Cholera: Symptome, Behandlung und Cholera-Impfung
Was ist Cholera?
Cholera ist eine bakterielle Magen-Darm-Erkrankung, verursacht durch das Bakterium Vibrio cholerae. Eine Cholera-Infektion löst schwere Durchfälle und damit einhergehende Flüssigkeitsverluste aus, die unbehandelt lebensbedrohlich werden können.
Wo sind Cholera-Risikogebiete?
Cholera-Risikogebiete sind viele Länder Südostasiens, Afrikas sowie Süd- und Mittelamerikas. Die Erkrankung tritt häufig in Gebieten mit unzureichenden hygienischen Bedingungen auf, wo Trinkwasser- und Abwassersysteme nicht voneinander getrennt sind. Risikogebiete für Cholera-Ausbrüche sind daher insbesondere Elendsviertel, Flüchtlingscamps oder andere Aufnahmelager.
Wie wird Cholera übertragen?
Übertragen wird Vibrio cholerae vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser, aber auch über verunreinigte Lebensmittel, die mit Erbrochenem oder Fäkalien Infizierter in Kontakt kamen. Das Infektionsrisiko sowie das Risiko für schwere Verläufe ist vor allem in der armen Bevölkerung und bei mangelernährten sowie immungeschwächten Personen erhöht. Möglich ist, dass die Infektion ohne Symptome verläuft. Da die Erreger über den Stuhl ausgeschieden werden, besteht dennoch die Gefahr einer Übertragung.
Gut zu wissen: Tiere sind keine Überträger. Das Cholera-Bakterium befällt Menschen. Die Übertragung erfolgt als fäkal-orale Schmierinfektion oder über die Aufnahme von fäkal kontaminiertem Trinkwasser oder Lebensmitteln. Eine Infektion von Mensch zu Mensch findet nur selten statt.
Cholera-Symptome: wässriger Durchfall und Erbrechen
Nachdem das Cholera-Bakterium in den Körper gelangt ist, treten die ersten Symptome meist nach zwei bis drei Tagen auf. Erbrechen und Durchfälle nehmen im Verlauf der Infektion zu. Auslöser der massiven Durchfälle ist das Zellgift der Bakterien, Enterotoxin genannt. Durch den starken Flüssigkeitsverlust besteht das Risiko der Austrocknung (Dehydration), die im schlimmsten Fall lebensbedrohlich werden kann.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt daher, dass jährlich drei bis fünf Millionen Cholera-Fälle auftreten und 100.000 bis 130.000 Menschen an Cholera sterben. Das Risiko, an einer Cholera zu erkranken, wird für Touristen aus Europa und Nordamerika auf 2 bis 3 Fälle pro 1.000.000 Reisende geschätzt.
Die Durchfälle - die fischig riechen können - und das Erbrechen werden begleitet von:
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Durstgefühl
- Kreislaufproblemen (niedriger Blutdruck, Schwindel, Gefahr des Kreislaufversagens)
- flachem Atem
- möglicherweise Wadenkrämpfen
- Kopfschmerzen
- trockener Haut und Schleimhäute
- Frieren
- körperlicher Schwäche
- Benommenheit
Cholera behandeln
Die Cholera-Therapie erfolgt über eine ausreichende Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr. Gegebenenfalls erwägt der behandelnde Arzt die Gabe eines Antibiotikums, das die Bakterien im Darm abtötet, beispielsweise Tetracykline, Ciprofloxacin oder Cotrimoxazol.
Wichtig: Medikamente gegen Durchfall sollten nicht eingenommen werden. Sie können dazu führen, dass die Bakterien länger im Darm bleiben und sich weiter vermehren – was den Infektionsverlauf verschlimmert.
SOS-Tipp bei Durchfall und Erbrechen: Elektrolytlösung selber machen
Im ersten Schritt kann viel Trinken, etwa von Mineralwasser und gesüßten Tees sowie das Knabbern von Salzstangen helfen, den Elektrolytverlust auszugleichen, beziehungsweise dem Körper wieder Elektrolyte zuzuführen. In Apotheken gibt es zudem spezielle Elektrolytlösungen, die eingenommen werden können. Ist keine Apotheke in der Nähe, wissen Ärzte, wie man eine Elektrolytlösung selber machen kann: Ein Liter stilles Mineralwasser (oder abgekochtes kaltes Leitungswasser) mit einem knappen Teelöffel Kochsalz und sieben bis acht Teelöffeln Traubenzucker oder ersatzweise Haushaltszucker mischen und über den Tag verteilt zwei Liter der selbstgemachten Elektrolytlösung trinken.
