physiotherapeut gibt mann in blauem shirt behandlung mit orangenen hanteln
© SARINYAPINNGAM/ iStock
Letztes Update am: 

Mit Physiotherapie Muskelschmerzen lindern: Das macht der Physiotherapeut

Der Physiotherapeut kann bei Muskelschmerzen in vielen Fällen helfen. Abhängig von der Ursache der Schmerzen wendet er bestimmte Therapien an, welche helfen, die Beweglichkeit und Stabilität der Muskulatur zu unterstützen und die Schmerzen zu verbessern. Wann Physiotherapie bei Muskelschmerzen helfen kann.

Was ist Physiotherapie?

Das Ziel einer physiotherapeutischen Behandlung ist, Schmerzen zu lindern, Verspannungen zu lösen, die schmerzhaften Partien wieder beweglicher zu machen, Gewebe zu dehnen und eine geschwächte Muskulatur zu stärken. Die Übungen, welche Patienten und Patientinnen lernen, sollten diese auch zuhause durchführen, was den Behandlungserfolg nochmal deutlich verbessern kann. Physiotherapie wird zur Behandlung akuter und chronischer Beschwerden eingesetzt, kann aber auch im Rahmen einer Rehabilitation noch einer Operation oder Verletzung. Auch zur Vorbeugung kann Physiotherapie angewendet werden, etwa um das Sturzrisiko bei älteren Menschen zu reduzieren oder um erneuten Schmerzen aufgrund von Verspannungen vorzubeugen.

Der Physiotherapeut kann beispielsweise „Krankengymnastik“ anwenden, also aktive Bewegungsübungen, ebenso Massagen sowie physikalische Anwendungen wie Wärme- und Kältetherapie oder Behandlungen mit elektrischen Reizen. Welche Anwendungen die Physiotherapie begleiten, ist abhängig von der Erkrankung beziehungsweise bei Muskelschmerzen von der Ursache der Beschwerden, ihrer Intensität und dem allgemeinen gesundheitlichen Zustand der zu behandelnden Person.

Wer darf Physiotherapie anbieten?

Ausgebildete Physiotherapeutinnen und -therapeuten dürfen Physiotherapie ebenso anbieten wie medizinisch ausgebildete Masseure und medizinische Bademeister.

Physiotherapie: Nicht nur bei Muskelschmerzen hilfreich

Physiotherapie kann bei unterschiedlichsten Beschwerden Linderung bringen. Physiotherapie kommt häufig zur Anwendung bei:

  • Muskelschmerzen aufgrund von Verspannungen
  • Muskelschmerzen aufgrund von Überlastungen
  • Fibromyalgie-bedingten Muskelschmerzen
  • Verschleiß oder Verletzungen von Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken (etwa Arthrose, Tennisarm)
  • Rückenschmerzen
  • Nackenschmerzen
  • Schulterschmerzen
  • Bandscheibenvorfällen
  • Erkrankungen der Harn- oder Geschlechtsorgane
  • rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis oder Polyarthrose
  • neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder nach einem Schlaganfall
  • Atemwegserkrankungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • älteren Menschen zur Mobilisation
  • Entwicklungsproblemen von Muskeln und Knochen bei Kindern

Lesetipp: Was ist Parkinson?

Krankengymnastik: die wichtigste Säule der Physiotherapie

Physiotherapie bei Muskelschmerzen ist eine sehr häufige Therapieform. Besonders die aktive Bewegungstherapie, umgangssprachlich auch Krankengymnastik genannt, kann bei Muskelschmerzen, die beispielsweise durch Fehlhaltungen, Fehlbelastungen, Verspannungen oder Verletzungen entstanden sind, die Beschwerden verbessern. Dabei können spezielle Trainingsgeräte zum Einsatz kommen. Die Übungen, die der Physiotherapeut gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin durchführt,

  • verbessern die Beweglichkeit,
  • fördern die Durchblutung des Gewebes,
  • trainieren die Muskelkraft,
  • dehnen verkürzte Muskelfasern,
  • verbessern die Koordination,
  • lindern Schmerzen.

Bei der passiven Bewegungstherapie hingegen bewegt der Physiotherapeut oder die Physiotherapeutin die Gliedmaßen der Patienten, ohne dass diese aktiv mitmachen müssen. Mit der passiven Bewegungstherapie lassen sich ebenso wie mit der aktiven Bewegungstherapie die Beweglichkeit verbessern, Strukturen lockern und Blockaden lösen. Passive Bewegungsübungen sind vor allem dann hilfreich, wenn Patientinnen und Patienten den zu therapierenden Bereich selbst noch nicht belasten dürfen, etwa aufgrund einer Operation oder Verletzung.

Lesetipp: Verstauchung, Prellung & Muskelzerrung: Unterschiede der Sportverletzungen.

