Magersucht vorbeugen – geht das?
Magersucht hat viele Auslöser
Es spielen verschiedene Faktoren zusammen, welche die Essstörung auslösen. Auf der einen Seite spielen genetische und/ oder biologische Einflussgrößen eine Rolle, die unter anderem die körperliche Wahrnehmung verzerren (Körperschemastörung) – was die Entwicklung einer Essstörung fördert.
Auf der anderen Seite beeinflussen soziokulturelle und individuell-psychologische Faktoren das Verhältnis zum Essen – sei es im familiären Bereich, im Freundeskreis, beim Sport oder im Zusammenhang mit Schönheitsidealen der Gesellschaft.
Magersucht vorbeugen: Ein gesundes Essverhalten in der Familie leben
Auslösende Faktoren der Magersucht lassen sich oft im familiären Bereich finden. Schutzfaktoren, die im familiären Bereich das Risiko für die Entwicklung einer Essstörung senken können, sind nach Angaben des Versorgungszentrums Essstörungen ANAD e.V. folgende:
- Die Familie lebt eine gute Konfliktfähigkeit und positive Streitkultur.
- Gefühle dürfen gezeigt und unterschiedliche Interessen ausgelebt werden.
- Diäten oder häufiges Wiegen spielen in der Familie keine Rolle.
- Propagierte Schönheitsideale und Medien im Allgemeinen werden kritisch hinterfragt.
- Gute soziale Integration sowie das Pflegen von Interessen und Hobbies werden gefördert (stärkt das Selbstwertgefühl).
- Die Eltern leben vor, dass sie sich nicht vor allem durch Leistung definieren und fordern von ihren Kindern ebenfalls keine Höchstleistungen.
- Die Familie lebt eine gute Esskultur: gemeinsame Mahlzeiten am Tisch ohne Ablenkung, positive Stimmung beim Essen, ausgewogenes Essverhalten ohne Essensverbote, Integration von Süßigkeiten, kein Zwang zum Aufessen, keine Belohnung oder Bestrafung mit Essen.
Magersucht vorbeugen: Ein kritischer Umgang mit den Medien
Essstörungen sind vor allem Erkrankungen der modernen westlichen Industriegesellschaften. Das in Fernsehen, Magazinen und auf Webseiten präsentierte gesellschaftliche Idealbild einer perfekten und schlanken Frau trägt mit dazu bei, dass Essstörungen wie die Magersucht an Häufigkeit zunehmen. Bereits Schulkinder und Jugendliche sind zunehmend unzufrieden mit ihrem Körper.
Aufsehen erregten zum Beispiel die Ergebnisse der Germany's Next Topmodel-Studie, die der Bundesfachverband Essstörungen 2015 durchführte. Anhand von 241 jungen Teilnehmerinnen untersuchte der BFE den Einfluss von schönheitsassoziierten Medien. Das Ergebnis: Unter den 16-Jährigen gaben bis zu 92 Prozent der Jugendlichen an, regelmäßig die Sendungen im Fernsehen zu verfolgen – und gaben signifikant häufiger an, sich zu dick zu fühlen, als die Jugendlichen, die die Sendung nicht anschauten.
Eltern können hier ansetzen, indem sie das Selbstwertgefühl ihres Kindes stärken und ihn signalisieren, dass es gut ist, wie es ist. Und sie es so lieben, wie es ist. Hilfreich ist auch, zusammen mit dem Kind die Medien und das Schönheitsideal kritisch zu betrachten. Vielen Jugendlichen ist beispielsweise nicht bewusst, dass die Bilder in Magazinen stark bearbeitet sind und mit der Realität meist nicht mehr viel gemeinsam haben.
Magersucht vorbeugen: Finger weg von Diäten
Auch Diäten gehören zu den Risikofaktoren für die Entwicklung einer Essstörung, da sie das gesunde Verhältnis zum Essen nachhaltig stören können. Experten betonen immer wieder, dass restriktives Essverhalten eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung einer Essstörung ist.
Magersucht vorbeugen: Belastende Situationen in Schule und Beruf erkennen
Selbstwertgefühl entsteht auch im Umgang miteinander – egal ob in der Familie, unter Freunden oder im Beruf. Hänseleien, Abwertung, abschätzige oder negative Bewertungen nagen am Selbstwertgefühl und verletzen. Häufig ist das Erreichen eines bestimmten Körperideals mit dem Versuch verknüpft, ein labiles Selbstwertgefühl zu stabilisieren, belastende Situationen auszuhalten oder unangenehme Gefühle zu bewältigen.
Mobbing, hohe Leistungsanforderungen von außen und an sich selbst sowie andauernder Stress gehören daher zu den Risikofaktoren für Essstörungen. Ausgleichende Maßnahmen und im Bedarfsfall ein Schul- oder Arbeitsplatzwechsel können die Belastung und das Erkrankungsrisiko senken. Anfällig für Essstörungen sind vor allem sehr strebsame, perfektionistische Menschen mit hohen Zielen und Ansprüchen an sich selbst.