Die Mischung sollte innerhalb von 24 Stunden verbraucht werden. Dann erneut frisch zubereiten. Nehmen die Beschwerden zu, sollte ein Arzt kontaktiert werden.
Wichtig: Kinder, Ältere und immungeschwächte Menschen sollten immer einen Arzt kontaktieren, wenn Durchfall und Erbrechen auftreten.
Cholera-Impfung: Wann soll ich mich impfen lassen?
In Deutschland treten kaum Cholera-Fälle auf. Ausgenommen von reiseassoziierten Erkrankungen sind dem RKI seit 2001 keine Übertragungen innerhalb Deutschlands bekannt geworden. Cholera zählt in Deutschland zu den importierten Reisekrankheiten. Die Cholera-Impfung ist für Personen empfohlen, die in Risikogebiete reisen, darunter Gebiete in Südostasien, Indien und Indonesien, Vorderasien, Afrika sowie nach Mittel- und Südamerika. Laut der WHO sollten ausschließlich Reisende mit einer erhöhten Infektionsgefahr bei Aufenthalten in Gebieten mit endemischer oder epidemischer Ausbreitung der Cholera eine Cholera-Impfung erhalten. Das gelte insbesondere für Notfallhelfer und in der medizinischen Versorgung Beschäftigte in Flüchtlingslagern und Krisengebieten.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) empfiehlt Reisenden die Impfung gegen Cholera bei Aufenthalten in Infektionsgebieten, speziell unter mangelhaften Hygienebedingungen bei aktuellen Ausbrüchen, zum Beispiel in Flüchtlingslagern oder bei Naturkatastrophen. Diese Empfehlung spricht auch die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit e.V. (DTG) aus.
Cholera-Impfung: So wird geimpft
In Deutschland ist eine Cholera-Impfung zugelassen. Es handelt sich um eine Schluckimpfung mit inaktiviertem Impfstoff, also mit abgetöteten Erregern. Der Cholera-Impfstoff enthält als Wirkstoffe vier verschiedene inaktivierte Stämme des Bakteriums Vibrio cholerae Serotyp O1 und einen Teil
eines Toxins eines dieser Stämme.
Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren erhalten zwei Cholera-Impfungen im Abstand von einer bis sechs Wochen. Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren erhalten drei Grundimpfungen im Abstand von einer bis sechs Wochen. Die Immunisierung sollte mindestens eine Woche vor einem möglichen Kontakt mit Cholera-Erregern abgeschlossen sein.
Wichtig zu wissen: Die Impfung gegen Cholera sollte mindestens drei Tage vor der ersten prophylaktischen Gabe des Malariamittels Mefloquin abgeschlossen sein. Wer zum geplanten Zeitpunkt der Impfung Fieber oder eine Magen-Darm-Erkrankung hat, sollte den Impf-Termin absagen und die Impfung durchführen lassen, wenn er wieder genesen ist. Neben den allgemeinen Impfreaktionen, wie Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Fieber und Müdigkeit, können gelegentlich Verdauungsstörungen auftreten.
Wie gut schützt die Cholera-Impfung?
Die Schutzrate des Cholera-Impfstoffs liegt bei etwa 85 Prozent und wirkt bei Kindern etwa sechs Monate und bei Erwachsenen bis zu zwei Jahre. Um einen anhaltenden Schutz bei weiterhin bestehendem Infektionsrisiko gegen Cholera zu erreichen, empfiehlt das RKI für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren eine einzelne Auffrischung nach zwei Jahren und für Kinder von zwei bis sechs Jahren eine Auffrischung nach sechs Monaten. Da die Cholera-Impfung keinen 100-prozentigen Schutz bietet, sollten bei Reisen in Risikogebiete Hygienemaßnahmen zur Vermeidung einer Cholera-Infektion beachtet werden. Wie das Auswärtige Amt in seinem Merkblatt „Cholera“ betont, ersetzt die Impfung „in keinem Fall die gebotenen Maßnahmen zur Nahrungs-und Trinkwasserhygiene, die alleine hocheffektiv in der Verhinderung einer Choleraübertragung sind“.
Quellen:
Cholera (Choleratoxin-bildende Vibrio cholerae). Online-Informationen des Robert Koch-Instituts (RKI).
Epidemiologisches Bulletin 2020 des Robert Koch-Instituts (RKI).
Epidemiologisches Bulletin 2010 des Robert Koch-Instituts (RKI).
Cholera. Informationen für Beschäftigte und Reisende. Merkblatt des Auswärtigen Amts.
Cholera. Online-Information von Ärzte ohne Grenzen e. V.
Durchfall/ Reisedurchfall. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de.