Die Behandlung der Eileiterschwangerschaft
Was ist das Ziel der Behandlung einer Eileiterschwangerschaft?
So traurig das für viele Paare sein mag, eine Eileiterschwangerschaft hat keinerlei Aussicht auf eine erfolgreiche Geburt. Beengte räumliche Verhältnisse sorgen dafür, dass beim Auftreten der ersten Probleme die Frucht noch nicht lebensfähig ist. Problematisch wird eine Tubargravidität meist bereits in der vierten Schwangerschaftswoche, spätestens in der achten. In letzterer ist der Embryo mit knapp zwei Zentimetern Scheitel-Steiß-Länge so groß wie eine Bohne und mit zwei bis drei Gramm ebenso schwer. Herz und Nabelschnur haben sich gerade erst gebildet und die Ansätze von Händen und Füßen sind erkennbar. Da der Embryo nicht zu retten ist steht das Leben der Mutter an erster Stelle der Behandlung.
Selten möglich: Abwarten und Beobachten
Diese Variante wählen Ärzte nur selten, da zumeist dringender Handlungsbedarf besteht. Treten keine Beschwerden auf und sinkt der Choriogonadotropinspiegel, deutet das in einem sehr frühen Stadium auf einen vorzeitigen Abort hin. Dann besteht die Chance, dass die Frucht als Fehlgeburt abgeht. Auf jeden Fall muss die Patientin sich selbst sehr genau beobachten und bei Bedarf sofort ihren Arzt aufsuchen.
Medikamentöse Behandlung der Eileiterschwangerschaft
Konnte man die Tubargravidität sehr früh diagnostizieren, lässt sich die Schwangerschaft durch eine Injektion mit Methotrexat (MTX) beenden. MTX ist ein Zytostatikum, das man vor allem in der Chemotherapie von Krebs und bei rheumatischen Erkrankungen einsetzt. Der Folsäureanatagonist verhindert die Zellteilung und lässt den Embryo absterben. Im Vergleich zur Chemotherapie reicht bei einer Eileiterschwangerschaft eine wesentlich geringere Dosis aus.Die Injektion des Methotrexats erfolgt in Armvene, Muskel oder direkt in den Embryo.
Letzteres wird durch eine Ultraschalluntersuchung möglich, bei der sich die Nadel auf einem Bildschirm in Echtzeit beobachten lässt.Die medikamentöse Behandlung hat den Vorteil, dass keine Narben auf der Bauchdecke oder im Eileiter verbleiben wie nach einer Operation. Ersteres ist ein kosmetisches Problem, letzteres erhöht die Wahrscheinlichkeit weiterer extrauteriner Schwangerschaften. Zudem vertragen die Patientinnen den Wirkstoff in der niedrigen Dosierung in der Regel gut.
Was geschieht bei einer Bauchspiegelung?
Eine Methotrexat-Behandlung kann man nicht bei allen Patientinnen durchführen. Verursacht der Embryo durch seine Größe Beschwerden, lässt sich eine Operation nicht mehr umgehen. Meistens erfolgt diese in Form einer Bauchspiegelung (Laparoskopie).
Für einen solchen stationär oder ambulant durchzuführenden Eingriff ist eine Vollnarkose notwendig. Nach der Anästhesie durchsticht der Chirurg mit einer dicken Punktionsnadel nahe am Nabel die Bauchdecke. Von dort aus gelangt er mit dem Endoskop ins kleine Becken und an die Eileiter. Dazu pumpt er den Bauch über die innen hohle Punktionsnadel zunächst mit Kohlendioxid auf.
Das geschieht mit einem sterilen Schlauch und einer angeschlossenen Gaspumpe, mit deren Manometer sich der Druck kontinuierlich kontrollieren lässt. Mehrere Liter Gas sorgen dafür, dass sich die Bauchdecke kuppelförmig hebt und der Operateur freien Zugang zu den Organen hat.Hierzu erweitert er die Einstichstelle mit einem Trokar, eine Metallhülse mit spitzem Innenteil, das man nach der Eröffnung entfernt.
