Welche Impfungen müssen aufgefrischt werden?
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Welche Impfungen müssen aufgefrischt werden?

Es gibt Impfungen, die verlieren mit der Zeit ihren Impfschutz. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt daher, diese aufzufrischen. Bei der Menge der empfohlenen Impfungen ist es nicht einfach, den Überblick zu behalten. Wann welche Impfungen aufgefrischt werden müssen, erfahren Sie hier.

Welche Impfung auffrischen? Der Hausarzt weiß es

Jede Impfung wird in das Gelbe Impfbuch (Impfpass) eingetragen. So hat man selbst, aber auch der Hausarzt oder die Hausärztin, immer den Überblick, welche Impfungen schützen und welche aufgefrischt werden sollten. Wer unsicher ist, wann er welche Impfungen auffrischen soll, kann einen Termin beim Hausarzt vereinbaren, das Impfbuch mitbringen und sich beraten lassen. Der Arzt oder die Ärztin kann zudem Empfehlungen aussprechen, ob möglicherweise Impfungen empfehlenswert sind, gegen die bislang noch nicht geimpft wurde.

Welche Impfungen empfiehlt die STIKO?

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) in ihrem Impfkalender 2022 derzeit folgende Impfungen:

  • Rotaviren
  • Tetanus
  • Diphtherie
  • Keuchhusten (pertussis)
  • Hib (Haemophilius influenza Typ b
  • Kinderlähmung (Poliomyelitis)
  • Hepatitis B
  • Pneumokokken
  • Meningokokken C
  • Masern
  • Mumps, Röteln
  • Windpocken (Varizellen)
  • HPV (Humane Papillomviren)
  • Herpes zoster
  • Grippe (Influenza)

Wann welche Impfung auffrischen?

Wann Rotaviren-Impfung auffrischen?

Bei der Impfung gegen Rotviren ist keine Auffrischimpfung vorgesehen, da die Impfung dann schützt, wenn die Gefahr für einen schweren Verlauf am größten ist: im Kindesalter.

Wann Tetanus-Impfung auffrischen?

Auffrischungsimpfungen für Erwachsene mit vollständiger Grundimmunisierung sollen alle zehn Jahre erfolgen. Die STIKO rät, bei der nächsten fälligen Impfung gegen Diphtherie und Tetanus mit einem Kombinationsimpfstoff auch gegen Keuchhusten (Pertussis) zu impfen. Für Säuglinge, Kinder und Jugendliche gilt laut Impfkalender der STIKO: Grundimmunisierung im Säuglingsalter, Auffrischung im Vorschulalter, erneute Auffrischung mit neun bis 17 Jahren.

Wann Diphtherie-Impfung auffrischen?

Die Diphtherie-Impfung sollte nach den Empfehlungen der STIKO nach erfolgter Grundimmunisierung alle fünf bis zehn Jahre wiederholt werden, da der Impfschutz mit den Jahren nachlässt.

Wann Keuchhusten-Impfung auffrischen?

Die Auffrischimpfungen gegen Keuchhusten (Pertussis) sollten bei Kindern mit vollständiger Grundimmunisierung bereits im Vorschulalter erfolgen: im Alter von fünf bis sechs Jahren. Die zweite Auffrischungsimpfung sollte im Alter von neun bis 17 Jahren erfolgen. Erwachsenen sollten sich einmalig im Kombination mit der nächsten fälligen Auffrischung gegen Tetanus und Diphtherie impfen lassen. Ein Einzelimpfstoff gegen Keuchhusten gibt es nicht. Wichtig für Schwangere: Zum Schutz von Neugeborenen sollten Frauen in der Schwangerschaft  geimpft werden - unabhängig von dem Zeitpunkt der letzten Impfung.

Wann Hib-Impfung auffrischen?

Ist das Kind gegen Hib (Haemophilius influenza Typ b) geimpft, hält der Impfschutz der Grundimmunisierung mehrere Jahre an. Eine Auffrischungsimpfung ist von Seiten der STIKO nicht empfohlen, da schwere Hib-Infektionen nach dem fünften Lebensjahr weniger häufig sind.

