Diphtherie: Symptome, Behandlung und Diphtherie-Impfung
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Diphtherie: Symptome, Behandlung und Diphtherie-Impfung

Diphtherie ist eine bakterielle Infektion. Das von den Bakterien produzierte Diphtherie-Toxin führt zum Absterben der infizierten Zellen. Diese toten Zellen sind als Beläge im Rachen bei Rachendiphtherie und der Haut bei Hautdiphtherie sichtbar. Racheniphtherie kann zum Erstickungstod führen. Zum Schutz empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) die Diphtherie-Impfung als Standardimpfung für Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Was ist Diphtherie?

Diphtherie ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch Corynebakterien verursacht wird. Durch den Bakterienbefall – meist des Rachens (Rachendiphtherie) – führen die von den Bakterien gebildeten Toxine (Diphtherie-Toxine) zum Absterben von Zellen. In Folge bildet sich ein braun-gräulicher Belag im Rachenbereich, von Medizinern als Halsbräune bezeichnet. Neben der „klassischen“ Rachendiphtherie kann die bakterielle Infektion auch die Haut, die Nase sowie Wunden betreffen.

Wie gefährlich ist Diphtherie?

Diphtherie kann zu Atembeschwerden, Lähmungen, Herzschwäche und zum plötzlichen Herztod führen. Diphtherie kann zum Tod führen, betont das Bundesministerium für Gesundheit. Selbst bei Behandlung sterbe etwa einer von zehn Erkrankten. Ohne Behandlung könnten bis zur Hälfte der Patientinnen und Patienten an der Krankheit sterben.

Diphtherie behandeln: Gegengift rasch verabreichen

Für das Diphtherie-Gift gibt es ein Gegengift. Dieses muss so rasch wie möglich verabreicht werden, da die Gefahr besteht, dass es nicht mehr wirkt, wenn sich das Diphtherie-Gift bereits an die Körperzellen binden konnte. Ergänzend werden Antibiotika verabreicht, um die Bakterien abzutöten, damit sie nicht weiter Gift produzieren.

Durch die Gabe des Gegengifts können ebenfalls Komplikationen auftreten, wenn der Patient allergisch darauf reagiert. Im schlimmsten Fall kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen mit kompletten Kreislaufversagen. Diphtherie-Betroffene werden daher immer auf der Intensivstation behandelt, um bei Bedarf entsprechende intensivmedizinische Maßnahmen ergreifen zu können.

Diphtherie-Symptome: Infektion mit Rachendiphtherie-Bakterium erkennen

Die Diphtherie-Bakterien bilden das Diphtherie-Toxin (Diphtherie-Gift). Die Bakterien - C. diphtheriae -  welche die Rachendiphtherie, die Kehlkopfdiphtherie, die Nasendiphtherie sowie die toxische Diphtherie verursachen, setzen sich in den Atemwegen fest. Durch den Einfluss des Gifts wird das Gewebe der Atemwege angegriffen und zerstört. Es kommt in der Regel nach etwa zwei bis fünf Tagen zu ersten Diphtherie-Symptomen, die sich im weiteren Verlauf intensivieren können:

  • Halsschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • bellender Husten (Krupp-Husten)
  • Heiserkeit bis hin zum Stimmverlust
  • Atemgeräusche
  • Kurzatmigkeit
  • fauliger Atem
  • Fieber
  • Schwäche
  • Blässe
  • geschwollene Lymphknoten am Hals
  • blaurote Färbung der Haut (Zyanose)
  • Ängstlichkeit und Unruhe
  • Lähmung von Kopf-, Gesichts-, Rumpf- und Atemmuskulatur
  • Herzmuskelentzündung
  • plötzlicher Herztod

Durch das Absterben von gesundem Gewebe im Rachenbereich bildet sich nach etwa zwei bis drei Tagen ein dicker braun-grauer Belag, der das Atmen und Schlucken erschwert. Mediziner nennen diesen Belag „Pseudomembran“.

Diphtherie-Symptome: Haut- und Wunddiphtherie erkennen

Ein Befall mit Diphtherie-Bakterien der Haut - C. ulcerans und C. pseudotuberculosis – kann nach Hautverletzungen und Insektenstichen auftreten. Haut- und Wunddiphtherie ist durch folgende Symptome gekennzeichnet:

  • Rötung
  • Schwellung
  • schmieriger Wundbelag
  • Wunden, die wie ausgestanzt wirken

Kritisch wird es, wenn das Diphtherie-Gift in den Blutkreislauf gelangt und innere Organe Schaden nehmen. Dann können lebensbedrohliche Komplikationen auftreten, etwa:

  • Lungenentzündung bis hin zum Atemversagen
  • Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
  • Nervenschäden (Polyneuropathie)
  • Lähmung
  • Koma

Diphtherie-Impfung schützt vor Diphtherie

Die schwerwiegenden Krankheitsfolgen von Diphtherie konnten durch Säuglings- und Kinderimpfungen mit dem Diphtherie-Impfstoff stark zurückgedrängt werden. Eine Impfung ist der wirksamste Weg, sich vor den Diphtherie-Bakterien zu schützen.

