Timed Up & Go-Test: Stuhl-Test zeigt Sturzrisiko
Stürze im Alter sind ein Risiko
Nach Angaben der Deutschen Seniorenliga e.V. stürzt ein Drittel der über 65-Jährigen und sogar die Hälfte der über 80-Jährigen einmal im Jahr. Viele erleiden komplizierte Knochenbrüche, vor allem Hüft- und Oberschenkelhalsfrakturen. In 20 Prozent der Fälle erholen sich die Betroffenen nicht mehr von den Folgen und werden nach einer solchen Fraktur zum Pflegefall.
Wer sein Sturzrisiko oder das von Angehörigen kennt, kann gezielte Maßnahmen ergreifen, um schwerwiegenden Stürzen vorzubeugen. Um das Sturzrisiko erkennen zu können, gibt es verschiedene Tests. Ein möglicher Test, der auch in Pflegeberufen Anwendung findet, ist der "Timed Up & Go"-Test.
"Timed Up & Go-Test": Aufstehen und gehen auf Zeit
Der "Timed Up & Go"-Test fragt die Fähigkeit des Aufstehens und Gehens ab. Der Test ermittelt, wie lange die getestete Person braucht, um von einem Stuhl aufzustehen, drei Meter zu gehen und sich anschließend wieder hinzusetzen. Je länger die Person für diese Aufgabe benötigt, desto höher ist ihr Sturzrisiko.
So funktioniert der „Timed Up & Go“-Test zur Sturzrisikoeinschätzung
Für den Test sitzt die Person auf einem Stuhl mit Armlehne. Der Rücken berührt die Rückenlehne, die Arme liegen entspannt auf den Armlehnen. Auf Kommando soll die Person aufstehen, drei Meter nach vorne laufen, sich umdrehen, zurücklaufen und wieder hinsetzen. Gehhilfen, wie etwa ein Stock, dürfen benutzt werden. Möglich ist auch, dass die getestete Person einen Probedurchgang macht.
„Timed Up & Go“-Test: die Auswertung
- Weniger als zehn Sekunden: Die getestete Person ist in ihrer Bewegung vollständig unabhängig und das Sturzrisiko sehr gering.
- Zwischen zehn bis 19 Sekunden: Es liegt eine Einschränkung der Mobilität vor.
- Zwischen 20 und 29 Sekunden: Es liegt eine Mobilitätseinschränkung vor, die für die getestete Person funktionelle Einschränkungen haben kann. Das Sturzrisiko ist abklärungsbedürftig.
- Mehr als 30 Sekunden: Das Sturzrisiko ist hoch. Die Einschränkungen der getesteten Person sind so ausgeprägt, dass in jedem Fall eine Behandlung beziehungsweise eine Versorgung mit entsprechenden Hilfsmitteln notwendig ist, um einem Sturz vorzubeugen.
Achtung: Wer den Verdacht hat, dass ein sehr hohes Sturzrisiko besteht, sollte den Test nicht alleine, sondern mit fachlicher Unterstützung durchführen, um einen Sturz zu vermeiden.
Tinetti-Mobilitätstest: ermittelt Balancefähigkeit
Im Anschluss an den Aufsteh-Test sollten weitere Untersuchungen eingeleitet werden. So ist es wichtig zu schauen, wie die Person aufsteht und läuft, wie ihr Gang ist und ihre Balancefähigkeit. So können die Sturzrisiken genauer ermittelt werden.
Eine mögliche Weiterführung des „Timed Up & Go“-Tests ist der Tinetti-Mobilitätstest (Tinetti Mobility Score). Er untersucht das Sturzrisiko detaillierter, indem er zusätzlich das Gangbild und die Balancefähigkeit der getesteten Person bewertet. Der Test wurde für Langzeit-Pflegeeinrichtungen entwickelt. Hierbei muss auf eine ausreichende Sicherung des Patienten geachtet werden, damit er nicht stützt. Übungen mit geschlossenen Augen, Drehen, Stehen und Hinsetzen sind Teil des Tests. Der Test ist nicht als Selbsttest geeignet, sondern sollte mit fachlicher Unterstützung durchgeführt werden.