Physiotherapie gegen Muskelschmerzen: Massagen helfen oft

Eine weitere Säule der Physiotherapie sind Massagen. Auch Massagen können helfen, Muskelschmerzen zu verbessern. Ob Massagen die Physiotherapie begleiten, ist abhängig von der Ursache der Schmerzen und dem Therapieziel. Massagen werden beispielsweise bei Muskelschmerzen im Bereich der Rücken-, Schulter-, und Nackenpartie eingesetzt. Aber auch andere Körperpartien können massiert werden. Oftmals wird die Massage zur Vorbereitung auf die Krankengymnastik eingesetzt: Gelockerte, entspannte Partien schmerzen in der Regel weniger und sind beweglicher. Physiotherapeutische Übungen können anschließend leichter durchgeführt werden. Massagen helfen gegen Muskelschmerzen, da sie durch gezieltes Drücken, Streichen und Ziehen die Durchblutung verbessern, die Muskelfasern dehnen und die Muskeln lockern. Verkrampfungen können sich lösen.

Eine spezielle Art der Massage ist die Lymphdrainage. Die manuelle Lymphdrainage entstaut das Lymph- und Venengefäßsystem. Mit gezielten Griffen kann der Physiotherapeut den Abtransport überschüssiger Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe anregen. Lymphdrainagen werden häufig eingesetzt bei immobilen Menschen sowie nach Operationen.

Lesetipp: Steifer Nacken: Selbstmassage kann erste Hilfe sein.

Gegen Muskelschmerzen: Physiotherapeutische Maßnahmen kombinieren

Um die Muskelschmerzen mit Hilfe von Physiotherapie zu lindern, werden Krankengymnastik und Massagen nicht selten mit weiteren Therapien kombiniert, um den bewegungsfördernden und schmerzlindernden Effekt zu verstärken. Das können beispielsweise Wärmetherapien (Bäder, Wärmelampen, Fango) und Kältetherapien sein (Kühlpackungen, Kaltluft), aber auch Elektrotherapien. 

Wer bekommt eine Physiotherapie?

Für eine Physiotherapie brauchen Patientinnen und Patienten ein Rezept des behandelnden Arztes oder der Ärztin. Dann übernehmen die Krankenkassen in der Regel die Kosten. Manchmal muss ein Eigenanteil gezahlt werden. Voraussetzung für Physiotherapie auf Rezept ist ein ärztlich diagnostiziertes Krankheitsbild beziehungsweise Beschwerden, welche eine physiotherapeutische Behandlung rechtfertigen. Oft werden zu Beginn sechs Anwendungen „verschrieben“. Die Therapie muss spätestens 28 Tage nach dem Verordnungsdatum begonnen werden, sonst wird das Rezept ungültig. Manchmal spricht der Arzt eine Empfehlung für einen Physiotherapeuten oder eine Physiotherapeutin aus. Patientinnen und Patienten können aber auch selbst einen Physiotherapeuten suchen und kontaktieren. Physiotherapeuten in Ihrer Nähe finden Sie über die Suche der Gelben Seiten.

Meist verschreibt der Arzt oder die Ärztin ein Rezept für sechs Einheiten. Jede Einheit dauert meist etwa 30 Minuten. Abhängig ist die Länge der Physiotherapie-Stunde von der gewählten Therapieform. Oft finden die Termine mehrmals in der Woche statt. Bei Bedarf stellt der Arzt nach Ende der Physiotherapie ein neues Rezept aus.
Wie das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) mitteilt, muss die Physiotherapie spätestens 28 Tage nach dem Verordnungsdatum begonnen werden, sonst wird das Rezept ungültig. Bei dringendem Behandlungsbedarf betrage die Frist 14 Tage. Dies müsse von der ausstellenden Ärztin oder dem Arzt auf dem Rezept vermerkt werden. Das Rezept verliere auch seine Gültigkeit, wenn die Behandlung ohne Begründung länger als 14 Tage unterbrochen werde.
Unter dem Oberbegriff „Physiotherapie“ sindKrankengymnastik sowie physikalische Therapien zusammengefasst. Die physikalische Therapie umfasst die Bereiche Massagen, Elektrotherapie, Hydrotherapie sowie Thermotherapie.

Quellen:

physio-deutschland.de: „Definition Physiotherapie“. Online-Information des Deutschen Verbands für Physiotherapie (ZVK) e.V.

physio-deutschland.de: „Rückenschmerzen“. Online-Information des Deutschen Verbands für Physiotherapie (ZVK) e.V.

schmerzgesellschaft.de: „Physiotherapie und physikalische Verfahren bei Schmerz“. Online-Information der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.

gesundheitsinformation.de: „Nackenschmerzen“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Physiotherapie“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

gesundheitsinformation.de: „Rücken- und Kreuzschmerzen“. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

ifk.de: „Massagetherapie“. Online-Information des Bundesverbands selbständiger Physiotherapeuten e. V. (IFK).

degam.de: Martin Scherer, Jean-François Chenot „DEGAM S1 Handlungsempfehlung Nackenschmerzen“. PDF der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). AWMF-Register-Nr. 053-007.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
Wie finden Sie diesen Artikel?