Windpocken (Varizellen): Symptome, Behandlung & Windpocken-Impfung
© lolostock/ iStock
Letztes Update am: 

Windpocken (Varizellen): Symptome, Behandlung & Windpocken-Impfung

Windpocken sind eine sehr ansteckende Infektionskrankheit, die durch Windpocken-Viren übertragen wird. Vor allem Kinder erkranken an Windpocken. Doch auch Erwachsene können Windpocken bekommen, wenn sie nicht gegen Windpocken geimpft sind oder als Kind keine Windpocken durchgemacht haben. Da vor allem im Erwachsenenalter schwere Verläufe drohen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Windpocken-Impfung.

Was sind Windpocken?

Windpocken, medizinisch Varizellen genannt, zeigen sich durch einen Hautausschlag mit roten, stark juckenden Flecken und Knötchen, die zu mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen heranwachsen. Der Hautausschlag entwickelt sich zuerst hinter den Ohren und im Gesicht und breitet sich anschließend auf den Rest des Körpers aus. Verursacht werden Windpocken durch Varizella-Zoster-Viren, die zur Gruppe der Herpes-Viren gehören.

Der starke Juckreiz wird von den Betroffenen als quälend empfunden. Nach einigen Tagen trocken die Bläschen aus und es bildet sich eine Kruste, die schließlich abfällt. Das Abheilen der Bläschen dauert zwischen drei bis fünf Tagen. Bis die Windpocken-Erkrankung komplett abgeheilt ist, dauert es meist zwei Wochen. Fieber begleitet als weiteres Windpocken-Symptom die Infektion. Ebenso können Kopf- und Gliederschmerzen sowie ein allgemeines Krankheitsgefühl auftreten.

Windpocken und Ansteckungsrisiko

Die Flüssigkeit in den Bläschen ist hoch ansteckend (Schmierinfektion). Doch das Ansteckungsrisiko besteht schon früher: Wer an Windpocken erkrankt, ist bereits ein bis zwei Tage ansteckend, bevor der typische Hautausschlag als Windpocken-Symptom auftritt. Windpocken-Viren werden über Tröpfchen übertragen, die unter anderem beim Sprechen, Husten, Niesen, Singen oder Lachen in die Umgebungsluft gelangen und von anderen eingeatmet werden können (Tröpfcheninfektion). Fast jeder Kontakt mit einem an Windpocken Erkrankten führt zu einer Ansteckung - es sei denn, man ist geimpft oder hatte bereits Windpocken.

Windpocken behandeln

Bei einer Windpocken-Erkrankung werden in der Regel nur die Symptome, etwa Juckreiz und Fieber, behandelt. Bei schwereren Verläufen werden die Windpocken-Viren mit Virostatika behandelt. Kommt es zu Komplikationen, werden diese entsprechend therapiert.

Wie gefährlich sind Windpocken?

Für gesunde Kinder stellen Windpocken keine Gefahr dar. Der Hautausschlag mit den juckenden Bläschen heilt in der Regel folgenlos wieder aus. Durch die Windpocken-Impfung ist die Infektion heute zudem deutlich seltener als früher. Kritisch kann eine Windpocken-Infektion allerdings für Neugeborene, Erwachsene und immungeschwächte Menschen werden. Dann können Windpocken einen schweren Verlauf nehmen. Bei etwa jedem fünften Erwachsenen entwickelt sich nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eine Lungenentzündung.

Auch für Ungeborene sind Windpocken eine Gefahr. Bekommt eine schwangere Frau in den ersten sechs Schwangerschaftswochen Windpocken, können die Varizella-Viren beim Ungeborenen schwere Fehlbildungen verursachen. Erkrankt die Schwangere um den Geburtstermin herum, kann das für das Ungeborene lebensbedrohlich sein: Angaben der BZgA zufolge, versterben bis zu 30 Prozent der Kinder.

Windpocken-Impfung: So wird gegen Varizellen geimpft

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt die Windpocken-Impfung seit 2004. Es handelt sich hierbei um einen Lebendimpfstoff, das heißt, der Impfstoff enthält abgeschwächte, nicht ansteckungsfähige Varizella-Zoster-Viren, welche die Abwehrfähigkeit des Körpers trainieren. Durch die Impfung sind Windpocken seltener geworden, gehören aber immer noch zu den häufigsten Kinderkrankheiten.

Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen Windpocken für alle Kinder im Alter von elf bis 14 Monaten (erste Impfung) und 15 bis 23 Monaten (zweite Impfung). Der Mindestabstand zwischen den beiden Windpocken-Impfungen sollte vier bis sechs Wochen betragen. Auch für Jugendliche, Frauen mit Kinderwunsch sowie Menschen mit bestimmten Erkrankungen ist die Windpocken-Impfung empfohlen. Die Windpocken-Impfung besteht aus zwei Impfungen, die im Abstand von vier bis sechs Wochen verabreicht werden.

