blaues 3d bild von menschlichem körper mit rot markierten stellen an gelenken im arm
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Muskelschmerzen und Rheuma: Was rheumatische Erkrankungen mit den Muskeln machen

Unter dem Oberbegriff „Rheuma“ werden über 100 verschiedene Erkrankungen zusammengefasst. Viele Krankheiten des rheumatischen Formenkreises werden durch Entzündungen hervorgerufen, welche bei den Betroffenen starke Schmerzen in unterschiedlichen Geweben, Knochen, Gelenken und in verschiedenen Körperregionen verursachen. Muskelschmerzen bei Rheuma sind ein häufiges und oft sehr belastendes Symptom. Warum Muskelschmerzen bei Rheuma so häufig sind und was Rheumatikern helfen kann.

Was ist Rheuma?

Wer „Rheuma“ hört, denkt oft zuerst an geschwollene und schmerzende Gelenke bei älteren Menschen. Das liegt daran, dass der Begriff umgangssprachlich für das rheumatische Krankheitsbild „rheumatoide Arthritis“ verwendet wird – das häufigste Krankheitsbild des rheumatischen Formenkreises. Eines der Leitsymptome sind geschwollene, entzündete und bewegungseingeschränkte Gelenke – vor allem an den Händen. Doch Rheuma ist viel mehr.

Über 100 verschiedene Erkrankungen werden unter dem Begriff Rheuma zusammengefasst. Die Diagnose „Rheuma“ beschreibt – so die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. – Erkrankungen des Bewegungsapparates, entzündliche Erkrankungen des Bindegewebes (Kollagenosen) und der Blutgefäße (Vaskulitiden) sowie weitere, seltene entzündliche Erkrankungen des Immunsystems.

Welche rheumatischen Erkrankungen gibt es?

Zu den rheumatischen Erkrankungen gehören unter anderem:

  • Rheumatoide Arthritis
  • Psoriasis Arthritis
  • Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
  • Gicht
  • Morbus Bechterew
  • Sjörgen-Syndrom
  • Arthrosen

Lesetipp: Was ist Morbus Bechterew?

Warum verursacht Rheuma Schmerzen in den Muskeln?

Rheumatische Erkrankungen können in jedem Alter auftreten. Viele verlaufen chronisch-entzündlich. Sie werden als entzündlich-rheumatische Erkrankungen bezeichnet. Andere verlaufen nicht-entzündlich. Betroffen sein können Gelenke, Knochen, weiche Gewebe wie Muskeln und Organe, etwa das Herz, die Augen, die Nieren oder die Lunge. Auch Gefäße können betroffen sein. Rheumatische Erkrankungen, welche die Gefäße betreffen, werden als „Vaskulitiden“ bezeichnet. Begleitsymptome wie rasche körperliche und geistige Erschöpfung, grippeähnliche Schübe, chronische Schmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen machen rheumatische Erkrankungen zu systemischen Erkrankungen. Das heißt: der ganze Körper ist in Mitleidenschaft gezogen.

Muskelschmerzen und Rheuma: ein häufiges Team

Muskelschmerzen sind ein häufiges Symptom entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Diese sind durch eine Autoimmunreaktion des Körpers verursacht: Das Immunsystem stuft eigenes Gewebe fälschlicherweise als fremd ein und bekämpft dieses. Entzündungen entstehen, welche nicht nur starke Schmerzen verursachen und die Beweglichkeit einschränken, sondern auch Gewebeschäden zur Folge haben. Beispiele für entzündlich-rheumatische Erkrankungen sind rheumatoide Arthritis, Psoriasis Arthritis sowie Lupus erythematodes. Sind die Muskeln, also weiches Gewebe, von Rheuma betroffen und schmerzen, sprechen Mediziner auch von Weichteilrheuma oder Muskelrheuma.

Lesetipp: Rheumatoide Arthritis: Ursachen der chronischen Polyarthritis.

Nicht nur die Muskeln schmerzen: Was ist Weichteilrheuma?

Weichteilrheuma umfasst verschiedene rheumatische Erkrankungen von "weichem" Gewebe wie Muskeln, Sehnen, Bändern und Bindegewebe. Sind die Muskeln betroffen, können starke Schmerzen am gesamten Körper auftreten. Manchmal sind nur bestimmte Körperbereiche betroffen und manchmal verspüren die Betroffenen nur einen diffusen Schmerz. Das Schmerzbild bei Rheuma wechselt in der Regel. Es sind oft unterschiedliche Körperbereiche betroffen und auch die Schmerzintensität kann in verschiedenen Krankheitsschüben variieren.

Welcher Arzt hilft bei rheumatischen Erkrankungen?