Die in der Bauchdecke verbleibende Hülse ermöglicht das Einführen des Laparoskops.Entsprechende Endoskope verfügen über ein optisches Glasfasersystem für Beleuchtung und Bilderfassung mittels Kamera, sodass man die Operation an einem Monitor verfolgen kann. Über einen Arbeitskanal des Laparoskopes lassen sich miniaturisierte Instrumente für die Operation in den Bauchraum einführen.Dieses Verfahren verwendet man nicht nur bei Eileiterschwangerschaften, sondern bei einer Vielzahl gynäkologischer Eingriffe.
Schlüssellochchirurgie bei Eileiterschwangerschaft
Befindet sich der Embryo noch im Eileiter, versucht der Operateur diesen längs aufzuschneiden und den Embryo zu entfernen (Salpingotomie). Gelingt das, lässt sich der Eileiter erhalten. Allerdings besteht das Risiko, dass die Durchgängigkeit für weitere Eier eingeschränkt ist und neuerlich extrauterinen Schwangerschaften auftreten. Meistens ist es notwendig, den Eileiter komplett zu entfernen (Salpingektomie). Solange der gegenüberliegende Eileiter vorhanden ist, bleibt die Gebärfähigkeit erhalten.
Muss man bei einer Eileiterschwangerschaft unbedingt operieren?
Auf jeden Fall, sobald Probleme auftreten, und am besten so früh wie möglich. Ist der Embryo erst einmal abgestorben, steigt das Risiko von Komplikationen. Nekrotisches Gewebe sorgt für Entzündungsreaktionen, die im Bauchraum nur noch schwer in den Griff zu bekommen sind. Die Plazenta mag noch klein sein, aber Beschädigungen des von zahlreichen Kapillaren und Lakunen durchzogenen Organs führen zwangsläufig zu Blutungen. Noch stärker sind diese bei einer Eileiterruptur, die größere Gefäße in der Umgebung beschädigt. Resultierende innere Blutungen führen unbehandelt zu Schock und Kreislaufversagen und enden unbehandelt tödlich.
Kann man bei Eileiterschwangerschaft den Embryo nicht in die Gebärmutter umsetzen?
Eine Frage, die sich vor allem Paare mit jahrelang unerfülltem Kinderwunsch stellen. Leider ist das bisher nicht möglich. Natürlich könnte technisch man den Embryo mitsamt Fruchtblase und Mutterkuchen herausschneiden und in den Uterus verpflanzen. Allerdings ist die Gebärmutterschleimhaut aktuell nicht auf die Versorgung eines Embryos ausgelegt. Das bedarf bereits bei einer normalen Schwangerschaft ausgiebiger Vorbereitungen durch Hormone und Einwachsen von Kapillargefäßen. Solche Gefäße hat die Eileiterschleimhaut bereits gebildet. Daher führt ein Ausschneiden schnell zu massiven Blutverlusten des Embryos. Selbst wenn eine Überbrückung gelänge, würden die Gefäße der Gebärmutterschleimhaut nicht für die Versorgung ausreichen. Bereits wenige Minuten Sauerstoffunterversorgung führen zu nachhaltigen Schädigungen des Embryos und töten ihn ab.
Wie ist die Prognose nach Behandlung der Eileiterschwangerschaft?
Bei rechtzeitiger und erfolgreicher Therapie sind neuerliche Schwangerschaften problemlos möglich. Je nach bereits bestehenden und durch die Behandlung neu hinzugekommen Risikofaktoren besteht jedoch die Gefahr einer erneut auftretenden extrauterinen Gravidität. Daher sollten sich Frauen nach einer durchstandenen Eileiterschwangerschaft engmaschig von ihrem Frauenarzt überwachen lassen.