispielsweise bestimmte Hodenerkrankungen in der Kindheit, starkes Übergewicht, eine Lebererkrankung sowie das sogenannte Klinefelter-Syndrom sein.

Männer mit Klinefelter-Syndrom weisen ein oder mehrere zusätzliche weibliche X-Chromosomen auf und haben damit ein erhöhtes Brustkrebsrisiko.

— Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Jede 10. Brustkrebserkrankung beim Mann ist genetisch bedingt

Eine weitere bedeutende Einflussgröße sind genetische Faktoren. Laut dem Krebsinformationsdienst ist schätzungsweise jede zehnte Brustkrebserkrankung beim Mann genetisch bedingt. Eine bedeutende Rolle kommt Veränderungen in den sogenannten Brustkrebsgenen zu, den BRCA-Genen (englisch breast cancer genes).

Männer mit einer erblichen Veränderung in einem der „Brustkrebs-Gene“ BRCA-1 oder BRCA-2 haben ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Es gibt noch weitere Veränderungen im Erbmaterial, die jedoch seltener vorkommen und weniger Einfluss auf das Brustkrebsrisiko nehmen.

— Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Diese Vorerkrankungen und Lebensstilfaktoren erhöhen das Brustkrebsrisiko beim Mann

Bestimmte Vorerkrankungen erhöhen das Risiko bei Männern, an Brustkrebs zu erkranken. Dazu gehören unter anderem Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion, Prostatakrebs, eine Hodenentzündung als Kind und vermutlich Leberzirrhose (Schrumpfleber). Auch wird die Einnahme von Testosteron als Brustkrebs-Risikofaktor beim Mann diskutiert. Besonders im Bodybuilding-Bereich wird Testosteron häufig eingenommen. Auch für die Einnahme von Anabolika gilt das Risiko als erhöht. Ebenso erhöhen bestimmte Lebensstilfaktoren das Brustkrebsrisiko beim Mann, darunter Bewegungsmangel, Übergewicht, ein hoher Alkoholkonsum sowie Rauchen. Übrigens: Übergewicht fördert die Östrogenbildung.

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Welche Symptome bei Brustkrebs beim Mann?

Da der bösartige Tumor in der Brust bei Männern selten ist, wird er oft erst recht spät entdeckt. Viele Männer spüren die Veränderung in der Brust nicht und wenn sie eine Verhärtung ertasten, denken sie oftmals nicht an eine Krebserkrankung. Eine späte Diagnose kann die Heilungschancen beeinträchtigen. Als das wichtigste Warnzeichen für Brustkrebs beim Mann gilt eine einseitige, schmerzlose Verhärtung in der Brust. Diese ist meist im Bereich zwischen Brustwarze und Achselhöhle tastbar.

Auch Veränderungen der Brustwarze wie Flüssigkeitsabsonderung, Blutungen, Einziehung oder eine nicht abheilende Entzündung sowie Schorfbildung gehören zu den Warnsignalen. Bei etwa der Hälfte der von Brustkrebs betroffenen Männer sind die Achsellymphknoten befallen. Somit sind auch geschwollene Lymphknoten in der Achselhöhle ein Warnzeichen.

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Nicht immer handelt es sich bei Veränderungen der Brust um Brustkrebs. Ebenso kommen Zysten und gutartige Bindegewebswucherungen als Ursache in Betracht. Es ist in jedem Fall ratsam, Veränderung der Brust ärztlich untersuchen zu lassen. Je früher Krebs entdeckt wird, desto besser sind in der Regel die Behandlungsmöglichkeiten. Männer können sich an ihre hausärztliche Praxis wenden oder eine:n Androlog:in oder Urolog:in aufsuchen. Im Falle einer Brustkrebsdiagnose können sich Betroffene an Krebsberatungsstellen oder Psychoonkolog:innen wenden. Eine gute Anlaufstelle für die ausführliche Untersuchung und weitere Behandlung sind zertifizierte Brustzentren.

— Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)

Wie wird Brustkrebs beim Mann behandelt?