Für Laien ist es schwer, die rheumatische Erkrankung entsprechend einzuordnen. So lösen Kollagenosen (rheumatische Bindegewebserkrankungen) beispielsweise ebenfalls Weichteilrheuma-typische Beschwerden aus, zählen aber nicht zu Weichteilrheuma, sondern aufgrund ihrer Ursache – ein fehlgesteuertes Abwehrsystem – zu den autoimmun-bedingten, entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, zu denen unter anderem auch die Rheumatoide Arthritis gehört. Zu welcher Gruppe des rheumatischen Formenkreises die Erkrankung im Einzelfall gehört und welche Behandlung die Beschwerden lindern kann, bespricht der Rheumatologe beziehungsweise die Rheumatologin mit dem betroffenen Patienten oder der Patientin.

Lesetipp: Rheumatoide Arthritis: Welche Symptome hat man bei Arthritis?

Rheuma muss behandelt werden - Muskelschmerzen abklären lassen

Schmerzende Muskeln, Gelenke und Müdigkeit sind Symptome, die fast jeder kennt. Nach einer intensiven Sporteinheit, einer anstrengenden Wandertour, nach handwerklichen Tätigkeiten oder nach der Gartenarbeit können Schmerzen auftreten. Wer immer wieder unter unspezifischen Schmerzen in den Gelenken und/oder Muskeln leidet, sollte einen Arzt aufsuchen und der Ursache auf den Grund gehen. Der erste Kontakt kann der Hausarzt oder die Hausärztin sein. Dieser beziehungsweise diese kann bei Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung an einen Facharzt für Rheumatologie, einen Rheumatologen, zur weiteren Untersuchung überweisen.

Es ist wichtig, dass Rheuma frühzeitig erkannt und behandelt wird. Die Entzündungsprozesse bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie Psoriasis Arthritis, Vaskulitis oder Kollagenosen können zu schweren Komplikationen führen, wenn sich Schäden an Muskeln, Sehnen, Geweben, Gelenken, Knochen oder Organen ausbilden. Auch degenerativ-rheumatische Erkrankungen können die Lebensqualität erheblich einschränken, dazu zählt die Arthrose. Gicht und Osteoporose gehören zu den Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden und können ebenfalls starke Schmerzen und Bewegungseinschränkungen aufweisen.

„Rheuma“ ist ein Oberbegriff für über 100 verschiedene Erkrankungen. Mediziner sprechen auch von "Krankheiten des rheumatischen Formenkreises". Es lassen sich vier Gruppen unterscheiden:
1. Entzündlich-rheumatische Erkrankungen (etwa Psoriasis Arthritis, Vaskulitis, Kollagenosen)
2. Degenerativ-rheumatische Erkrankungen (Arthrose)
3. Stoffwechselbedingte rheumatische Beschwerden (etwa Gicht und Osteoporose)
4. Chronische Schmerzsyndrome (Karpaltunnelsyndrom, Tennisarm, chronischer Rückenschmerz,) 

Lesetipp:
Karpaltunnelsyndrom: 5 Ursachen und Risikofaktoren.
Entzündliches Rheuma ist eine systemische (den ganzen Körper betreffende) Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem bekämpft irrtümlicherweise eigenes Gewebe. Die so entstehenden Entzündungen können, bleiben sie unbehandelt, zu schweren, bleibenden Schäden führen. Entzündungshemmende und Immunsystem-hemmende Medikamente (Immunsuppressiva) sind Teil der Rheuma-Behandlung.
Angaben der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. zufolge sind rheumatische Erkrankungen nicht heilbar und verlaufen chronisch. Mit einer auf den Patienten abgestimmten Therapie lässt sich Rheuma in der Regel gut stabilisieren und die Beschwerden verbessern. Zu Beginn der Rheuma-Therapie kann es sein, dass verschiedene Rheuma-Medikamente ausprobiert werden müssen, bis das Präparat gefunden ist, das gut wirkt und bei dem mögliche Nebenwirkungen gering sind. Rheuma-Betroffene können einen langen Behandlungsweg hinter sich haben, bis sie gut eingestellt sind.

Quellen:

rheuma-liga: „Aktiv gegen Rheuma-Schmerzen!“. Online-Information der Deutschen Rheuma-Liga e.V.

rheuma-liga: „Beratung und Begegnung“. Online-Beratung der Deutschen Rheuma-Liga e.V.

dgrh.de: „Über Rheuma“. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V.

patienten-information.de: „Rheuma – wenn die Gelenke schmerzen“. Online-Information des des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung.

patienten-information.de: „Fibromyalgie-Syndrom – wenn Muskeln und Glieder dauerhaft schmerzen“. Online-Information des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin (ÄZQ) im Auftrag von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung.

rki.de: „Rheumatische Erkrankungen“. Übersicht des Robert Koch-Instituts (RKI).

rki.de: „Entzündlich-rheumatische Erkrankungen“. Gesundheitsberichtserstattung des Bundes (PDF), Heft 49. Herausgegeben vom Robert Koch-Institut (RKI).

netdoktor.de: „Weichteilrheuma“. Online-Information von NetDoktor.

gesundheitsinformation.de. „Fibromyalgie“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheit.gv.at: „Die Muskeln“. Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreich.

rheumaliga-schweiz.ch: „Weichteilrheuma“. Online-Information der Rheumaliga Schweiz.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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