nahrungsergänzungsmittel auf löffel vor gemüse
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Schwangere, Veganer, Ältere: Welche Nahrungsergänzungsmittel sind sinnvoll?

Das Angebot an Nahrungsergänzungsmitteln ist riesig. Für jeden Bedarf scheint es ein passendes NEM zu geben. Besonders Mineralien und Vitamine sind beliebt. Doch häufig ist eine Einnahme nicht notwendig und die Versorgung durch eine ausgewogene Ernährung gewährleistet. Doch es gibt Bevölkerungsgruppen, die vermehrt von einem Nährstoffmangel betroffen sein können. Für sie kann eine Supplementierung sinnvoll sein. Welche Nahrungsergänzungsmittel Experten für Veganer, Ältere und Schwangere empfehlen.

Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland

Deutschland gehört zu den größten Märkten von Nahrungsergänzungsmitteln. Besonders bei Frauen sind NEM beliebt. Etwa 39 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer nehmen Nahrungsergänzungsmittel ein. Wie die Nationale Verzehrstudie II von 2021 zeigt, für die über 20.000 Bürgerinnen und Bürger zwischen 14 und 80 Jahren in Deutschland befragt wurden, greifen 28 Prozent der Befragten zu Vitamin- und Mineralstoffsupplementen beziehungsweise Nahrungsergänzungsmitteln. Und das, obwohl bei den meisten Vitaminen und Mineralstoffen im Median die Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) erreicht oder sogar überschritten werden. Besonders bei den 65- bis 80-Jährigen sind NEM beliebt.

Nahrungsergänzungsmittel für Veganer

Sowohl die Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) als auch das Robert Koch-Institut (RKI) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind sich einig: Menschen, die sich einigermaßen ausgewogen ernähren und sich regelmäßig im Freien aufhalten – was wichtig für die Vitamin D-Zufuhr ist – benötigen in der Regel keine NEM. Allerdings gibt es Menschen, bei denen häufiger ein Nährstoffmangel auftritt und für die eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln durchaus Sinn machen kann: darunter Veganer, Ältere und Schwangere.

Wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) mitteilt, steht bei der veganen Ernährung, bei der komplett auf jegliche Tierprodukte verzichtet wird, besonders die Versorgung mit Protein, langkettigen Omega-3-Fettsäuren, Kalzium, Eisen, Jod, Zink, Selen sowie Vitamin B12, B2 und Vitamin D im Fokus. Laut den Ernährungsexperten besteht insbesondere bei Vitamin B12 das Risiko für einen Nährstoffmangel. Der Grund: Vitamin B12 wird ausschließlich von Mikroorganismen produziert. Verschiedene Tierarten können das durch die Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt produzierte Vitamin B12 absorbieren. In einer für den Menschen verfügbaren Form kommt es daher fast nur in tierischen Lebensmitteln vor.

Nahrungsergänzungsmittel Vitamin B12 für Veganer unverzichtbar

Die DGE empfiehlt Veganerinnen und Veganern daher, dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einzunehmen und die Vitamin B12-Versorgung und gegebenenfalls die Versorgung mit weiteren kritischen Nährstoffen regelmäßig von einem Arzt überprüfen zu lassen. Ansprechpartner sind beispielsweise der Hausarzt oder die Hausärztin sowie Fachärzte für Innere Medizin (Internisten). Bei einem festgestellten Nährstoffmangel sollte sowohl die Ernährung umgestellt als auch entsprechende Nährstoffpräparate unter ärztlicher Begleitung eingenommen werden. Für Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder und Jugendliche stufen die Ernährungswissenschaftler der DGE eine vegane Ernährung aufgrund des Risikos für Mangelzustände als nicht empfehlenswert ein.

Nahrungsergänzungsmittel für Ältere

Im Alter wird es für viele nicht nur schwieriger, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Viele Ältere haben kaum noch Hunger oder nicht mehr die Möglichkeiten, selbst zu kochen. Auch die Nährstoffe werden mit zunehmendem Alter nicht mehr so effizient aufgenommen. Für ältere Menschen kann es also durchaus sinnvoll sein, bestimmte NEM einzunehmen. Welche das im individuellen Fall sind, sollte mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden.

In Eigenregie sollten Ältere Nahrungsergänzungsmittel nicht einnehmen, da falsche Dosierungen gesundheitsschädliche Wirkungen haben können und es sogar sein kann, dass die NEM mit regelmäßig eingenommenen Medikamenten unerwünschte Wechselwirkungen hervorrufen. Ältere, die einen Nährstoffmangel befürchten, sollten daher ein Blutbild bei ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin beziehungsweise bei einem Internisten oder einer Internistin machen lassen. Nährstoffe, die mit zunehmendem Alter häufig verschrieben werden, sind beispielsweise Kalzium und Vitamin D.

