Risikofaktoren einer Fehlgeburt
Wenn das Erbgut zum Risiko wird
Die meisten Embryonen sterben ab, weil in der Erbgutkombination von Mutter und Vater schwerwiegende Fehler vorliegen. Dadurch sind viele bereits in frühen Stadien nicht mehr überlebensfähig. Bei einer Frau lässt sich die Qualität der Eier nur bei einer in vitro-Fertilisation beurteilen. Für Männer ist das wesentlich einfacher: Mikroskopische Untersuchungen des Spermas geben Auskunft über Missbildungen sowie Zahl und Beweglichkeit der Spermien. Mindere Spermaqualität kann gehäuft auftretende Frühaborte erklären.
Alkohol, Nikotin und Drogen
Häufigste Ursache für Fehlgeburten ist Alkoholkonsum in der Schwangerschaft. Alkohol, Rauchen und Drogen beeinträchtigen das Erbgut der Eizellen und die Vitalität des Embryos. Gleiches gilt für die Spermaqualität beim Mann. Mutationen der DNA führen zu schweren Entwicklungsschäden, Frühgeburten und Fehlbildungen - umso trauriger, als dass sie sich eigentlich leicht vermeiden lassen. Über die Auswirkungen übermäßigen Koffeingenusses streiten sich die Mediziner.
Wenn die Hormone verrückt spielen
Während der Schwangerschaft fahren die Hormone Schlitten - werdende Mütter wissen von morgendlicher Übelkeit und anderen Schwangerschaftsanzeichen ein Lied zu singen. Eine Gelbkörperschwäche mit zu geringer Produktion von Gestagenen ist problematisch, da diese Schwangerschaft aufrechterhalten und eine Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut wie in der Menstruation verhindern. Insulin und Schilddrüsenhormone beeinflussen zusätzlich die Funktion des Gelbkörpers. Daher können unbehandelter Diabetes und schlecht eingestellte Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) Fehlgeburten verursachen.
Stress und traumatische Ereignisse
Stress und traumatische Ereignisse beeinflussen den Hormonhaushalt in dramatischer Weise. Akute psychische Belastungen durch Unfälle, Krankheiten oder Todesfälle in der Familie sind altbekannte Auslöser von Früh- und Fehlgeburten.
Risikofaktor Anatomie
Abnorme Gestalt der Gebärmutter erhöht die Wahrscheinlichkeit von Fehlgeburten. Besonders hervorzuheben ist die "zweihörnige Gebärmutter" (Uterus bicornis), die anstelle der typischen umgedrehten Birnenform zwei Schläuche aufweist. Diese häufige Fehlbildung geht auf unsere Vorfahren zurück. Für mehrere kleine Embryonen war diese Form ideal, für einen einzelnen, vergleichsweise riesigen Fötus ist sie denkbar ungeeignet, da es darin mit der Zeit eng wird. Bei einem Uterus bicornis sind relativ späte Aborte möglich.
Wenn Myome Ärger machen
Myome sind gutartige Wucherungen der Gebärmuttermuskulatur. Was sonst nur selten Probleme bereitet, kann bei ungünstiger Lage die Blutversorgung über die Plazenta behindern und Entwicklungsstörungen oder Fehlgeburten verursachen.
Je mehr Schwangerschaften...
Als häufiger Grund für Frühgeburten gelten Schwächen des Gebärmutterhalses. Sind Muskulatur und Bindegewebe nur ungenügend ausgeprägt, weitet der wachsende Fötus den Muttermund. Das begünstigt eine vorzeitige Geburt und Infektionen durch aus der Scheide aufsteigende Keime. Zu Gebärmutterhalsschwäche und Weitung des Muttermundes führen auch vorangegangene Schwangerschaften. Daher werden Fehlgeburten mit steigender Zahl an vaginalen Geburten immer wahrscheinlicher.
Fehlgeburten durch Infektionen mit Bakterien und Viren
Bakterien gelangen durch den Muttermund in die Gebärmutter und sorgen dort für Entzündungsreaktionen, die die Schwangerschaft gefährden. Vor allem Streptokokken, eigentlich normale Hautbewohner, werden so zu einem Problem.Noch wesentlich schlimmer sind die Folgen von Erregern sexuell übertragbarer Erkrankungen, allen voran Gonokokken (Tripper), Chlamydien (Chlamydiose) und Treponemen (Syphilis). Ebenso gefährden Virusinfektionen das Kind, vor allem Herpesviren und Hepatitisviren, Röteln, Windpocken, Papillomaviren und das Zytomegalievirus. Sie alle können Entwicklungsstörungen und Fehlgeburten auslösen.
Immunsystem und Rhesus-Faktor
Das Kind ist dem Immunsystem der Mutter fremd, denn mütterlicher und kindlicher Blutkreislauf sind in der Plazenta streng voneinander getrennt sind und tauschen lediglich Sauerstoff und Nährstoffe gegen Kohlendioxid und Stoffwechselendprodukte.Die berüchtigtste Abwehrreaktion ist die Rhesus-Unverträglichkeit. Verläuft die erste Schwangerschaft einer Rhesus-negativen Mutter mit einem Rhesus-positiven Kind noch unauffällig, kommt das mütterliche Immunsystem bei der Geburt mit Rhesus-positiven Erythrozyten des Kindes in Kontakt. Die daraufhin gebildeten Antikörper greifen weitere Rhesus-positive Schwangerschaften an und verursachen durch Auflösung der roten Blutkörperchen Fehlgeburten. Mit einer rechtzeitigen Rhesusprophylaxe nach einem Antikörper-Suchtest lässt sich die Produktion solcher Antikörper verhindern.
Eisenmangel und andere Mangelerscheinungen
Das Kind isst mit - und sorgt bei seiner Mutter häufig für Mangelerscheinungen. Reichen die Reserven nicht aus, stört das die Entwicklung und erhöht das Risiko von Fehlgeburten.An erster Stelle steht Eisenmangel. Eisen ist ein wichtiger Kofaktor des für den Gastransport zuständigen roten Blutfarbstoffes Hämoglobin. Während der Schwangerschaft steigt die Blutmenge um rund 40 Prozent an und erhöht den Eisenbedarf.
Sind die körpereigenen Reserven aufgebraucht und reicht der Nachschub nicht aus, kommt es zu Blutarmut (Anämie). Zu wenige rote Blutkörperchen mit zu wenig Hämoglobin können die Sauerstoffversorgung des wachsenden Fötus nicht gewährleisten.Ähnliche Risiken birgt ein Mangel an Vitamin B12, Folsäure oder Jod, bei deren Fehlen es zu schweren Entwicklungsstörungen kommt.
Risikofaktor Medizin
Einige medizinische Untersuchungen erhöhen das Fehlgeburtsrisiko. Das gilt vor allem für die Gewinnung von Zellen für zytologische Untersuchungen durch Amniozentese des Fruchtwassers oder Chorionzottenbiopsie der Plazenta.Weitere Risikofaktoren sind alle Formen ionisierender Strahlen, vor allem Röntgen und Computertomographie. Daher fragen die Einverständniserklärungen vor jeder Untersuchung nach möglichen Schwangerschaften.
Ultraschalluntersuchungen sind hingegen harmlos und lassen sich beliebig oft wiederholen. Zahlreiche Medikamente sind für das Kind schädlich. Schwangere Frauen sollten daher genauestens Rücksprache mit ihrem Gynäkologen halten, welche Arzneimittel sie verwenden dürfen und welche nicht. Das gilt nicht nur für Tabletten und Tropfen, sondern auch für Salben und homöopathische Präparate.