Bandscheibenvorfall: Was ist das eigentlich?
Was ist das eigentlich, eine Bandscheibe?
Unsere Wirbelsäule besteht aus 24 Wirbelknochen, zwischen denen Bandscheiben liegen, und acht bis zehn miteinander verschmolzenen Wirbeln, die das Kreuzbein und das Steißbein bilden. Die Wirbelknochen bilden den Wirbelkanal, in dem das Rückenmark liegt, ein dicker Strang aus auf- und absteigenden Nervenfasern.
Bandscheiben bestehen aus einem derben, stoß- und zugfesten Ring aus Faserknorpel mit einem gallertartigen Kern in der Mitte. Sie sind mit den Wirbelknochen nicht fest verwachsen, sondern über Bänder mit ihnen verbunden. Die Bandscheiben tragen zur Beweglichkeit der Wirbelsäule bei und puffern Krafteinwirkungen - etwa beim Gehen - ab.
Wie kommt es zur Schädigung von Bandscheiben?
Schon bei normaler alltäglicher Belastung kann der äußere Faserknorpelring der Bandscheibe im Laufe der Jahre geschädigt werden. Schlecht trainierte Rückenmuskulatur und eine häufige vorgebeugte Körperhaltung können diese Degeneration beschleunigen. An geschwächten Stellen des Faserknorpelrings kann sich - zum Beispiel beim Vorbeugen, wenn gleichzeitig eine schwere Last angehoben wird - der Gallertkern nach außen drücken.
So entsteht zunächst eine Bandscheibenvorwölbung (Protrusion). Viele Menschen, die bereits Protrusionen entwickelt haben, bemerken sie nicht, denn sie verursachen zunächst keine Schmerzen, wenn sie nicht gerade auf eine daneben liegende Nervenwurzel drücken. Bei weiterer Schädigung kann der Faserknorpel reißen und der Gallertkern aus dem Inneren der Bandscheibe austreten. Erst dann spricht man von einem Bandscheibenvorfall (Prolaps).
Was macht den Bandscheibenprolaps so gefährlich?
Riskant ist der Bandscheibenvorfall vor allem deshalb, weil die ausgetretene Gallertmasse auf Nerven drücken kann. Je nachdem, in welche Richtung das Kernmaterial sich schiebt, können Rückenmark oder Nervenwurzeln in Mitleidenschaft gezogen werden. Nervenwurzeln treten auf jeder Etage der Wirbelsäule rechts und links aus dem Wirbelkanal aus. Über aufsteigende Nervenbahnen erreichen Informationen aus den Organen und den Extremitäten - zum Beispiel Tastempfindungen - das Gehirn.
Absteigende Nervenbahnen steuern die Muskulatur und die Organaktivitäten. So kann es zum Beispiel sein, dass es zu starken Schmerzen oder zu Taubheits- oder Kribbelempfindungen kommt, wenn der Prolaps auf aufsteigende sensible Nervenbahnen drückt. Schlimmstenfalls können durch die Gallertmasse Nervenstränge geschädigt werden, wobei es je nach Lage des Vorfalls zu unterschiedlichen Ausfallerscheinungen wie Lähmungen, Empfindungsstörungen, Harn- oder Stuhlinkontinenz oder Bewegungseinschränkungen kommen kann.
Welche Arten von Bandscheibenvorfällen gibt es?
Man unterscheidet Bandscheibenvorfälle nach ihrer Lokalisation und der Richtung der Verschiebung von Gallertmasse aus dem Zentrum der Bandscheibe nach außen (Dislokation). So können Bandscheibenvorfälle grundsätzlich in allen Abschnitten der Wirbelsäule auftreten. Am häufigsten liegen sie jedoch in der Lendenwirbelsäule (LWS, lumbaler Prolaps), gefolgt von der Halswirbelsäule (HWS, zervikaler Prolaps).
Am seltensten treten Bandscheibenvorfälle in der Brustwirbelsäule (BWS, thorakaler Prolaps) auf. Sie können sich nach vorne (ventraler Prolaps), nach hinten (dorsaler Prolaps), mittig (medialer Prolaps) oder seitlich (lateraler Prolaps) ausdehnen, wobei ein ventraler Prolaps in der Regel kaum oder gar keine Beschwerden verursacht, aber auch seltener vorkommt. Bei weitem nicht jeder Bandscheibenvorfall muss operiert werden. Erst wenn bei schwerem Verlauf eine irreversible Schädigung von Nervenwurzeln oder Rückenmark droht, wird in der Regel operiert.