Wann Polio-Impfung auffrischen?

Die Impfung gegen Kinderlähmung (Polio, Poliomyelitis) sollte nach Empfehlung der STIKO nach der vollständigen Grundimmunisierung im Kindesalter im Alter von sechs bis 16 Jahren aufgefrischt werden. Darüber hinaus ist eine routinemäßige Auffrischimpfung nach dem vollendeten 18. Lebensjahr NICHT empfohlen. Wurde die Grundimmunisierung im Erwachsenenalter durchgeführt, so sollte  eine einmalige Auffrischimpfung in einem Mindestabstand von zehn Jahren nach der letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung erfolgen. Bei Reisen in Gebiete mit hohem Infektionsrisiko ist gegebenenfalls eine weitere Auffrischung der Polio-Impfung notwendig.

Wann Hepatitis B-Impfung auffrischen?

Das Robert Koch-Institut empfiehlt mit Blick auf internationale Studienergebnisse nach erfolgreicher Hepatitis-B-Grundimmunisierung im Allgemeinen keine weitere Auffrischungsimpfung im Erwachsenenalter. Für Personen mit einem geschwächten Immunsystem oder einem erhöhten Infektionsrisiko kann möglicherweise eine Auffrischungsimpfung empfehlenswert sein. Betroffene sollten mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin sprechen.

Wann Pneumokokken-Impfung auffrischen?

Die Ständige Impfkommission empfiehlt allen Erwachsenen ab einem Alter von 60 Jahren eine Impfung gegen Pneumokokken, die je nach Gesundheitszustand gegebenenfalls nach sechs Jahren aufgefrischt werden sollte. Ob dies notwendig ist, sollte der behandelnde Arzt beziehungsweise die behandelnde Ärztin beurteilen.

Wann Meningokokken C-Impfung auffrischen?

Die Meningokokken-C-Impfung wird in Deutschland von  der Ständigen Impfkommission  seit Juli 2006 für alle Kinder im  Alter von zwölf Monaten empfohlen. Versäumte Impfungen sollten  laut der STIKO spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden. Auffrischungsimpfungen sind nicht empfohlen.

Wann Masern-Impfung auffrischen?

Die STIKO empfiehlt seit 2010 allen Erwachsenen, die nach 1970 geboren sind und nicht beziehungsweise in der Kindheit nur einmal gegen Masern geimpft wurden, eine Impfung  gegen Masern. Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge betreffen mehr als die Hälfte der Masernfälle Jugendliche und nach 1970 geborene Erwachsene. Die Impfung erfolgt als Kombinationsimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR-Impfstoff). Ein Einzelimpfstoff gegen Masern ist in Deutschland nicht erhältlich. Nach erfolgter Grundimmunisierung ist keine Auffrischungsimpfung empfohlen.

Wann Auffrischung der Mumps- und Röteln-Impfung?

Die Impfung gegen Mumps und Röteln wird zusammen mit der Masern-Impfung verabreicht. Der Kombinationsimpfstoff wird daher auch als MMR-Impfstoff bezeichnet (Mumps, Masern, Röteln). Eine mögliche Erweiterung ist der MMRV-Impfstoff, der einen Impfschutz gegen Mumps, Masern, Röteln und Varizellen (Windpocken) aufbaut. Einzelne Impfstoffe gegen Masern, Mumps und Röteln sind in Deutschland nicht verfügbar. Empfohlen ist der MMR-Impfstoff für Säuglinge zwischen elf und 14 Monaten. Die zweite Impfung erfolgt bis zum Ende des zweiten Lebensjahres. Erwachsenen wird die Impfung als Nachhol-Impfung verabreicht. Eine Auffrischung der MMR-Impfung ist nicht vorgesehen.

Wann Windpocken-Impfung auffrischen?

