Das passiert im Körper bei einer Schwangerschaft
Sperma trifft Ei: Maiglöckchenduft weist den Weg
Beim weiblichen Zyklus setzen die Ovarien ein reifes Ei frei, das Flimmerhärchen in den Eileiter bugsieren. Dort findet die Befruchtung statt. Um den Spermien den richtigen Weg zu weisen, sondert das Ei einen Stoff ab, der in seiner Struktur dem Maiglöckchenduft ähnelt. Sobald das Spermium seine DNA an die Eizelle abgegeben hat, beginnt die Schwangerschaft.
Was ist ein Trimenon/Trimester?
Mediziner teilen die Schwangerschaft in drei Trimester oder Trimenone auf, Abschnitte von jeweils 13 Schwangerschaftswochen (SSW). Von der Befruchtung bis zur Geburt dauert es durchschnittlich 38 Wochen. Da der genaue Termin der Konzeption nicht feststellbar ist, rechnet man ab dem Tag der letzten Regelblutung 40 Wochen oder 280 Tage. Demzufolge findet die Befruchtung in der 2. SSW statt.
Schwangerschaftstest positiv!
Die befruchtete Eizelle (Zygote) teilt sich und bildet einen Zellhaufen, den man als Maulbeerkeim (Morula) bezeichnet. Etwa am sechsten Tag nistet sich die nun 150 Zellen große Keimblase (Blastozyste) in die Schleimhaut der Gebärmutter (Uterus) ein (Nidation). Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Produktion des Schwangerschaftshormons Choriogonadotropin (hCG), das der Gebärmutter signalisiert: Achtung, Embryo eingenistet - Schleimhaut nicht abstoßen, sondern weiter aufbauen!
Die Monatsblutung bleibt aus und die erfolgreiche Befruchtung lässt sich mit einem Schwangerschaftstest über Choriogonadotropin in Blut oder Urin nachweisen. Zugleich stimuliert hCG die Bildung von Progesteron, das weitere Eisprünge verhindert. Nach zwei Wochen ist die Einnistung abgeschlossen. Dann bilden sich aus der Blastozyste Embryo und Plazenta und die verbindende Nabelschnur. Die Plazenta koppelt mütterlichen und embryonalen Blutkreislauf und stellt Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Embryos sicher.
Hormone in der Achterbahn: Übelkeit und Lust auf Saures
Hormone sind höchst empfindliche Stellschrauben im Stoffwechsel. Niemand weiß das besser zu beurteilen als eine Frau im ersten Trimenon. Progesteron und hCG führen dazu, dass der weibliche Stoffwechsel Achterbahn fährt. Die Folge: Schwangerschaftsanzeichen in Form von Kopfschmerzen, Hitzewallungen, Übelkeit und Erbrechen, letztere vor allem morgens nach dem Aufstehen. Nachts kämpfen Schwangere mit Schlafstörungen.
Progesteron verlangsamt die Darmtätigkeit und verursacht Blähungen und Verstopfungen. Den Partner irritieren Stimmungsschwankungen, Schwangerschaftsdepressionen und sonderbare Essgelüste mit Appetit auf Rollmöpse und Schokolade oder bestimmte Obstsorten. Heißhunger ist die Folge des schnell sinkenden Insulinspiegels - das Kind isst mit und sorgt für schnellen Abbau der Blutglukose. Die Hormone verändern den pH-Wert der Schleimhäute und verstärken Durchblutung und Flüssigkeitsproduktion der darin befindlichen Drüsen. Im Mund tritt Zahnfleischbluten auf. Bakterien und Pilze haben leichtes Spiel und verursachen Infektionen der Vagina oder Blasenentzündungen, die sich mit Brennen und Juckreiz äußern.
Erste Ultraschallbilder der Schwangerschaft: Das Herz schlägt - bei Junge oder Mädchen?
Die heranwachsende Plazenta beginnt ihren Halteapparat, die Mutterbänder, zu strapazieren. Das resultierende Ziehen in der Leiste verstärkt sich mit zunehmender Größe von Gebärmutter und Kind. Aus dem undifferenzierten Embryo wird ein Fötus, der bis zur 8. SSW die ersten inneren Organe ausbildet. Das Herz beginnt zu schlagen und lässt sich im Ultraschallbild nachweisen. Auch die Gliedmaßen sprießen: Bis zur 12. SSW sind Arme und Beine so weit entwickelt, dass sie sich bei einer Ultraschalluntersuchung Finger und Zehen erkennen lassen. Ebenso entstehen Augen und Ohren. Am Ende des ersten Trimenons ist Junior etwa sechs Zentimeter lang und wiegt um die 14 Gramm.
