Wann Schmerzmittel helfen - und wann sie der Gesundheit schaden
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Wann Schmerzmittel helfen - und wann sie der Gesundheit schaden

Schmerzmittel können in Akutsituationen ein wichtiger Helfer sein. Allerdings sollten sie immer nur kurzzeitig zur Anwendung kommen. Denn auch wenn Schmerzmittel rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind – harmlos sind sie nicht. Wann Schmerzmittel helfen - und wann sie der Gesundheit schaden.

Schmerzmittel nur kurzzeitig anwenden

Schmerzmittel sind in der Apotheke ohne Rezept erhältlich. Der Patient kann zwischen verschiedenen Wirkstoffen wählen, darunter Ibuprofen, Acetylsalicylsäure und Paracetamol. Schmerzmittel sollten immer genau nach den Angaben in der Packungsbeilage eingenommen werden. Zu hoch dosiert oder zu lange angewendet, kann es zu gravierenden gesundheitlichen Folgen kommen.

"437 Millionen Euro gaben die Deutschen 2017 laut Deutschem Apothekerverband für nicht-verschreibungspflichtige Schmerzmittel aus. Spitzenreiter sind Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol und Diclofenac."
— Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA)

Wann darf ich rezeptfreie Schmerzmittel einnehmen?

Schmerzmittel, die rezeptfrei erhältlich sind, sind zur Behandlung von Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Schmerzen bei der Periode, Gliederschmerzen bei grippalen Infekten, Zahnschmerzen und anderen mittelstarken Schmerzen gedacht. Viele Schmerzmittel wirken zudem fiebersenkend und entzündungshemmend.

Achtung: Bei der Behandlung von Schmerzen, die durch Nervenverletzungen oder -schäden hervorgerufen werden - sogenannte neuropathische Schmerzen - sind rezeptfreie Schmerzmittel ungeeignet. Die rezeptfreien Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac wirken vor allem, wenn der Schmerz durch eine Entzündung hervorgerufen wird.

Anzeichen für neuropathische Schmerzen sind:

  • brennende Dauerschmerzen
  • vorübergehende elektrisierende Schmerzen
  • Kribbeln
  • Gefühl von "Ameisenlaufen"
  • Ringgefühl wie ein "zu enger Schuh"
  • Überempfindlichkeit gegenüber Berührungs- oder Kältereizen

NSAR: Die größte Gruppe rezeptfreier Schmerzmittel

Nicht-steroidale Antirheumatika, kurz NSAR, bilden die größte Gruppe rezeptfrei erhältlicher Schmerzmittel. Sie heißen so, weil sie in früheren Jahren vor allem bei der Therapie von rheumatischen Beschwerden verabreicht wurden. Im Gegensatz zu anderen Rheumamitteln enthalten NSAR keine Steroide.

Es gibt verschiedene NSAR, die Sie rezeptfrei in der Apotheke kaufen können:

  • Ibuprofen
  • Acetylsalicylsäure (ASS)
  • Diclofenac
  • Naproxen
Paracetamol
Paracetamol ist ebenfalls ein bekanntes Schmerzmittel und rezeptfrei erhältlich. Es wirkt wie die NSAR schmerzlindernd und fiebersenkend. Allerdings ist Paracetamol nicht entzündungshemmend.

Warum lindern NSAR Schmerzen?

NSAR hemmen bestimmte Enzyme, die sogenannten Cyclooxygenasen (COX-Enzyme). Diese sind unter anderem an der Bildung von Hormonen beteiligt, die Schmerzen, Schwellungen und Fieber auslösen. So können viele Krankheitssymptome gelindert werden.Doch neben dem Vorteil der NSAR stehen die möglichen Nebenwirkungen.

Welche Nebenwirkungen haben Schmerzmittel?

Vor allem Magenprobleme wie Bauchschmerzen und Übelkeit, Schleimhautentzündungen, Geschwüre bis hin zu Magenblutungen sind möglich. Auch die Leber kann durch die Einnahme von Schmerzmitteln belastet werden, ebenso das Herz.

"Mehrere Auswertungen von Studien aus den letzten Jahren haben zudem gezeigt, dass bestimmte NSAR wie etwa Diclofenac das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Dies gilt aber vor allem, wenn sie für längere Zeit und in hoher Dosierung eingenommen werden. Menschen mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder die bereits erkrankt sind, wählen dennoch zum Beispiel besser niedrig dosiertes Ibuprofen oder Naproxen als Diclofenac. Für Menschen mit Herzerkrankungen ist Paracetamol eine Alternative zu NSAR."
— gesundheitsinformation.de

Schmerzmittel gehen auf den Magen

Um das Risiko für den Magen zu senken, werden ergänzend oft magenschützende Medikamente verschrieben, sogenannte Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol. Eine kurzfristige Einnahme rezeptfreier Schmerzmittel führt aber nur selten zu ernsten Nebenwirkungen.

