mann wird von person mit blauen handschuhen mit akupunkturnadeln behandelt
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Hilft Akupunktur gegen Muskelschmerzen?

Akupunktur ist eine Therapiemethode aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Hierbei werden feine Nadeln entlang definierter Energiebahnen (Meridiane) in die Haut gestochen. Durch die Stimulierung dieser Akupunktur-Punkte sollen der traditionellen Vorstellung zufolge die Lebensenergie (Chi) aktiviert und verschiedene Beschwerden gelindert werden können. Was sagen Studien: Wie wirksam ist Akupunktur bei Schmerzen wie Muskelschmerzen?

Akupunktur: Schmerzen lindern mit feinen Nadeln?

Aus Sicht der traditionellen chinesischen Medizin durchlaufen verschiedene Energiebahnen den Körper. Sind diese Bahnen blockiert, entstehen Krankheiten und Schmerzen. Durch das Einstechen feiner Nadeln an bestimmten Stellen in die Haut soll die Energie auf den Energiebahnen, den sogenannten Meridianen, wieder in Bewegung kommen – was Körperfunktionen aktivieren, Krankheiten heilen und Schmerzen lindern soll. Wissenschaftlich ist bislang nicht nachgewiesen, dass solche Energiebahnen tatsächlich existieren. Auch ist umstritten, wo genau die Akupunktur-Nadeln eingestochen werden sollen, um bestimmte Wirkungen zu erreichen.

Lesetipp: Die Geschichte der Akupunktur.

Wie wirkt Akupunktur?

Auch wenn bis heute unklar ist, ob und wie genau Akupunktur auf den Körper wirkt: Viele Menschen, die mit Akupunktur behandelt werden, berichten von einer Linderung ihrer Beschwerden. Westliche Mediziner:innen suchen nach Erklärungsansätzen: Möglicherweise werden durch das Einstechen der Nadeln in die Haut bestimmte schmerzstillende Botenstoffe freigesetzt oder die Schmerzweiterleitung wird durch die Nadeln blockiert, was eine schmerzlindernde Wirkung erklären könnte. Denkbar ist auch, dass eine Wirkung auf dem Placebo-Effekt beruht: Also der Glaube des Patienten an eine Wirkung positive Effekte auslöst.

Bei welchen Schmerzen hilft Akupunktur?

Auch wenn es keine Wirkgarantie gibt: Einen Versuch kann Akupunktur wert sein – auch bei Muskelschmerzen. So ordnete die Weltgesundheitsorganisation WHO Akupunktur in den siebziger Jahren als wirksame Methode für bestimmte Beschwerden ein und publizierte eine Indikationsliste. Positive Effekte sollen unter anderem bei Knieschmerzen, Nackenschmerzen und Schmerzen im unteren Rücken erreicht werden können. Das Medizinnetzwerk Cochrane sieht mögliche Verbesserungen bei Leiden wie Migräne oder Spannungskopfschmerzen. Der Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V. (BDA) nennt die Anwendung von Akupunkturnadeln bei Muskelverspannungen.

Akupunktur kann unter anderem eingesetzt werden bei:

  • Kopfschmerzen/ Migräne
  • neurologischen Erkrankungen
  • Lähmungen und Schlaganfall
  • Rheumatoider Arthritis
  • Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz)
  • orthopädischen Erkrankungen
  • Muskelschmerzen
  • Kniearthrose
  • Rückenschmerzen
  • Tennisellbogen
  • Schulterschmerzen
  • Nervenstörungen
  • Atemwegserkrankungen
  • Verdauungsbeschwerden
  • Wechseljahrsbeschwerden
  • Krebsschmerzen
  • Depressionen
  • Übelkeit
  • Asthma
  • Bronchial- und Lungenerkrankungen
  • postoperativen Schmerzen
  • Wehenschmerzen

Lesetipp: Die 4 wichtigsten Akupunkturpunkte am Kopf.

Birgt Akupunktur Risiken?

Bei Akupunktur werden feine Nadeln unterschiedlich tief in die Haut gestochen. Es kann zu Blutungen und kleinen Blutergüssen kommen, ebenso können Schmerzen nach der Behandlung auftreten. Auch Infektionen der Haut sind möglich, wenn nicht mit sterilen Nadeln gearbeitet wird. Verletzungen sind auch dann möglich, wenn die Akupunktur von nicht ausreichend geschulten Personen durchgeführt wird. Werden Nadeln zu tief und falsch gestochen, kann beispielsweise nicht ausgeschlossen werden, dass Organe verletzt werden. Das Risiko für ernste Nebenwirkungen aufgrund von Akupunktur wird Experten zufolge insgesamt aber als eher gering eingeschätzt.

Lesetipp: Akupunktur-Nebenwirkungen: Das kann bei der Akupunktur passieren.

Zahlen die Krankenkassen Akupunktur?

