Magersucht beim Mann: ein unterschätztes Problem
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Magersucht beim Mann: ein unterschätztes Problem

Essstörungen gelten als Frauenkrankheit. Studien zufolge sind allerdings rund zehn Prozent der an Anorexia nervosa und Bulimia nervosa Erkrankten männlich. Magersucht bei Männern zeigt sich etwas anders als bei Frauen. Bei Männern spielt der Muskelaufbau häufig eine zentrale Rolle.

Gründe für Magersucht bei Männern

Magersucht ist keine Frauenkrankheit. Dennoch ist Magersucht bei Männern vergleichsweise schlecht erforscht. Stark vereinfacht lässt sich sagen: Mädchen empfinden sich in der Pubertät oft als zu dick, Jungen halten sich oft für zu schwach. Bei Jungen und Männern haben die Gründe für Magersucht also häufig ebenso mit einem bestimmten Schönheitsideal zu tun. Der Fokus liegt neben dem Fettabbau allerdings auch auf dem Muskelaufbau.

Experten sprechen bei dem intensiven Streben nach einem athletischen, sportlichen Körper häufig von „Adonis-Komplex“. Betroffene Männer nehmen beim kritischen Blick in den Spiegel die eigenen Muskeln als unvollkommen und verkleinert wahr (Körperschemastörung).

Magersucht beim Mann: Öfter auch ältere Männer betroffen

In einem weiteren Unterschied zu Frauen tritt Magersucht bei Männern oft später im Leben auf. Die meisten Frauen erkranken häufig zwischen dem 12. und dem 21. Lebensjahr. Männer hingegen oftmals zwischen dem 18. und 26. Lebensjahr. Das liegt an der bei Männern verzögert einsetzenden Pubertät. Magersucht tritt manchmal auch bei älteren Männern über 40 auf.

Auswirkung der Magersucht bei Männern

Um einen „idealen“ männlichen Körper zu bekommen, betreiben viele Männer exzessiv Sport. Das alleine deutet noch nicht auf eine Magersucht hin, kann aber der Einstieg in die Essstörung sein. Die Gedanken drehen sich dann zunehmend um die Muskeln und die dazu passende Ernährung. Irgendwann wird das eigene Körperbild zum alles bestimmenden Thema.

Das Selbstwertgefühl wird immer stärker an das äußere Erscheinungsbild geknüpft. Betroffene Männer haben nicht nur panische Angst vor einer Gewichtszunahme im Hinblick auf den Körperfettanteil. Sie fürchten auch einen Abbau der Muskeln. Nicht nur, weil das angestrebte Schönheitsideal dann in Gefahr ist, sondern auch, weil der athletische Körper mit Stärke, Selbstdisziplin und Erfolg gleichgesetzt wird.

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Magersucht beim Mann: Abführmittel

Männer, die unter Magersucht leiden, achten meist penibel auf eine vermeintlich gesunde Ernährung. Bevorzugt werden Proteinshakes konsumiert und Lebensmittel verzehrt, die den Muskelaufbau fördern. Kohlenhydrate und Fette gehören zu den „verbotenen“ Lebensmitteln. Es kommt zudem vor, dass magersüchtige Männer mit Appetitzüglern und Abführmitteln nachhelfen. Da sich Magersucht auch auf den Hormonhaushalt auswirkt, können bei Männern das sexuelle Verlangen und die Potenz nachlassen.

Männliche Magersucht erkennen

Ärzte sprechen von einer Magersucht beim Mann, wenn der BMI unter 17,5 liegt. Bei einem Mann, der 1,80 Meter groß ist, wäre die Grenze somit ein Körpergewicht von etwa 57 Kilogramm. Ein großes Problem bei der Diagnose besteht darin, dass Magersucht bei Männern von den Betroffenen und oft auch von Ärzten unterschätzt wird. Deswegen wird die Krankheit, wenn überhaupt, erst bei einem extrem geringen Gewicht diagnostiziert. Dazu kommt, dass Männer dazu neigen, ihre Krankheiten zu verharmlosen. Außerdem ist es vielen Männern peinlich, eine Erkrankung zu haben, die als „Frauenkrankheit“ bekannt ist.

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Magersucht bei Männern behandeln

Die Magersucht-Therapie gestaltet sich bei Männern häufig schwierig, da sich Behandlungsangebote größtenteils an Frauen richten. Mittlerweile werden in immer mehr Kliniken aber auch Männergruppen angeboten. Zudem tun viel viele Männer schwer, über ihre Schwächen und ihr vermeintliches Scheitern zu sprechen. Männer neigen dazu, Probleme mit sich selbst auszumachen. Männer mit Magersucht suchen sich daher nur selten Hilfe. Nehmen sie Hilfe in Anspruch, stellt die begleitende Psychotherapie oftmals eine Hürde dar. Viele Männer tun sich schwer, sie als hilfreich anzusehen: Konfrontation und empfundene Kränkung, die mit der Therapie einhergehen können, führen häufig zum Therapieabbruch.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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