Muskelkrämpfe: Wann krampft der Muskel - und was hilft?
Was sind Muskelkrämpfe?
Muskelkrämpfe, medizinisch Crampi genannt, sind plötzliche, schmerzhafte Verkrampfungen der Muskulatur. Sie treten häufig bei sportlicher Überlastung der Muskulatur oder aufgrund von Fehlhaltungen auf. Meist sind Muskelkrämpfe – wenn auch sehr schmerzhaft – harmlos und der verkrampfte Muskel entspannt sich nach wenigen Sekunden bis Minuten. Manchmal allerdings können wiederkehrende Muskelkrämpfe ein Hinweis auf eine Erkrankung sein.
Häufige Ursachen von Muskelkrämpfen
Zu den möglichen Muskelkrampf-Ursachen gehören unter anderem:
- sportliche Überanstrengung
- Verspannungen der Muskulatur (durch zu viel oder zu wenig Bewegung)
- Fehlbelastungen
- Gelenkprobleme
- ein Ungleichgewicht im Mineralstoffhaushalt/ Salzhaushalt (etwa durch starkes Schwitzen)
- Dehydration (ausgetrockneter Körper, meist kombiniert mit einem gestörten Salzhaushalt), oft verursacht durch Durchfälle, Erbrechen oder starkes Schwitzen
- Einnahme bestimmter Medikamente (etwa Diuretika, Statine, Antidepressiva oder Blutdruckmedikamente)
- Eisenmangel
- Nervenstörungen, sogenannte Polyneuropathien
- Schwangerschaft
- Nierenerkrankungen
- Durchblutungsstörungen
- Nervenschädigungen, etwa durch Diabetes mellitus verursacht
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Vermehrte Muskelkrämpfe im Alter
Häufig berichten ältere Menschen von vermehrten Muskelkrämpfen – vor allem nachts und oft in der Wade und im Fuß. Es kann verschiedene Gründe haben, warum Muskelkrämpfe im Alter zunehmen. So können Bewegungsmangel sowie eine unausgewogene Ernährung eine Rolle spielen. Häufig trinken ältere Menschen zudem zu wenig, was den Elektrolythaushalt verschiebt. Fehlbelastungen und Gelenkprobleme sind ebenfalls im Alter häufiger als in jungen Jahren.
Oft sind es auch Medikamente, welche die Krampfneigung erhöhen, etwa:
- bestimmte Blutdrucksenker
- Diuretika (Entwässerungsmittel)
- Cholesterinsenker
- einige Antidepressiva
- Abführmittel
- Magensäureblocker
Auch bestimmte Erkrankungen können Muskelkrämpfe begünstigen, etwa Parkinson, Diabetes mellitus, Nierenerkrankungen, Durchblutungsstörungen und Nervenstörungen.
Wann mit Muskelkrämpfen zum Arzt?
Wer unter wiederkehrenden Muskelkrämpfen leidet, sollte die Ursache von einem Arzt oder einer Ärztin abklären lassen. Der Hausarzt oder die Hausärztin ist meist der erste Kontakt beim Symptom Muskelkrampf. Dieser beziehungsweise diese kann bei Bedarf an andere Fachärzte überweisen, etwa Sportmediziner:innen, Orthopäd:innen, Neurolog:innen oder Diabetolog:innen.
Wer nur hin und wieder Muskelkrämpfe hat, etwa weil er sportlich sehr aktiv ist, muss sich in der Regel keine Sorgen machen. Besonders Sporteinsteiger:innen haben oftmals Krämpfe. Mit zunehmender Kräftigung der Muskeln nimmt meist auch die Krampfneigung ab. Generell sollte man im Training den Muskel zwar fordern, nicht aber überfordern. Ein Muskelkrampf ist ein klares Signal des Körpers: Es ist zu viel.
Muskelkrampf vorbeugen: 5 Tipps
Die folgenden fünf Tipps können Ihnen helfen, das Muskelkrampf-Risiko zu senken:
- Bleiben Sie in Bewegung: Muskeln brauchen regelmäßig Bewegung, sollten aber nicht überfordert werden. Ein gut trainierter Muskel krampft seltener.
- Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit möglichst frischen Lebensmitteln. So versorgen Sie Ihren Körper mit wichtigen Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen. Auch die Proteinzufuhr muss stimmen. Muskeln bestehen zum Großteil aus Eiweiß. Die Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) liegen bei 0,8 bis 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag.
- Trinken Sie genügend. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist für die Muskeln wichtig. Nur dann ist eine störungsfreie Kommunikation beziehungsweise Reizweiterleitung zwischen Nerven und Muskeln möglich. Die DGE rät gesunden Erwachsenen zu einer täglichen Flüssigkeitszufuhr von 1,5 Litern. Bei sportlicher Betätigung und vermehrtem Schwitzen darf es mehr sein. Gut geeignet sind Wasser, Saftschorlen und ungesüßte Tees. Menschen mit Herz- oder Nierenerkrankungen sollten die individuelle Trinkmenge mit ihrem behandelnden Arzt oder ihrer Ärztin besprechen.
- Rauchen Sie nicht. Die im Tabak enthaltenen Giftstoffe stören unter anderem die Durchblutung, was Muskelkrämpfe begünstigen kann. Und verzichten Sie weitestgehend auf Alkohol. Alkohol stört den Mineralstoff- und Flüssigkeitshaushalt.
- Lassen Sie bei Verdacht auf einen Nährstoffmangel ein Blutbild beim Arzt machen. Nehmen Sie bei einem ärztlich diagnostiziertem Nährstoffmangel Nahrungsergänzungen, etwa Magnesium und Kalium, wie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprochen ein.
Lesetipp: Eiweiß macht fit: 7 proteinhaltige Lebensmittel für den Muskelaufbau.
Muskelkrampf lösen: Dehnen hilft
In den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) sind zur Vorbeugung und Behandlung von akuten Muskelkrämpfen regelmäßige passive Dehnübungen, etwa der Wadenmuskulatur, empfohlen. Beugen Sie zum Beispiel Ihren Körpers im Stand nach vorne unten, ohne dass die Fersen den Bodenkontakt verlieren. Auch wenn die Autoren der Leitlinie darauf hindeuten, dass die Wirksamkeit von Dehnübungen in verschiedenen Studien unterschiedlich bewertet wurde, eine klare Evidenz also fehlt, berichten Menschen immer wieder von positiven Effekten von Dehnübungen mit Blick auf die Muskelkrampfhäufigkeit.
Quellen:
Interview mit Professor Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule Köln. Er ist dort Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung und Leiter des Instituts für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation.
msdmanuals.com: „Muskelkrämpfe“. Online-Information von MSD Manual.
gesundheit.gv.at: „Muskelkrampf, -verhärtung & Muskuläre Dysbalancen“. Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs.
gesundheit.gv.at: „Eisen“. Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs.
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN): "Crampi/ Muskelkrampf". AWMF-Leitlinien-Register Nr. 030/037.
dge.de: „Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE“. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE).
dge.de: „Protein“. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).
idw-online.de: „Häufige Wadenkrämpfe – was hilft?“. Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e.V. Veröffentlicht auf idw – Informationsdienst Wissenschaft.