lächelnde frau nimmt nahrungsergänzungsmittel
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Nahrungsergänzungsmittel: Haare schön durch NEM?

Kräftige, dichte und glänzende Haare durch Nahrungsergänzungsmittel (NEM)? Viele Hersteller von NEM versprechen eine positive Wirkung auf das Haarwachstum. Doch was ist dran an den Versprechen? Nahrungsergänzungsmittel: Haare schön durch NEM – das sollten Sie wissen.

Diese Nährstoffe braucht Ihr Haar

Haar braucht verschiedene Nährstoffe, um kräftig und gesund wachsen zu können. Fehlen bestimmte Nährstoffe, etwa Eisen und Zink, können die Haare – aber auch die Nägel – brüchig werden. Das Haar wird stumpf, verliert an Glanz und Spannkraft und kann möglicherweise sogar ausfallen. Zu den für die Haare wichtigen Nährstoffen gehören unter anderem:

  • Biotin: Biotin kann einen Beitrag zum Erhalt von Haaren und Nägeln leisten. Biotin ist an der Bildung von Kreatin, dem Hauptbestandteil von Haaren und Nägeln, beteiligt. Biotin ist unter anderem enthalten in Weizenkeimen, Champignons, Sojabohnen, Haferflocken, Nüssen und Eiern. Ein zusätzlicher Nutzen für die Schönheit von Haut, Haar und Nägeln durch Nahrungsergänzungsmittel mit Biotin ist nach Angaben der Verbraucherzentrale Bundesverband nicht bewiesen.
  • Zink: Der größte Teil des im Körper gespeicherten Zinks ist in Knochen, Haaren und Haut zu finden. Das Spurenelement Zink wird ebenfalls benötigt, damit der Körper Kreatin bilden kann. Zudem trägt Zink dazu bei, dass die Haare fest in der Haarwurzel sitzen. Ein leichter Zinkmangel kann laut Verbraucherschützern zu Haarausfall führen. Zink ist unter anderem enthalten in Hülsenfrüchten, Nüssen, Haferflocken, Käse, Kernen und Saaten sowie in Fleisch und Eiern.
  • Eisen: Laut der Verbraucherzentrale Bundesverband sind die ersten Symptome eines Eisenmangels (Anämie) Haar- und Nagelbrüchigkeit, trockene Haut, Einrisse in den Mundwinkeln sowie eine erhöhte Infekt­anfälligkeit. Auch Haarausfall kann die Folge von Eisenmangel sein. Sind die Haarfollikel nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen wie Eisen versorgt, sterben sie ab. Die Haare wachsen nicht mehr, sehen stumpf aus, brechen leicht ab oder fallen aus. Ist der Eisenmangel behoben, wächst in den meisten Fällen auch das Haar wieder nach – sofern keine genetischen Ursachen der Grund für den Haarausfall sind. Eine gute Versorgung mit Eisen hilft, einem eisenmangel-bedingten Haarausfall vorzubeugen. Eisenhaltige Lebensmittel sind unter anderem Fleisch, Leber, Kerne und Saaten, Pistazien sowie Haferflocken, Dinkelbrot, Pfifferlinge, Spinat und Schwarzwurzeln.

Gesundes Haar dank gesunder Ernährung

Wer sich gesund und ausgewogen ernährt, braucht keine Nahrungsergänzungsmittel für die Haare. Dann ist der Körper – und mit ihm die Haarwurzeln – mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt – neben Eisen, Zink und Biotin auch mit Vitamin C, B-Vitaminen, Magnesium, Kalzium, Selen, Jod, Folsäure und Kupfer.

Eine Supplementierung verschiedener Nährstoffe über Nahrungsergänzungsmittel – auch bei Haarausfall – ist Experten zufolge nur dann sinnvoll, wenn ein ärztlich diagnostizierter Mangel eines Nährstoffs vorliegt. Denn: Zwar kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln einen Beitrag zum Erhalt gesunder Haare leisten. Doch es gibt keine Studien, die beweisen, dass die Einnahme spezieller Haar-Nährstoffe zu kräftigerem und vollerem Haar beiträgt, wenn kein Mangel vorliegt.

Haarausfall? Zum Hautarzt gehen

Wer Veränderungen bei seinen Haaren bemerkt, etwa weil sie brüchiger und stumpfer werden oder gar ausfallen, sollte einen Termin bei einem Hautarzt oder einer Hautärztin einen Termin vereinbaren. In der dermatologischen Praxis können Kopfhaut und Blut untersucht werden. Wichtig zu wissen: Für die Messung einiger Blutwerte zahlt der Patient selbst. Fragen Sie daher nach, welche Kosten auf Sie zukommen.

Nahrungsergänzungsmittel Kieselerde für die Haare?