Windpocken-Impfung auch für Erwachsene empfohlen

Folgende Erwachsene ohne Windpocken-Impfung sollten sich laut der STIKO impfen lassen:

  • Menschen, die im Gesundheitsdienst tätig sind beziehungsweise in Gemeinschaftseinrichtungen arbeiten.
  • Frauen mit Kinderwunsch
  • Menschen, denen eine Behandlung bevorsteht, welche das Immunsystem schwächt.
  • Menschen, für die eine Organtransplantation geplant ist.
  • Menschen mit starker Neurodermitis.
  • Menschen, die Kontakt zu den drei letztgenannten haben.

Windpocken-Impfung: Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Angaben des RKI zufolge wird die Windpocken-Impfung in der Regel gut vertragen. Impfreaktionen, welche eine Aktivierung des Immunsystems anzeigen, können sein: Rötung, Schmerzen und Schwellung an der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskel- und Gliederschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden sowie Fieber. Die Impfreaktionen lassen in der Regel nach ein bis drei Tagen wieder nach. Gelegentlich kann es ein bis vier Wochen nach der Impfung zu einem Hautausschlag kommen, der meist rasch wieder abklingt und nicht ansteckend ist. Sehr selten können allergische Reaktionen im Zusammehnag mit der Impfung beobachtet werden.

Wer bereits Windpocken hatte, ist sein Leben lang immun und kann sich nicht erneut anstecken. Da die Varizella-Zoster-Viren nach der Windpocken-Infektion aber im Körper bleiben, können sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder aktiv werden und eine Gürtelrose auslösen. Dieser gürtelförmige Hautausschlag ist sehr schmerzhaft und kann mit Komplikationen verbunden sein.
Wer Kontakt mit einer an Windpocken erkrankten Person hatte und selbst bislang keine Windpocken hatte und nicht gegen Windpocken geimpft ist, kann sich innerhalb von fünf Tagen gegen Windpocken impfen lassen. Dies kann den Ausbruch der Erkrankung verhindern oder zumindest den Krankheitsverlauf abschwächen.
Ist eine Frau bereits schwanger, kann sie sich nicht mehr gegen Windpocken impfen lassen. Besteht eine Ansteckungsgefahr, gibt es die Möglichkeit, dass sie sich Antikörper verabreichen lässt, welche die Windpocken-Viren bekämpfen. Diese Möglichkeit besteht auch für Neugeborene, falls die Mutter um die Geburt herum erkrankt ist. Frauen mit Kinderwunsch sowie schwangere Frauen sollten sich von ihrem Frauenarzt oder ihrer Frauenärztin beraten lassen, welche Impfungen für sie empfehlenswert sind und was im Falle eines erhöhten Ansteckungsrisikos zu tun ist.
Die Windpocken-Impfung bietet einen hohen Infektionsschutz. Eine 100-prozentige Sicherheit kann sie aber nicht bieten. Das heißt: Auch wer gegen Windpocken geimpft ist, kann erkranken. Das ist aber recht selten der Fall. Zudem schwächt die Impfung in der Regel den Krankheitsverlauf deutlich ab, sodass das Risiko für Komplikationen sinkt.
Infobox Impfen

Impfungen gehören in der Medizin zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen. Doch keine Impfung kann 100-prozentig vor der Krankheit schützen, gegen die geimpft wurde. Kommt es trotz Impfung zu einer Infektion, ist der Verlauf in der Regel milder als bei ungeimpften Personen. Auch wenn Impfungen in den meisten Fällen gut vertragen werden, ist nicht auszuschließen, dass Impfreaktionen oder Impfnebenwirkungen auftreten.


Haben Sie Fragen zu Impfungen, Impfschutz, Impfreaktionen oder Impfnebenwirkungen oder sind Sie unsicher, ob Auffrischungsimpfungen anstehen, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin. Nehmen Sie zum Gespräch den gelben Impfpass mit. Informieren Sie sich ausführlich über den Nutzen und mögliche Risiken, bevor Sie sich für oder gegen eine Impfung entscheiden.


Quellen:

Windpocken. Online-Information von gesundheitsinformation.de, einem Angebot des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Windpocken. Online-Information von gesund.bund.de , einem Angebot des Bundesministeriums für Gesundheit.

Windpocken/ Gürtelrose. Online-Information von infektionsschutz.de, einem Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Was sind Windpocken (Varizellen)? Online-Information des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ).

Schutzimpfung gegen Windpocken (Varizellen): Antworten auf häufig gestellte Fragen. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Windpocken (Varizellen), Gürtelrose (Herpes zoster). Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
Wie finden Sie diesen Artikel?