Die Hausgeburt: Darauf sollten Sie achten
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Die Hausgeburt: Darauf sollten Sie achten

In Deutschland beträgt die Rate der jährlichen Hausgeburten zwischen rund 10.000 und 12.500, Tendenz sinkend. Die Meinungen zu Hausgeburten sind geteilt. Viele Ärzte sind der Meinung, eine Geburt gehört ins Krankenhaus, um Risiken und unerwartete Komplikationen rechtzeitig behandeln zu können. Hebammen kämpfen für mehr Hausgeburten. Sie sehen eine Entbindung als natürlichen Prozess an. Die Betroffenen, nämlich die Schwangeren selbst, stehen zwischen zwei Fronten. Die folgende Übersicht liefert notwendige Informationen und kann hilfreich bei der Entscheidung für oder gegen eine Hausgeburt sein. 

Die Entscheidung, im Krankenhaus oder zuhause zu entbinden

Die Entscheidung für eine Hausgeburt wird manchmal aus dem Wunsch heraus getroffen, die Geburt weniger als Krankheit zu empfinden, die behandelt werden muss. Dieses Gefühl wird notgedrungen durch das Krankenhaus-Umfeld vermittelt. Psychisch kann eine Hausgeburt also Entstressung bedeuten. Tritt ein unvorhergesehener Notfall auf, kann die Hausgeburt rasch eine zusätzliche psychische Belastung darstellen und Panik auslösen. Dennoch: Ist eine Hausgeburt grundsätzlich medizinisch unbedenklich, hat die schwangere Frau das Recht, sich für den Ort der Entbindung frei zu entscheiden. 

Vorteile einer Hausgeburt

- Die Hebamme ist rund um den Geburtstermin in Bereitschaft

 - 1:1 Betreuung: Die Hebamme konzentriert sich rein auf die Gebärende

- Kein wechselndes Personal

- Keine krankenhausspezifischen Geräusche

- Individuelle Wünsche können besser berücksichtigt werden

- Sind bestimmte Risikofaktoren ausgeschlossen, ist eine Hausgeburt nicht gefährlicher als in einem Krankenhaus

- Privatsphäre und vertraute Umgebung

Nachteile einer Hausgeburt

- Die Kosten für eine Hausgeburt werden nur teilweise von gesetzlichen Krankenkassen erstattet

- Fehlende medizinische Versorgung bei spontanen Komplikationen

- Keine PDA (Periduralanästhesie) möglich

- Starke Schmerzmittel können nicht verabreicht werden

- Zeitverzögerung bei akuten Notfällen durch den Transport

Was muss man bei einer Hausgeburt beachten?

Durch die enge Bindung von Hebamme und der Schwangeren bei der Hausgeburt sollte die Wunsch-Hebamme schon im frühen Stadium der Schwangerschaft aufgesucht werden. Im Vorfeld entscheiden Arzt und Hebamme, ob eine Hausgeburt aus medizinischer Sicht infrage kommt. Auch die Hebamme kann im Zweifelsfall die Betreuung der Hausgeburt ablehnen.Ist die Hausgeburt medizinisch freigegeben, steht der weiteren Planung nichts mehr im Weg. Die Hebamme begleitet von der Frühschwangerschaft bis zur Entbindung und bis zum Ende der Wochenbett-Phase.

Sie besichtigt die Räumlichkeiten, in der die Entbindung wunschgemäß stattfinden soll, klärt mit der Schwangeren und den Angehörigen über die notwendige Ausstattung für die Geburt auf. Es empfiehlt sich, trotz der Entscheidung für eine Hausgeburt, die Geburt im Krankenhaus bekanntzugeben und gegebenenfalls anzumelden. Im Notfall veranlasst die Hebamme den Transport ins Krankenhaus. Sie ist verpflichtet, bei spontanen Komplikationen kein Risiko einzugehen und die Schwangere dem Krankenhaus zu übergeben. 

Für wen eignet sich eine Hausgeburt?

Hausgeburten sind indiziert, wenn keine Risikofaktoren vorliegen. Das kann hoher Blutdruck sein, Gestosen, Mehrlingsschwangerschaften, aber auch Komplikationen im späteren Verlauf wie Quer- oder Steißlage des Kindes, Blutungsgefahr, Plazenta vor dem Muttermund (Placenta praevia) oder Krankheiten der Schwangeren, die eine medizinische Betreuung erfordern. Vorangegangene, komplikationslose Geburten sind eine gute Voraussetzung für eine Hausgeburt.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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