Ursachen der Essstörung
© Mauricio Jordan de souza coelho/Hemera/ iStock/thinkstock
Letztes Update am: 

Ursachen der Essstörung

Die EINE Ursache für Magersucht (Anorexia nervosa) gibt es nicht. Immer sind es mehrere Risikofaktoren, die zusammenspielen. Die Erkrankung wird von genetischen, neurobiologischen, individuell-psychologischen und soziokulturellen Einflüssen bestimmt. Häufig ist es eine Diät, welche die Essstörung in Gang setzt. Magersucht-Ursachen: Das sind die möglichen Auslöser von Anorexia nervosa. 

Magersucht-Ursache: Angst vorm Erwachsenwerden

Häufiger Auslöser der Magersucht ist eine harmlos erscheinende Diät. Junge Menschen kommen mit dem Wunsch nach einer Gewichtsabnahme meist im Jugendalter zum ersten Mal in Berührung. Der ersten Diät liegt häufig der Wunsch nach Halt und Orientierung zugrunde. Vielen Jugendlichen machen die Veränderungen des eigenen Körpers Angst und sie versuchen, die körperliche Entwicklung hinauszuzögern. Magersucht kann auch die Angst vor der Zukunft und dem Erwachsenwerden im Allgemeinen ausdrücken. Der Versuch, den kindlichen Körper zu behalten, ist ein Versuch, die Kindheit festzuhalten.

Magersucht-Ursache Diät: Wenn der eigene Körper nicht gefällt

Junge Menschen sind zudem oft unsicher und suchen nach Vorbildern – in der eigenen Clique, in der Musik- und Filmszene sowie in Magazinen und sozialen Medien. Schnell merken sie, dass „dünn sein“ als schön gilt und „in“ ist. Sie beschäftigen sich zunehmend mit ihrem Körper. Das Bewusstsein erwacht, mit dem eigenen Essverhalten das Körperbild beeinflussen zu können.

Die erste Diät kann zum Ziel haben, der ersten Liebe zu gefallen oder mit den anderen Mädchen im Freundeskreis mitzuhalten. Positive Rückmeldungen von Freunden zu dem Gewichtsverlust und eine vermehrte Aufmerksamkeit von außen können dabei verstärkend wirken. Der Übergang von einer Diät zur Magersucht geschieht schleichend. Der Körper rückt immer mehr in den Fokus. Die Angst wächst, bereits erreichte Gewichtserfolge wieder zu verlieren. 

Magersucht-Ursache: Konflikte im Familien- und Freundeskreis

In der Phase der Adoleszenz, also im Alter zwischen 11 und 21 Jahren, reagieren junge Mädchen, aber auch junge Männer, besonders empfindlich und sensibel auf ungünstige Faktoren im Freundes- und Familienkreis. Häufiges Streiten, Konflikte und Kritik an der eigenen Person können dazu führen, dass sich junge Menschen abgelehnt fühlen. Infolge dessen entsteht oft der Wunsch, „anders zu sein“. Eine Veränderung im Essverhalten und ein anderes optisches Erscheinungsbild sind Möglichkeiten, diesem Wunsch nachzukommen.

Vor dem Hintergrund einer genetischen Disposition ist solch restriktives Essverhalten eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung einer Essstörung – das innere Verlangen, schlank (…) sein zu wollen, gilt als wesentlicher auslösender Faktor.
— Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.: Ratgeber Essstörungen. Suchtmedizinische Reihe, Band 3.

Magersucht-Ursache: psychische Einflussfaktoren

Psychische Faktoren spielen als Ursache der Magersucht ebenfalls eine bedeutende Rolle. Essstörungen treten häufig zusammen mit anderen psychischen Störungen auf. Dazu gehören unter anderem:

  • Angststörungen (insbesondere Zwangsstörungen)
  • Substanzmissbrauch und Substanzabhängigkeit
  • Affektive Störungen
  • Persönlichkeitsstörungen

Junge Frauen und Männer mit Magersucht werden häufig als erfolgsorientiert, perfektionistisch und zwanghaft beschrieben. Schon früh zeigen viele Patientinnen und Patienten Trennungsangst. Magersucht-Betroffene waren meist brave Kinder, die alles richtig gemacht haben und alles konnten. Viele haben ein mangelhaftes Selbstwertgefühl.

