Diese Folgeerkrankungen drohen bei Röteln
Vergrößerte Leber und Milz bei Röteln
Milz und Leber sind wichtige Blutspeicher. Bei massiven Infektionen sammeln sich darin viele neu gebildete Immunzellen, um die Viren zu bekämpfen. Das führt zu einer Vergrößerung beider Organe, einer Hepatosplenomegalie. Nach der Infektion bildet sich diese Schwellung zurück.
Thrombozytopenie, Purpura und Hämorrhagien
Die Zahl der für die Blutgerinnung verantwortlichen Blutplättchen (Thrombozyten) nimmt ab. Dieser Vorgang ist die Folge eines Autoimmunprozesses, ähnlich wie bei einer Allergie: Gegen die Rötelnviren gebildete Antikörper reagieren fälschlicherweise mit Antigenen der Thrombozytenoberfläche, sodass die Blutplättchen zerstört werden. Eine Verminderung der Thrombozyten beeinflusst die Blutgerinnung. Es treten stecknadelkopfgroße Einblutungen in Haut und Schleimhäuten (Petechien) und andere Kapillarblutungen (Hämorrhagien) auf, die zu einer Hautrötung (Purpura) führen. Die medizinische Bezeichnung für diese Einblutungen lautet thrombozytopenische Purpura. Nasenbluten und Veränderungen der Regelblutungen sind weitere Erscheinungen einer veränderten Blutgerinnung.
Arthralgien und Arthritiden
bedeutet Gelenkschmerzen und Gelenkentzündungen. Diese Beschwerden sind bei Erwachsenen mit Röteln relativ häufig. Weitere Entzündungsreaktionen
betreffen die Bronchien (Bronchitis) und das Mittelohr (Otitis media). Selten kommt es zu einer Beteiligung des Herzens, bei dem sich der Herzmuskel (Myokarditis) oder der Herzbeutel (Perikarditis) entzündet.
Rötelnenzephalitis und Rötelnmeningoenzephalitis
Eine Hirnentzündung (Enzephalitis) oder Hirnhautentzündung (Meningoenzephalitis) tritt meistens kurz nach dem Hautausschlag auf. Die Entzündungsreaktion führt zu Kopfschmerzen, Bewußtlosigkeit und Nervenausfällen und ist in etwa 20 Prozent der Fälle tödlich.
Noch nach Jahren gefährlich: Hirnentzündungen
Selten aber lebensbedrohlich ist eine Hirnentzündung, die sich Jahre nach der Infektion manifestiert. Häufig ist diese Erscheinung bei Röteln vor der Geburt oder im frühen Kindesalter, bei der einige der Viren latent und unbemerkt überleben. Bei einer progredienten Röteln-Panenzephalitis leidet das gesamte Gehirn an Entzündungsreaktionen, die Nervenzellen absterben lassen. Anfangs kommt es zu Ausfallerscheinungen wie Sprachstörungen und Lähmungen, Wesensveränderungen und Verwirrtheit. Später kommen Muskelkrämpfe, Kleinhirnataxie mit Schwankungen des Rumpfes im Sitzen und Schüttelkrämpfe (Myoklonien) hinzu. Das Fortschreiten dieser Beschwerden führt innerhalb weniger Jahre zum Tod.
Röteln in der Schwangerschaft
Die weitreichendsten Konsequenzen hat eine Infektion mit Röteln in der Schwangerschaft. Um die zehn Prozent aller Frauen weisen keine Immunität gegen die Rötelnviren auf. Gelangen diese über die Plazenta in das Kind, führen sie dort zu schweren Organ- und Entwicklungsschäden. Man bezeichnet das als konnatale Röteln-Embryofetopathie (congenital rubella syndrom, CRS). Die Sterblichkeitsrate liegt bei bis zu 20 Prozent. Besonders hoch ist dieses Risiko während der ersten zwölf Schwangerschaftswochen (SSW). In bis zu 90 Prozent der Fälle kommt es zu schweren Fruchtschädigungen. Danach nimmt das Risiko langsam ab, ab der 20. SSW sind kaum noch Beeinträchtigungen des Kindes zu befürchten. Durch die Organschäden häufen sich bis zum vierten Schwangerschaftsmonat Spontanaborte und Frühgeburte. Danach sind Ansteckungen im Mutterleib und Fehlbildungen selten. Die Viren verursachen typischerweise eine Gregg'sche Trias - ein Krankheitsbild mit Herzfehlern (Fallotsche Tetralogie, persistierendes Foramen ovale, Aortenisthmusstenose), Blindheit durch Trübung der Augenlinse (Katarakt) und Taubheit durch Beeinträchtigung des Innenohrs. Zudem sind die Kinder bei der Geburt durch die Entwicklungsverzögerung untergewichtig. Hinzu kommen Vergrößerungen von Milz und Leber (Hepatosplenomegalie), Gehirnentzündungen (Enzephalitis), Leberentzündungen (Hepatitis), Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) und eine Abnahme der Blutplättchen (Thrombozytopenie). Wie bei der Komplikation von Erwachsenen führt Letztere zu einer thrombozytopenischen Purpura. Wegen solcher Gefahren sehen die Routineuntersuchungen während der Schwangerschaft eine Überprüfung der Immunität gegen Röteln vor. Im Mutterpass steht dieser Punkt unter Laboruntersuchungen und Rötelnschutz. Überprüft wird der Impfschutz mit dem Röteln-HAH (Hämagglutinationshemm)-Test. Liegt der sogenannte Hämagglutinationstiter über 1:16, besteht eine ausreichende Immunität gegen die Viren. Andernfalls ist der Kontakt mit an Röteln erkrankten Personen dringend zu meiden.