Es gibt Krankenkassen, welche die Kosten ganz oder teilweise übernehmen. Bei anderen Krankenkassen ist für Akupunktur-Behandlungen keine Kostenübernahme vorgesehen. Wer Interesse an Akupunktur hat, etwa aufgrund von Muskelschmerzen oder Migräne, kann mit der Krankenkasse ins Gespräch gehen und fragen, ob Sitzungen bezahlt werden beziehungsweise wie hoch der Eigenanteil ist. Wer eine Krankenzusatzversicherung hat, sollte vor Beginn einer Akupunktur-Behandlung auch dort nachfragen, ob Kosten übernommen werden. Müssen Sie die Kosten selbst tragen, ist es ratsam, beim behandelnden Arzt oder der Ärztin nachzufragen, wie viele Sitzungen vermutlich notwendig sind und welche Kosten auf Sie zukommen.

Wann zahlen Krankenkassen Akupunktur?

Voraussetzung für eine Kostenübernahme von Seiten der Krankenkassen ist, dass qualifizierte Ärzt:innen die Akupunktur durchführen. Dafür müssen diese eine Akupunkturweiterbildung absolviert haben. Behandlungen bei einem Heilpraktiker oder einer Heilpraktikerin werden in der Regel nicht erstattet. Akupunktur ist, so die Verbraucherzentrale Bundesverband, eine mögliche Kassenleistung bei chronischen Schmerzen der Lendenwirbelsäule oder bei Kniegelenksarthrose, wenn die Schmerzen seit mindestens sechs Monaten bestehen. Viele Krankenkassen würden Akupunktur auch bei anderen Erkrankungen oder bei der Geburtsvorbereitung bezahlen oder bezuschussen. Dies geschieht für die Versicherten der jeweiligen Kasse dann als sogenannte freiwillige Satzungsleistung oder im Rahmen von Bonusprogrammen. Fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach.

Quelle: NZZ Format
Wo die Nadeln bei Muskelschmerzen in die Haut gestochen und wie viele Nadeln eingesetzt werden, ist abhängig vom Beschwerdebild und den Punkten auf den Energiebahnen, die aktiviert werden sollen. Vor der Behandlung erklärt der Therapeut oder die Therapeutin, wo und wie tief Nadeln in die Haut eingebracht werden. Möglich ist, die Nadel an den schmerzenden Muskeln zu setzen. Eine andere Variante ist, dass die Nadeln beispielsweise am Ohr gesetzt werden, um von dort über die Energiebahnen bestimmte Körperregionen zu ativieren.
Pro Sitzung bleiben die Nadeln etwa 20 bis 30 Minuten in der Haut. Wie tief die Nadeln eingestochen werden, ob wenige Millimeter oder Zentimeter, hängt vom Beschwerdebild und der Körperstelle ab, die behandelt wird. Möglich ist auch, dass die Nadeln erhitzt werden. Das soll die Wirkung der Akupunktur verstärken.
Lesetipp: Akupunkturpunkte finden: Hier werden Nadeln angesetzt.
Je nachdem wo die Nadeln in die Haut eingestochen werden, wie tief sie in die Haut eingeführt werden und wie das individuelle Schmerzempfinden ist, können Patienten unterschiedliche Schmerzintensitäten spüren. Während manche ein leichtes Piksen wahrnehmen, berichten andere von unangenehmeren Empfindungen. Sprechen Sie in jedem Fall mit der behandelnden Person, wenn Sie vor der Sitzung Fragen haben. Das nimmt Ängste. Wer weiß, was auf einen zukommt, empfindet möglichen Schmerz oft weniger intensiv, weil er entspannter ist.

Quellen:

schmerzgesellschaft.de: „Schmerz und Akupunktur“. Online-Information der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.

who.int: „Standard acupuncture nomenclature: a brief explanation of 361 classical acupuncture point names and their multilingual comparative list“. Online-Publikation (PDF) der Weltgesundheitsorganisation WHO.

g-ba.de: „Akupunktur“. Online-Publikation (PDF) des Gemeinsamen Bundesausschusses.

verbraucherzentrale.de: „Akupunktur: Wann zahlt die Kasse?“. Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband.

gesundheitsinformation.de: „Rücken- und Kreuzschmerzen“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Hilft Akupunktur bei chronischen Nackenschmerzen?“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

pubmed.ncbi.nlm.gov: „Acupuncture for hip osteoarthritis“. Online-Publikation von PubMed.

pubmed.ncbi.nlm.gov: „Acupuncture for depression“. Online-Publikation von PubMed.

Anaesthesisten-im-netz.de: „Muskel- und Gelenkschmerzen“. Online-Information des Berufsverbands Deutscher Anästhesisten e.V. (BDA).

akupunktur-in-berlin.de: „Indikationsliste der WHO für TCM“. Online-Information von Prof. Dr. M. Molsberger, Facharzt für Allgemeinmedizin, Akupunktur und Naturheilverfahren.

quarks.de: „Was man über die Wirksamkeit von Akupunktur wirklich weiß“. Online-Information von Quarks.

ndr.de: „Wie Akupunktur und Akupressur bei Schmerzen helfen“. Online-Information des Norddeutschen Rundfunks (NDR).

aok.de: „Mit Nadelstichen gegen den Schmerz? So funktioniert Akupunktur“. Online-Information der Gesundheitskasse AOK.

carstens-stiftung.de: „Akupunktur und Wissenschaft“. Online-Information der Carstens-Stiftung.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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