Analfistel: Was das ist und wie sie behandelt werden kann
Was ist eine Analfistel?
Als Fistel bezeichnet man tunnelartige Strukturen, die bei gesunden Menschen nicht vorkommen. Sie verbinden ein Organ mit einem anderen oder führen nach außen. Im Falle der Analfisteln (Anorektalfisteln) gehen die Verbindungsgänge von den Analdrüsen (Afterdrüsen, Proktodealdrüsen) des Analkanals aus. Sie sind die häufigsten Fisteln überhaupt.
Drüsen am After sind ein Relikt unserer Vorfahren und beim Menschen nur noch rudimentär vorhanden. Ursprünglich erleichterten sie mit ihrem Schleim den Stuhlabgang und dienten mit Geruchsstoffen der Kommunikation - deswegen beschnuppern sich Hunde am Hinterteil.
Analfisteln treten vorwiegend im mittleren Lebensalter auf und machen besonders Männern zu schaffen, da solche Drüsenreste bei ihnen öfter vorkommen als bei Frauen. Problematisch sind sie vor allem, wenn sie den Schließmuskel durchdringen.
Welche Ursachen stecken hinter einer Analfistel?
Menschliche Analdrüsen produzieren nur wenig Sekret. Dadurch dringen leicht Bakterien aus dem Darm ein und vermehren sich in den Drüsengängen. Das ruft Abwehrzellen auf den Plan, die eine Entzündung verursachen. Tote Bakterien, Immunzellen und Gewebsflüssigkeit formen Eiter, der über die Öffnung in den Analkanal abfließt. Die Entzündungsreaktion schmilzt umliegendes Gewebe ein, sodass eine tunnelartige Verbindung zu benachbarten Strukturen entsteht.
Meistens bildet sich ein Analabszess, der sich von der Umgebung abkapselt. Fließt das Sekret nicht ab, nimmt der Druck darin immer mehr zu. Leitet die Fistel ihre Absonderungen über neu entstandene Gänge ab, führt das zu einer Druckentlastung und der Schmerz lässt nach. Eine außen auf der Haut liegende Austrittsstelle ist mit bloßem Auge oft kaum zu erkennen, macht aber mit Eiter und Blut in der Unterwäsche auf sich aufmerksam.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen prädestinieren für diese Vorgänge. Daher leidet bis zur Hälfte der Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa an Analfisteln.
Operationen an Rektum und Anus, Analfissuren oder ein Dammriss während der Geburt können ebenfalls Analfisteln verursachen. Fisteln an Scheide und After bezeichnet man als Rektovaginalfisteln.
Darmkrebs, HIV-Infektion, Chemotherapie oder Bestrahlung beeinträchtigen die Immunabwehr des Darms. Das erleichtert die Bildung von Analfisteln, denn die verbleibenden Immunzellen können sich nur unzureichend um eindringende Bakterien kümmern.
Welche Symptome ruft eine Analfistel hervor?
Eine sich langsam entwickelnde Analfistel führt anfangs kaum zu Problemen und bleibt oft unbemerkt. Patienten klagen, dass es im After nässt, juckt und schmerzt. Blut und Eiter finden sich auf Stuhl und Kleidung. Bildet sich ein Analabszess, erscheint die betroffene Stelle gerötet und schwillt an. Anfangs sind Spannungsgefühl, Verhärtungen und eitriges Sekret auffällig.
Wie bei allen Entzündungen schmerzt die Dehnung des umliegenden Gewebes. Die Schmerzen nehmen erheblich zu, wenn die Stelle zu bluten beginnt und die hier unvermeidlichen Verunreinigungen in die offene Wunde eindringen.
Verletzte Schleimhäute brauchen wesentlich länger zum Verheilen als die verhornte Haut der Oberfläche. Die Entzündungsreaktionen schmelzen das umliegende Gewebe ein und breiten sich weiter aus. Schlimmstenfalls beeinträchtigt das den Schließmuskel und führt zu Stuhlinkontinenz.
Fortschreitende Entzündungen verursachen Fieber mit Schüttelfrost und Krankheitsgefühl. Spätestens dann sollte man den Hausarzt aufsuchen. Dieser schreibt eine Überweisung an einen Gastroenterologen oder Proktologen, der mit speziellen Untersuchungen Hämorrhoidalleiden, Analfissuren und andere Diagnosen ausschließt.
Wie kann sie behandelt werden?
Von selbst verschwindet eine Analfistel nicht. Möglichst frühzeitige Diagnose und Behandlung verbessern das Behandlungsergebnis. Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist es sinnvoll, zunächst die Grunderkrankung zu therapieren. Der Arzt kümmert sich in einem solchen Fall nur dann vorrangig um die Analfistel, wenn sie erhebliche Beschwerden verursacht.
In allen anderen Fällen erfolgt eine operative Beseitigung. Hierzu eröffnet der Chirurg den Abszess und entfernt das Sekret. Den Fistelgang zerstört er mit Laser oder elektrischem Strom oder schneidet ihn vollständig aus (Fistulotomie). Verschließen der offenen Stelle mit Muskel und Schleimhaut verhindert das erneute Eindringen von Bakterien. Bei all diesen Verfahren muss der Operateur auf den Erhalt des Schließmuskels achten, denn bei Durchtrennung droht zeitlebens Stuhlhalteschwäche.
Ist die Nähe zum Ringmuskel problematisch, vermeidet er die Exzision und behilft sich mit einem resorbierbaren Implantat (Fistel-Plug) oder einer Fadendrainage (Seton-Einlage). Im letzteren Fallen fließt das Wundsekret über eine mit einem Faden offen gehaltene Verbindung ab. Dieses Verfahren ist uralt und wurde schon von Hippokrates beschrieben. Vor allem bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist eine solche Langzeitdrainage sinnvoll.
Die vollständige operative Entfernung ist vonnöten, damit die Analfistel nicht chronisch wird und sich immer weiter vergrößert. Ansonsten kann sie sich zu einem bösartigen Karzinom entwickeln oder eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen, wenn Bakterien in die Blutbahn gelangen.