Die Kontrolle über die eigene Nahrungsaufnahme gibt den Betroffenen das Gefühl, Kontrolle über ihren eigenen Körper und über ihr Leben zu erhalten. Dies kann zunächst das Selbstwertgefühl steigern und den Perfektionismus sowie den hohen Leistungsanspruch der Patienten befriedigen. Doch genau dieser Perfektionismus ist es, der Betroffenen die Einsicht in ihr Problem und eine Heilung erschwert.

Magersucht-Ursache: Genetik

Studien mit Zwillingen legen die Vermutung nahe, dass für Anorexie eine genetische Veranlagung besteht. Jedes zehnte zweieiige Zwillingsgeschwister eines Magersüchtigen erkrankt demnach ebenfalls an der Essstörung. Bei eineiigen Geschwistern ist es sogar jeder zweite Zwilling. Zudem wurde beobachtet, dass Magersucht in einigen Familien gehäuft auftritt. Die Suche nach den verantwortlichen Genen blieb bislang ohne Erfolg. Auch der Einfluss bestimmter Hormone und Neurotransmitter spielt eine Rolle und wird weiter erforscht. 

Magersucht-Ursachen: individuelle und familiäre Faktoren

Das Versorgungszentrum Essstörungen ANAD e.V. fasst die wichtigsten Einflussgrößen für die Entwicklung einer Magersucht im individuellen und familiären Bereich wie folgt zusammen:

Individuelle Ursachen

  • hoher Perfektionismus
  • großer Leistungsanspruch
  • geringes Selbstwertgefühl
  • hohes Kontrollbedürfnis
  • geringe Konfliktfähigkeit
  • traumatische Erlebnisse, wie zum Beispiel sexueller Missbrauch
  • Schwierigkeiten bei der Stressbewältigung
  • Fütterstörungen, Essprobleme oder Übergewicht in der Kindheit

Familiäre Ursachen

  • Essstörung oder andere psychische Erkrankung eines Elternteils
  • Fehlen positiver Vorbilder in Bezug auf Essverhalten oder Figur
  • fehlende Streitkultur
  • Unterdrückung von negativen Gefühlen
  • problematische Ablösungsprozesse, beispielsweise übermäßige Kontrolle durch die Eltern
  • Übernahme von zu viel Verantwortung durch das Kind, etwa nach einer Scheidung

Soziokulturelle Ursachen

  • vorherrschendes Schönheitsideal, verbreitet durch die Medien
  • Thematisierung von Essen, Figur, Gewicht und Aussehen unter den Gleichaltrigen
  • Vergleiche unter Gleichaltrigen, Mobbing oder negative Kommentare

Bestimmte Verhaltensweisen innerhalb der Familie können zwar eine Magersucht fördern oder mit verursachen – es liegt jedoch keinesfalls allein an den Eltern, wenn ihr Kind eine Essstörung entwickelt. Daher sollten Familienangehörige von Betroffenen sich nicht mit Schuldgefühlen quälen, sondern sich über das Krankheitsbild Magersucht informieren und Hilfe suchen. Auf diese Weise können Angehörige gemeinsam mit ihrem Kind nach einer passenden Therapie suchen, anstatt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen.

Magersucht-Ursache: Sport

Zu den Risikogruppen der Magersucht gehören zudem Gruppen, in denen Druck erzeugt wird, das Körpergewicht möglichst gering zu halten. Dies ist bei vielen Sportarten der Fall, darunter ästhetische Ausdauersportarten wie Rhythmische Sportgymnastik, Ballett, Tanzen, Eiskunstlauf, Kunstturnen oder Synchronschwimmen. Bei Männern erhöhen Sportarten wie Hochsprung oder Stabhochsprung das Risiko, an einer Essstörung zu erkranken. Auch Models gehören zur Risikogruppe.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
Wie finden Sie diesen Artikel?