Wichtig zu wissen: Die Diphtherie-Impfung richtet sich gegen das Diphtherie-Gift, nicht gegen die Diphtherie-Bakterien. Befallen die Bakterien den Körper, können sie trotzdem Symptome verursachen, etwa Fieber und Schwäche. Die Impfung schützt aber vor einem schweren Krankheitsverlauf. Die Diphtherie-Impfung ist gegen das Gift von C. diphteriae gerichtet.

Diphtherie-Impfung: So wird gegen Diphtherie geimpft

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, alle Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene gegen Diphtherie zu impfen. Säuglinge sollten im Alter von zwei, vier und elf bis 14 Monaten die ersten Dosen erhalten, die sogenannte Grundimmunisierung. Da der Impfschutz nach einiger Zeit nachlässt, sollte die Diphtherie-Impfung im Alter von fünf bis sechs Jahren und von neun bis 17 Jahren aufgefrischt werden. Erwachsenen empfiehlt die STIKO eine Auffrischungsimpfung alle zehn Jahre. Diese Auffrischungsimpfung ist meist eine Kombinationsimpfung (Vierfachimpfung), die zugleich einen Impfschutz gegen Keuchhusten (Pertussis), Kinderlähmung (Polio) sowie Wundstarrkrampf (Tetanus) aufbaut.

Wie sicher ist die Diphtherie-Impfung?

Der Diphtherie-Impfstoff enthält durch Formalin inaktiviertes Diphtherie-Toxin des C. diphtheriae. Dieses hat eine immunanregende, aber keine giftige Wirkung mehr. Die nach der Diphtherie-Impfung vom Körper gebildeten Antikörper bieten einen zuverlässigen Schutz gegen die Symptome der Diphtherie. Allerdings schützt die Impfung gegen Diphtherie nicht vor einer Infektion mit Diphtherie-Bakterien. Das bedeutet: Geimpfte Personen können Träger und Überträger von Corynebakterien sein.

Nein, Hautdiphtherie ist weniger gefährlich als Rachendiphtherie. Da sich das Diphtherie-Gift an Körperzellen bindet, ist das Risiko recht gering, dass es sich im gesamten Körper ausbreitet. Mediziner verabreichen das Diphtherie-Gegengift daher erst bei Wunden ab einer Größe einer Euro-Münze, die den typischen braun-gräulichen Belag aufweisen.
Diphtherie-Betroffene, die Antibiotika einnehmen, sind in der Regel nach etwa 48 Stunden nicht mehr ansteckend. Dennoch muss das Antibiotikum länger verabreicht werden, um sicherzustellen, dass die Diphtherie-Bakterien im Körper vollständig abgetötet werden. Meist erfolgt die Antibiotika-Behandlung über einen Zeitraum von zwei Wochen. Ein abschließender Test stellt sicher, dass die Bakterien abgetötet wurden. Übrigens: Eine Diphtherieerkrankung erzeugt keine sichere und lang anhaltende Immunität. Die STIKO rät daher, nach vollständiger Genesung je nach dokumentiertem Impfstatus eine Grund- beziehungsweise Erstimmunisierung oder eine Auffrischimpfung, wenn die letzte Impfung mehr als fünf Jahre zurückliegt.
Ein aktueller Impfschutz besteht, wenn eine vollständige Grundimmunisierung und eine Auffrischimpfung in den letzten fünf bis zehn Jahren durchgeführt worden ist. Sind Sie unsicher, ob Ihre Diphtherie-Impfung noch wirksam ist, nehmen Sie Ihr Impfbuch mit zu Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin und fragen Sie nach. Dieser beziehungsweise diese kann dann auch nachschauen, ob andere Impfungen aufgefrischt werden sollten.
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Impfungen gehören in der Medizin zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen. Doch keine Impfung kann 100-prozentig vor der Krankheit schützen, gegen die geimpft wurde. Kommt es trotz Impfung zu einer Infektion, ist der Verlauf in der Regel milder als bei ungeimpften Personen. Auch wenn Impfungen in den meisten Fällen gut vertragen werden, ist nicht auszuschließen, dass Impfreaktionen oder Impfnebenwirkungen auftreten.


Haben Sie Fragen zu Impfungen, Impfschutz, Impfreaktionen oder Impfnebenwirkungen oder sind Sie unsicher, ob Auffrischungsimpfungen anstehen, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin. Nehmen Sie zum Gespräch den gelben Impfpass mit. Informieren Sie sich ausführlich über den Nutzen und mögliche Risiken, bevor Sie sich für oder gegen eine Impfung entscheiden.



Quellen:

Diphtherie. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit: www.gesund.bund.de.

Schutzimpfung gegen Diphtherie: Häufig gestellte Fragen und Antworten. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Diphtherie. RKI-Ratgeber. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Was ist Diphtherie? Online-Information von Kinder- & Jugendärzte im Netz, einem Angebot des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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