Der Hauptbestandteil von Kieselerde ist Silizium. Kieselerde besteht aus Mineralien oder Meeresablagerungen. Experten stufen Silizium als nicht-essenzielles Spurenelement ein, also als nicht lebenswichtiges Spurenelement. Bisher konnten keine spezifischen Funktionen nachgewiesen werden, für die es Silizium braucht. Auch Mangelerscheinungen durch zu wenig Silizium sind nicht bekannt. Der Grund, warum Silizium, beziehungsweise Kieselerde, mit schönem Haar und festen Nägeln in Verbindung gebracht wird: Silizium ist in geringen Mengen in Haaren, Bindegewebe, Nägeln und Knochen zu finden. Doch: Wissenschaftlich bewiesen ist die Wirkung von Kieselerde für die Haare nicht.

Und: Bei Untersuchungen der Lebensmittelüberwachung verschiedener Bundesländer wurde in den vergangenen Jahren immer wieder das Schwermetall Blei in Kieselerde-Produkten festgestellt. Verbraucherschützer raten daher, vor der Verwendung von Kieselerde beim Hersteller nach dem Bleigehalt des Produktes zu fragen. Dieser sollte deutlich unter dem erlaubten Höchstgehalt von 0,3 Milligramm pro 100 Gramm liegen, so die Verbraucherzentrale. Wer Silizium auf natürlichem Wege über die Nahrung aufnehmen möchte, kann unter anderem zu Hafer, Gerste, Kartoffeln und Spargel greifen.

Nicht nur durch eine gesunde Ernährung unterstützen Sie die Schönheit Ihrer Haare. Auch die Haarpflege selbst trägt einen beachtlichen Teil für schöne Haare bei. Waschen Sie die Haare mit einem milden Shampoo und pflegen Sie es anschließend mit einer Kur. Verzichten Sie am besten auf Silikone. Diese legen sich um das Haar. Das wirkt zwar wie eine Schutzschicht und sorgt für mehr Glanz, allerdings wird das Haar versiegelt und Feuchtigkeit kann nicht mehr eindringen. Auf Dauer wird das Haar trocken und spröde. Lassen Sie die Haare so oft wie möglich lufttrocknen und drücken Sie es nach dem Waschen nur sanft mit einem Tuch trocken. Heiße Temperaturen und Rubbeln strapazieren die Haarschicht. Wer auf Färben, Tönen und Bleichen verzichtet, schont sein Haar ebenfalls erheblich.
Jeder Mensch verliert am Tag zwischen 70 und 100 Haare. Das klingt viel. Wenn man aber bedenkt, dass auf dem Kopf zwischen 100.000 und 150.000 Haare wachsen, ist das gar nicht mehr so viel. Laut dem Konsum- und Marktforschungsportal Statista haben Rotschöpfe die wenigsten Kopfhaare: 90.000. Schwarzhaarige tragen im Schnitt 100.000, Braunhaarige 110.000 und Blonde 150.000 Haare auf dem Kopf. Krankhaft wird Haarausfall dann, wenn der vermehrte Haarverlust, medizinisch Effluvium, über längere Zeit andauert oder sich der Haarausfall an bestimmten Kopfbereichen verstärkt zeigt. Führt Haarausfall zu Haarlosigkeit, sprechen Mediziner von Alopecia beziehungsweise Alopezie.
Die drei häufigsten Haarausfall-Formen sind: anlagebedingter Haarausfall, kreisrunder Haarausfall und diffuser Haarausfall. Der anlagebedingte Haarausfall, auch androgenetische Alopezie genannt, ist die häufigste Form von Haarausfall. Bei etwa 95 Prozent der von Haarausfall Betroffenen ist der Haarverlust genetisch bedingt. Der kreisrunde Haarausfall, auch Alopecia areata genannt, entsteht aufgrund einer Autoimmunreaktion. Es bilden sich größere, kahle, runde Stellen auf dem Kopf. Der diffuse Haarausfall, auch Alopecia diffusa genannt, ist durch allgemein lichter werdendes Haar gekennzeichnet – vor allem auf dem Oberkopf. Ein Nährstoffmangel kann ebenso die Ursache sein wie hormonelle Veränderungen – etwa in den Wechseljahren oder während der Schwangerschaft.

Quellen:

Kieselerde: förderlich für Haut, Haare und Nägel? Online-Information von Klartext Nahrungsergänzung, einem Angebot der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Mehr Zink bei Erkältungen? Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Sorgt Biotin für gesunde Haut, glänzende Haare und feste Nägel? Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Eisen: Qualität nicht Quantität ist die Frage. Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband.

Wie kann ich meinen Eisenbedarf decken? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Haarausfall. Online-Information der Stiftung Warentest.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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