Fehlgeburt: Diagnose und Behandlung
Körperliche Untersuchung bei Verdacht auf eine Fehlgeburt
Der Gynäkologe nimmt eine eingehende körperliche Untersuchung vor. Dazu gehört die Abtastung des Bauches (Palpation). So kann er feststellen, ob Wehentätigkeit oder Schmerzen vorhanden sind. Bei einer Infektion reagiert der Unterleib äußerst empfindlich auf Berührungen.In einem solchen Fall überprüft der Arzt die Scheide nach Anzeichen einer Infektion. Zugleich sucht er nach Blut und Gewebe, die von einer Fehlgeburt herrühren könnten. Stellt er Blut fest, muss er die Quelle ausfindig machen.Wichtig ist vor allem die Begutachtung des Muttermundes, der bis zur Geburt geschlossen bleiben sollte. Eine vorzeitige Weitung erhöht das Risiko einer Fehlgeburt beträchtlich. Im Muttermund finden sich gegebenenfalls Blut und Gewebereste eines Abortes oder Eiter einer Infektion.
Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
Nicht nur zum "Baby gucken": In der Schwangerschaft ist die Ultraschalluntersuchung das wichtigste diagnostische Verfahren. Im Gegensatz zu Röntgen und CT ist die Sonographie für Mutter und Kind unschädlich, egal wie oft das Verfahren zum Einsatz kommt. Anhand des Ultraschallbildes kann der Gynäkologe Fötus, Fruchtblase, Nabelschnur und Plazenta wie auch die umgebende Gebärmutter beurteilen.Im Ultraschall lassen sich Bewegungen und Herzschlag des Kindes beobachten. Zudem kann der Arzt Wachstumsparameter wie die Scheitel-Steiss-Länge (SSL) bestimmen, mit Richtwerten vergleichen und Wachstumsverzögerungen feststellen. Ebenso sind Fehlbildungen erkennbar, die zu frühzeitigem Absterben und Fehlgeburt führen können.
Bestimmung des Schwangerschaftshormons Choriogonadotropin
Das von Schwangerschaftstests bekannte Schwangerschaftshormon Choriogonadotropin (hCG) findet sich nur so lange im Blut, wie ein lebender Embryo vorhanden ist. Spätestens ab der fünften Schwangerschaftswoche ist es in Urin und Blut nachweisbar.Besteht Verdacht auf eine Fehlgeburt oder ein hohes Risiko, lässt der Frauenarzt den hCG-Titer im Blut bestimmen. Erst im zweiten Trimenon fährt der Körper die Produktion des Schwangerschaftshormons herunter. Fällt der Choriogonadotropin-Spiegel im Blut deutlich früher ab, gilt das ein Hinweis auf einen Abort.
Blutwerte in der Schwangerschaft: Hinweise auf Infektionen und Entzündungen
Weitere Blutwerte sind bei Infektionen und Entzündungen erhöht, so die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), C-reaktives Protein (CRP) und Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG). Sie lassen sich in einer Blutprobe aus der Armvene leicht bestimmen.
Schwangerschaft und Mangelerscheinungen: Eisenmangel und Blutarmut
Häufig leiden Frauen in der Schwangerschaft an Mangelerscheinungen, da das wachsende Kind mitversorgt werden muss. Am weitesten verbreitet ist Eisenmangel, an dem viele Frauen durch ihren monatlichen Blutverlust ohnehin häufig leiden. Die Blutwerte der Transport- und Speicherformen Transferrin und Ferritin geben Auskunft über verbleibende Eisenreserven.Eisen benötigt der rote Blutfarbstoff Hämoglobin zum Sauerstofftransport. Sind die körpereigenen Vorräte aufgebraucht und reicht der Nachschub über die Nahrung nicht aus, kommt es zu Blutarmut (Anämie). Diese äußert sich in kleineren roten Blutkörperchen mit weniger Hämoglobin. Dadurch ist der Sauerstofftransport beeinträchtigt, sodass Mütter oft müde und abgeschlagen sind. Dem Fötus drohen Entwicklungsschäden, die Fehlgeburten auslösen können.Eine solche Anämie äußert sich in erniedrigten Blutwerten von Erythrozytenzahl (ERY, RBC), Hämoglobin (Hb) und der Erythrozytenparameter MCH, MCV und MCHC.
Bei Fehlgeburten oft unerlässlich: Ausschabung
Die Ultraschalluntersuchung zeigt, ob Reste von Embryo und/oder Plazenta in der Gebärmutter sitzen. Diese muss der Arzt unbedingt operativ entfernen, da sie zu schweren Entzündungen führen und weitere Schwangerschaften verhindern können. Eine solche Ausschabung (Kürettage) nimmt der Gynäkologe unter Narkose über die Scheide mit speziellen schlingenartigen Instrumenten vor.
Wann ist eine künstliche Geburt nötig?
Hat das Herz infolge einer Entwicklungsstörung seine Tätigkeit nicht aufgenommen oder setzt der Herzschlag aus, ist eine umgehende operative Entfernung der Leibesfrucht notwendig. Bei einem verhaltenen Abort droht eine massive Beeinträchtigung der mütterlichen Blutgerinnung, die tödlich verlaufen kann.Tritt eine solche Fehlgeburt sehr spät auf, kann die Einleitung einer künstlichen Geburt notwendig werden. Das geschieht mit speziellen Wehen-auslösenden Medikamenten oder mittels Kaiserschnitt (Sectio caesarea). Erst danach nimmt der Arzt die Ausschabung der Gebärmutterschleimhaut vor.
Psychosoziale Betreuung nach Fehlgeburt
Nicht zu unterschätzen sind die psychischen Auswirkungen, die eine Fehlgeburt bei der Mutter hat. Viele Frauen benötigen nach dem einschneidenden Ereignis nicht nur die Unterstützung der Familie, sondern professionelle Hilfe. Das kann die Hebamme sein, deren Hilfe jede Frau nach einer Fehlgeburt in Anspruch nehmen darf, ein Psychologe oder eine Selbsthilfegruppe.
Die gute Nachricht: Eine Fehlgeburt ist nicht das Ende!
Eine Fehlgeburt bedeutet nur seltenen, dass eine Frau keine Kinder mehr bekommen kann. Auch wenn der Verlust nur schwer zu verarbeiten erscheint, ist eine erneute Schwangerschaft und ein gesundes Baby immer noch möglich.