Die Windpocken-Impfung (Impfung gegen Varizellen) wird von der STIKO Kindern im Alter von elf bis 14 Monaten (erste Impfung) und 15 bis 23 Monaten (zweite Impfung) empfohlen. Nach den zwei Impfstoffdosen ist die Grundimmunisierung abgeschlossen. Die erste Impfung kann entweder zusammen mit der ersten  Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) durchgeführt werden oder frühestens vier Wochen nach dieser erfolgen. Die zweite Windpocken-Impfung kann mit einem  Kombinations­Impfstoff gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen (MMRV) verabreicht werden. Eine Windpocken-Auffrischungsimpfung ist nach erfolgter Grundimmunisierung nicht empfohlen.

Wann HPV-Impfung auffrischen lassen?

Die HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs wird Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren angeboten. Eine versäumte Impfung sollte bis zum 18. Lebensjahr nachgeholt werden. Geimpft werden sollte idealerweise VOR dem ersten sexuellen Kontakt. Derzeit ist unklar, wie lange der Impfschutz der HPV-Impfung anhält, da die Impfung zu den neueren Impfungen gehört. Derzeit ist keine Auffrischungsimpfung empfohlen. Studien deuten darauf hin, dass der Impfschutz mindestens zwölf Jahre anhält - was für einen anhaltenden Impfschutz spricht. Weitere Studien sind notwendig.

Wann Herpes zoster-Impfung auffrischen?

Die Herpes zoster-Impfung schützt Erwachsene vor Gürtelrose, welche durch das Windpocken-Virus verursacht wird. Wie das RKI mitteilt, kann der Herpes-zoster-Totimpfstoff bei Personen unter 50 Jahren “Herpes zoster und die postherpetische Neuralgie effektiv verhindern”. Die  Wirksamkeit zum Schutz vor Herpes zoster betrage ab dem Alter von 50  Jahren 92 Prozent und zum Schutz vor postherpetischer Neuralgie 82 Prozent. Da der Impfschutz im weiteren Alter nur leicht abnimmt, ist derzeit keine Auffrischungsimpfung gegen Herpes zoster empfohlen.

Wann Grippe-Impfung auffrischen?

Bei der Grippe-Impfung kann man nicht von einer Auffrischimpfung sprechen, da jedes Jahr ein neuer Grippe-Impfstoff entwickelt wird, der gegen die in der kommenden Saison vermutlich vorherrschenden Grippeviren schützen soll. Es erfolgt daher jedes Jahr eine Standardimpfung - vorzugsweise sollte ab Oktober bis Mitte Dezember geimpft werden. Die Der Impfschutz der Grippe-Impfung wird mit einer Spritze erreicht und schützt für sechs bis zwölf Monate. Insbesondere chronisch Kranke, Menschen ab 60 Jahre sowie Schwangere sollten sich impfen lassen.

Infobox Impfen

Impfungen gehören in der Medizin zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen. Doch keine Impfung kann 100-prozentig vor der Krankheit schützen, gegen die geimpft wurde. Kommt es trotz Impfung zu einer Infektion, ist der Verlauf in der Regel milder als bei ungeimpften Personen. Auch wenn Impfungen in den meisten Fällen gut vertragen werden, ist nicht auszuschließen, dass Impfreaktionen oder Impfnebenwirkungen auftreten.


Haben Sie Fragen zu Impfungen, Impfschutz, Impfreaktionen oder Impfnebenwirkungen oder sind Sie unsicher, ob Auffrischungsimpfungen anstehen, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin. Nehmen Sie zum Gespräch den gelben Impfpass mit. Informieren Sie sich ausführlich über den Nutzen und mögliche Risiken, bevor Sie sich für oder gegen eine Impfung entscheiden.

Quellen:

Impfkalender 2022. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO).

Das Impfbuch. Online-Angebot des Robert Koch-Instituts (RKI) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Schutzimpfung gegen Rotaviren: Häufig gestellte Fragen und Antworten. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Schutzimpfung gegen Tetanus: Häufig gestellte Fragen und Antworten. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Schutzimpfung gegen Diphtherie: Häufig gestellte Fragen und Antworten. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Keuchhusten-Impfung bei Erwachsenen. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.impfen-info.de.

Hib-Impfung bei Kindern. Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.impfen-info.de.

Schutzimpfung gegen Poliomyelitis: Häufig gestellte Fragen und Antworten. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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