Herzklopfen und Wadenkrämpfe in der Schwangerschaft
Für die werdende Mama verläuft das zweite Schwangerschaftsdrittel meist angenehmer. Die Plazenta übernimmt die Produktion der schwangerschaftserhaltenden Hormone und fährt das hCG herunter. Dadurch geht die morgendliche Übelkeit zurück. Dauern Übelkeit und Kopfschmerzen weiter an, sollte der Frauenarzt sich das näher anschauen. Möglicherweise liegt eine Schwangerschaftsvergiftung (Gestose) vor.
Eklampsie und HELLP-Syndrom müssen dringend medizinisch behandelt werden. Im zweiten Trimenon bilden sich vermehrt Wassereinlagerungen (Ödeme) sowie Krampfadern und Besenreiser an den Beinen. Herzklopfen entsteht, weil die Pumpe ein um bis zu 40 Prozent erhöhtes Blutvolumen in Bewegung halten muss. Kritisch ist besonders die Rückenlage, da das Kind auf die Hohlvene drückt und den Blutzufluss zum Herzen blockiert. Vor allem nachts häufen sich Wadenkrämpfe als Zeichen eines Magnesiummangels. Davon braucht die werdende Mutter besonders viel, da das Kind große Mengen Calcium, Magnesium und Kalium für sein Wachstum benötigt.
Das große Zappeln
Mama bekommt dieses Wachstum hautnah mit, denn seine neuen Arme und Beine testet das Baby ausgiebig. Schluckauf hat es, da es mit den Bewegungen des Zwerchfells Fruchtwasser ein- und ausatmet. Zudem reagiert es auf Reize wie Licht und Stimmen. Das Wachstum ist rasant - durchschnittlich ein halbes Pfund pro Woche legt der Fötus zu. So etwas dehnt das Bindegewebe von Mamas immer dicker werdendem Bauch, an dem sich Schwangerschaftsstreifen bilden. Die Ultraschalluntersuchung erlaubt ab der 14. SSW eine sichere Aussage darüber, welches Geschlecht das Kind hat.
Am Ende des zweiten Trimenons hat es der Fötus auf ein Pfund Gewicht und eine Scheitel-Steiss-Länge (SSL) von etwa 25 Zentimetern gebracht. Muttis Milchfabrik wächst und beginnt sich unter dem Einfluss von Östrogen und Progesteron auf die Stillzeit vorzubereiten. Das Spannungsgefühl in der Brust nimmt zu. Östrogen verlängert die Lebenszeit der Haare, die dichter werden.
Das kleine Monstrum in meinem Bauch
Im letzten Trimenon legt der Nachwuchs kräftig zu. Zusammen mit der riesig gewordenen Gebärmutter verdrängt er Bauchorgane und Lunge und bringt Mama bei der kleinsten körperlichen Anstrengung zum Japsen. Rückenschmerzen sind die Folge und Wassereinlagerungen nehmen durch steigenden Schwangerschaftsbluthochdruck zu. Viele Frauen klagen über Hämorrhoiden und Blasenschwäche. Aus den weiter anwachsenden Brüsten tritt die erste Vormilch (Kolostrum) aus. Ab etwa der 29. SSW kommt es zu den ersten Vorwehen - die Gebärmutter absolviert ihr Trainingsprogramm für die Geburt und beginnt mit ersten rhythmischen Kontraktionen, die sich bis zum Geburtstermin verstärken.
Lunge ist fertig: Die Geburt kann beginnen
Als letztes Organ ist die Lunge bereit zum Einsatz. Sie ist der Grund, warum Frühgeburten oft nicht lebensfähig sind. Mamas Lunge kann gegen Ende der Schwangerschaft wieder besser durchatmen, da sich die Gebärmutter ins kleine Becken absenkt und weiter oben Platz macht. Zugleich dreht sich das Kind so, dass der Kopf in Schädellage kommt. Eine Steißlage erschwert die Geburt, da sich das Licht der Welt mit dem Kopf voran leichter erblicken lässt.
Die Geburt kündigt sich einige Tage vorher meist durch eine leichte Blutung an, sobald sich der Schleimpfropf vor dem Muttermund löst. Die Eröffnungswehen werden immer stärker und häufiger und weiten den Muttermund. Spätestens mit dem Platzen der Fruchtblase beginnt der Geburtsvorgang, bei dem Presswehen das Kind aus dem Mutterleib befördern.