Laut dem Krebsinformationsdienst richtet sich die Behandlung von Brustkrebs bei Männern überwiegend nach den Empfehlungen für Frauen nach den Wechseljahren – mit einem Unterschied: Während bei Frauen die brusterhaltende Therapie Standard ist, wird Männern in der Regel die gesamte Brust entfernt (Mastektomie). Im Rahmen der Operation werden auch benachbarte Lymphknoten aus der Achselhöhle entnommen. Da bei Männern sehr viel weniger Brustgewebe vorhanden ist als bei Frauen, lässt sich die Entfernung der gesamten Brust mitsamt der Brustwarze meist nicht vermeiden. Bei sehr kleinen Tumoren ist unter Umständen eine brusterhaltende Operation möglich. 

Je nachdem, wie der Befund nach durchgeführter Operation von ärztlicher Seite eingestuft wird, können weitere Therapien notwendig sein, zum Beispiel, wenn das Risiko für einen Rückfall trotz Operation als hoch eingestuft wird oder der Tumor sehr aggressiv ist. Zu den möglichen Therapien gehören Bestrahlung und Chemotherapie. Da bei den meisten Männern der Tumor hormonabhängig wächst, ist oft zudem eine antihormonelle Therapie empfohlen, bei welcher dem Tumor das Östrogen entzogen wird.

Die Behandlungsangebote für betroffene Männer beschränken sich nicht allein auf die medizinische Therapie. Während des Klinikaufenthaltes können Krebspatienten Kontakt zu Psychoonkologen aufnehmen, die bei der psychischen Krankheitsbewältigung helfen.

— Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Um sicherzugehen, dass es sich bei dem Befund tatsächlich um Brustkrebs handelt, nehmen Ärzt:innen eine kleine Gewebeprobe aus der Brust. Diese Gewebeentnahme wird Biopsie genannt. Nur mit Hilfe einer mikroskopischen Gewebeuntersuchung kann eine gesicherte Diagnose erfolgen.
Besteht der Verdacht, dass die Tumorzellen bereits in andere Körperbereiche gestreut und dort Metastasen (Tochtergeschwüre) gebildet haben, werden spezielle bildgebende Verfahren eingesetzt, darunter die Computertomografie und die Knochenszintigraphie, um einen möglichen Befall sichtbar zu machen. Die bildgebenden Untersuchungen sind schmerzlos. Das gilt auch für die Ultraschalluntersuchung, die meist als erstes Untersuchungsverfahren bei Verdacht auf Brustkrebs beim Mann eingesetzt wird.
Nach Abschluss der Brustkrebs-Erstbehandlung haben betroffene Männer in der Regel Anspruch auf eine Rehabilitationsmaßnahme, kurz Reha. Diese kann in spezialisierten Reha-Kliniken oder im Rahmen einer ambulanten Rehabilitation erfolgen. Die "Reha" hilft den Männern, sich körperlich zu erholen und die Rückkehr in den Alltag vorzubereiten. Auch wird wichtiges gesundheitsförderndes Wissen vermittelt, etwa zu Bewegung und Ernährung. Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen begleiten den Prozess und helfen nicht nur, eventuelle Rückfälle frühzeitig zu erkennen, sondern nehmen auch mögliche Folgen der Erkrankung und ihrer Behandlung in den Blick. Das schließt auch seelische Belastungen mit ein.

Quellen:

Interview mit Dr. Susanne Weg-Remers, die Leiterin des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

krebsinformationsdienst.de: „Brustkrebs (Mammakarzinom)“. Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

krebsinformationsdienst.de: „Männer mit Brustkrebs“. Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

krebsinformationsdienst.de: „Brustkrebs beim Mann“. Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

krebsinformationsdienst.de: „Diagnose Krebs – wie geht es jetzt weiter?“. Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).

brustkrebs-beim-mann.de: „Symptome“. Online-Information des Netzwerks Männer mit Brustkrebs e. V.

brustkrebs-beim-mann.de: „Risikofaktoren“. Online-Information des Netzwerks Männer mit Brustkrebs e. V.

krebsgesellschaft.de: „Brustkrebs bei Männern“. Online-Information der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.

dshs-koeln.de: „Anabole Wirkstoffe“. Online-Information der Deutschen Sporthochschule Köln.







Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
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