Nahrungsergänzungsmittel für Schwangere

Auch für Schwangere ist die Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel von Seiten der Gynäkologinnen und Gynäkologen empfohlen. Denn in der Schwangerschaft steigt der Bedarf für viele Nährstoffe. Sowohl die Mutter als auch das Kind müssen gut versorgt sein, damit sich das Ungeborene gesund entwickeln kann. Eine ausgewogene Ernährung ist für Schwangere daher eine wichtige Basis. Ergänzen müssen sie Jod und Folsäure. Schwangeren wird empfohlen, pro Tag 400 Mikrogramm Folsäure und 100 bis 150 Mikrogramm Jod in Form eines Nahrungsergänzungsmittels einzunehmen, damit sich das Ungeborene optimal entwickeln kann.

Als nicht empfehlenswert – es sei denn, der Frauenarzt oder die Frauenärztin raten etwas anderes, etwa bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung – sehen Verbraucherschützer eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, etwa mit Eisen, Vitamin D oder Vitamin B12. Generell sollten während der Schwangerschaft NEM nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden – auch um mögliche Risiken bestimmter NEM für das ungeborene Kind auszuschließen. Ein Beispiel: Nehmen Schwangere in den ersten Schwangerschaftswochen zu viel Vitamin A zu sich, kann das die Entwicklung des Kindes stören.

Nahrungsergänzungsmittel für Babys

Für Babys wird empfohlen, nach der Geburt Vitamin K zu verabreichen sowie Vitamin D und Fluorid. Die Dosierung legt die Kinderärztin oder der Kinderarzt fest. Eltern sollten sich an die ärztlichen Empfehlungen halten und Kindern grundsätzlich keine Nahrungsergänzungsmittel geben, wenn dies nicht mit ärztlich abgestimmt ist. In der Regel sind Kinder gut versorgt. Außerdem zeigen Untersuchungen immer wieder, dass Nahrungsergänzungsmittel für Kinder zu hoch dosiert sind. Müdigkeit, Kopfschmerzen und Übelkeit gehören zu den möglichen Symptomen und auch andere gesundheitlichen Folgen sind möglich.

Neugeborenen wird in der Regel dreimal eine Dosis Vitamin K (jeweils 2 Milligramm) verabreicht, für Säuglinge sind täglich 500 internationale Einheiten (I.E.) Vitamin D und 0,25 Milligramm Fluorid empfohlen. Vitamin D ist für den Aufbau von Knochen und Zähnen unverzichtbar. Fluorid wird zur Stärkung der Zähne verabreicht. Vitamin K wird zur Prävention von Vitamin-K-Mangel-Blutungen bei Säuglingen eingesetzt.

Auch wenn Sportler einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen haben: Nahrungsergänzungsmittel benötigen sie in den meisten Fällen nicht. Meist schaffen sie es, über eine ausgewogene Ernährung die Nährstoffspeicher zu füllen – das gilt sogar für Leistungssportler. Anders kann das aussehen, wenn sich Sportler vegetarisch oder vegan ernähren, unter Lebensmittelunverträglichkeiten leiden, chronische Erkrankungen haben oder im Training kurz vor einem Wettkampf Höchstleitungen abrufen möchten. Welche Nahrungsergänzungsmittel möglicherweise sinnvoll sind, kann ein Gespräch mit einem Sportmediziner oder einer Sportmedizinerin klären. Ein Blutbild kann eventuelle Mängel aufdecken.
Wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) betont, ist bei einer rein pflanzlichen Ernährung eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen nicht oder nur schwer möglich. Der kritischste Nährstoff ist den Ernährungsexperten zufolge Vitamin B12. Zu den weiteren potenziell kritischen Nährstoffen bei einer veganen Ernährungsweise gehören Protein beziehungsweise unentbehrliche Aminosäuren und langkettige n-3 Fettsäuren sowie die Vitamine D und B2 sowie die Mineralstoffe Kalzium, Eisen, Jod, Zink und Selen. Die DGE rät, in regelmäßigen Abständen die Nährstoffversorgung durch einen Arzt überprüfen zu lassen.
Vitamin B12 ist unverzichtbar für die Bildung von Blutzellen, den Aufbau von Nervenhüllen und den Stoffwechsel. Da der Körper Vitamin B12 nicht selbst bilden kann, füllt er seine Speicher über den Verzehr tierischer Produkte. Veganer, die auf tierische Produkte verzichten, sollen Vitamin B12 daher substituieren. Eine anhaltend zu geringe Versorgung mit Vitamin B12 hat Nervenschäden zur Folge. Es können Schwäche, Müdigkeit, Nervenstörungen und Blutarmut auftreten. Ein Vitamin B12-Mangel während der Schwangerschaft kann die Entwicklung des Kindes stören.

Quellen:

Ausgewählte Fragen und Antworten zur Position der DGE zu veganer Ernährung. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Nationale Verzehrsstudie II: Wie sich Verbraucher in Deutschland ernähren. Online-Information des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft.

Jod, Folsäure, Eisen und Co. – welche Nahrungsergänzungsmittel brauchen Schwangere? Online-Information der Verbraucherzentrale NRW. e. V.     

Calcium, Vitamin D oder Omega-3-Fettsäuren – Benötigen Kinder Nahrungsergänzungsmittel? Online-Information der Verbraucherzentrale NRW e. V.

 

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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