Was ist Magersucht (Anorexia nervosa)?
Was ist Magersucht? Dünn sein, um jeden Preis
Der Begriff Anorexia nervosa stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Appetitlosigkeit“. „Nervosa“ beschreibt den nervlichen beziehungsweise psychischen Einfluss der Essstörung. In vielen Fällen erwächst die Magersucht aus einer Diät. Was genau ist Magersucht und ab wann spricht man davon? Experten sprechen von Magersucht, wenn das Gewicht eines Erwachsenen unter einem BMI (Body-Mass-Index) von 17,5 liegt. Vor allem Mädchen und junge Frauen sind von Magersucht betroffen.
Was ist Magersucht? Die Angst zuzunehmen
Das massive Untergewicht allein reicht für die Diagnose Magersucht nicht aus. Bei der psychischen Störung haben Betroffene panische Angst, zu dick zu sein beziehungsweise zuzunehmen. Nahrungsmenge und Nahrungsauswahl werden stark eingeschränkt. Viele verzichten komplett auf Fette und Kohlenhydrate. Es sind sogar Fälle bekannt, bei denen die Betroffenen mit anorexia nervosa Eiswürfel mit wenigen Krümeln Brot darin lutschen, um die schlimmsten Hungergefühle zu unterdrücken.
Viele Betroffene der psychischen Störung entwickeln zudem bestimmte Essrituale: Manche erlauben sich das Essen erst, nachdem sie eine anstrengende Sporteinheit absolviert haben. Andere essen nur zu bestimmten Uhrzeiten eine streng festgelegte Kalorienmenge. Magersüchtige haben eines gemeinsam: Sie möchten nicht im Beisein anderer essen. Allerdings kochen viele gerne für ihre Familie und Freunde und beschäftigen sich mit Rezepten und Kochbüchern.
Was ist Magersucht? Mit den Kilos schwindet die Lebensqualität
Die Betroffenen beschäftigen sich vorrangig mit ihrem Körper, ihrem Gewicht, Kalorien und Verzicht. Während der Gewichtsverlust, die "Kontrolle" über den eigenen Körper und das Gefühl „stärker zu sein, als der Hunger“ bei den Betroffenen zu Beginn Gefühle der Euphorie hervorrufen, schwindet das positive Empfinden mit Fortschreiten der Erkrankung. Der Hunger wird zur Belastung und die Angst vor Kalorien zum alles bestimmenden Faktor. Immer mehr Regeln und Verbote kommen hinzu. Die psychische Störung bestimmt das Leben der Magersüchtigen. Stück für Stück ziehen sie sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück.
Magersucht: Kontrollverlust und Scham
Selbst wenn Magersüchtige der größte Hunger quält, versagen sie sich das Essen oder essen nur geringste Mengen. Die Folge sind Essanfälle, da der Körper irgendwann Nahrung einfordert. Nach der Essattacke folgt das schlechte Gewissen über den vermeintlichen Kontrollverlust. Als Konsequenz greifen viele zu Abführmitteln und Entwässerungstabletten oder versuchen, über exzessive Bewegung die Kalorien wieder loszuwerden. Es kommt auch vor, dass Magersüchtige das Essen erbrechen. Es ist nicht selten, dass die Magersucht in die Bulimie übergeht.
Magersucht: Was ist eine Körperschemastörung?
Spricht man die Betroffenen auf die Essproblematik an, reagieren sie meist ablehnend und aggressiv. Kennzeichnend für die Magersucht ist zudem eine Körperschemastörung: Die Betroffenen haben eine verzerrte Körperwahrnehmung. Sie sehen ihr Untergewicht und den dünnen Körper nicht. Schauen sie in den Spiegel, sehen sie einen dicken Körper. Sie fühlen sich „fett“, obwohl ihr Körper bereits ausgezehrt ist.
Gesundheitsrisiko Magersucht: Folgen der Essstörung
Was ist Magersucht? Objektiv ist sie eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, viele betrachten die psychische Störung jedoch als "Freund". Magersüchtige sehen meist keinen Bedarf einer Therapie beziehungsweise Behandlung der Essstörung. Aus ihrer Sicht bietet sie ihnen Schutz und Halt. Eine Magersucht-Behandlung kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Betroffenen bereit sind, die Essstörung „aufzugeben“. Diejenigen, die den Willen haben, aus dem - wie sie es selbst häufig nennen - „Teufelskreis Magersucht“ ausbrechen, schaffen dies aufgrund der Komplexität des Krankheitsbildes der anorexia nervosa in der Regel nur mit professioneller Hilfe.
Unbehandelt kann die Magersucht zum Tode führen. Betroffene mit Anorexia nervosa drohen zu verhungern. Laut dem Bundesfachverband Essstörungen versterben rund 15 Prozent der Magersüchtigen. Dem Versorgungszentrum Essstörungen ANAD e.V. zufolge hat Magersucht die höchste Sterblichkeitsrate von allen psychischen Störungen.