Übelkeit und Bauchschmerzen können auf eine Unverträglichkeit des Schmerzmittels hindeuten. Besteht der Verdacht auf eine Magenblutung, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Warnzeichen für eine Magenblutung sind:

  • Blut im Stuhl
  • schwarz gefärbter Stuhl
  • Bluterbrechen
  • Anzeichen einer Blutarmut (unter anderem Blässe, Abgeschlagenheit und Luftnot bei körperlichen Anstrengungen)

Richtig dosieren: Wie viel Schmerzmittel am Tag erlaubt?

Um Nebenwirkungen vorzubeugen, ist es wichtig, die Tageshöchstdosis, die in der Packungsbeilage angegeben ist, nicht zu überschreiten beziehungsweise das Medikament so niedrig wie möglich zu dosieren und so kurz wie möglich einzunehmen. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) rät, rezeptfreie Schmerzmittel in der Selbstmedikation nicht länger als drei Tage hintereinander und nicht häufiger als an zehn Tagen pro Monat einzunehmen.

Die untenstehende Tabelle des Instituts für
Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) gibt einen Überblick über die tägliche Höchstdosis rezeptfreier Schmerzmittel für gesunde Erwachsene:

Wirkstoff-Höchstdosis für gesunde Erwachsene Höchstdosis pro Einnahme Tägliche Höchstdosis
ASS 1000mg 3000 mg bis 65 Jahre, 2000 mg ab 65 Jahren
Diclofenac 25 mg 75 mg
Ibuprofen 400 mg 1200 mg
Naproxen 440 mg 750 mg
Paracetamol 1000 mg 4000 mg
Kombinationspräparat mit ASS, Paracetamol und Koffein 500 mg ASS / 400 mg Paracetamol / 100 mg Koffein 1500 mg ASS / 1200 mg Paracetamol / 300 mg Koffein

 

Schmerzmittel können Schmerzen verursachen

Was viele zudem nicht wissen: Schmerzmittel können Schmerzen verursachen. So kann bei übermäßiger oder langfristiger Einnahme von Kopfschmerzmedikamenten ein Dauerkopfschmerz entstehen.

Dauerkopfschmerzen
An einem schmerzmittelbedingten Dauerkopfschmerz leiden in Deutschland nach Schätzungen von ABDA mehr als 100.000 Menschen.

Schmerzmittel: An Wechselwirkungen denken

Wer bereits Medikamente einnimmt, sollte die zusätzliche Einnahme von Schmerzmitteln immer mit seinem Arzt abstimmen. Denn es sind Wechselwirkungen zwischen NSAR und anderen Medikamenten möglich. Das gilt zum Beispiel für Blutdrucksenker, Gerinnungshemmer und entwässernde Medikamente (Diuretika). Müssen Sie andere Medikamente einnehmen, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, welche NSAR Sie in welcher Dosierung nehmen dürfen.

Paracetamol beispielsweise kann, zusammen mit dem Antibiotikum Isoniazid eingenommen, das Risiko für Leberschäden erhöhen. Wird Paracetamol zusammen mit gerinnungshemmenden Medikamenten wie Marcumar geschluckt, steigt das Risiko für Blutungen. Während der Anwendung von Paracetamol sollte möglichst auf Alkohol verzichtet werden. Welche Wechselwirkungen bei Medikamenten auftreten können, steht in der Packungsbeilage.

Wann sollte ich keine Schmerzmittel einnehmen?

Schmerzmittel der NSAR-Gruppe sind bei fortgeschrittenen Nierenerkrankungen nicht geeignet. Menschen mit einem Magengeschwür und Herzschwäche sollten ebenfalls auf NSAR verzichten. Schwangere sollten mit ihrem Arzt besprechen, welche NSAR sie in welcher Dosierung nehmen dürfen.

Paracetamol ist bei Lebererkrankungen ungeeignet, da der Wirkstoff in der Leber abgebaut wird und das Organ stark belastet – und schädigen kann. Auch bei Patienten mit einer Nierenschwäche ist Paracetamol nicht geeignet.

"Vorsichtig angewendet werden sollte Diclofenac, wenn einer oder mehrere Risikofaktoren für die Bildung von Blutgerinnseln bekannt sind. Dazu gehören Bluthochdruck, Rauchen, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes."
— Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. (ABDA)
Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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