Hämochromatose: Wenn zu viel Eisen im Blut ist
Dagmar Mainz: In der Regel ist ein Gendefekt dafür verantwortlich, durch den die Darmzellen im Dünndarm zu viel Eisen aufnehmen und dann im Körper ablagern und speichern. Es kann aber auch zu Hämochromatose kommen, wenn schlichtweg zu viel Eisen aufgenommen wird, etwa durch die Zuführung von Eisentabletten
Dagmar Mainz: Nein, die Gefahr hängt auch damit zusammen, ob der Gendefekt rezessiv oder dominant vorliegt. Bei der dominanten Variante haben den Defekt beide Elternteile weitervererbt, bei der rezessiven Variante nur ein Elternteil. Wenn nur eine Ausführung des Gens den Defekt besitzt, erkranken die Träger in der Regel nicht. Und wenn doch, dann kommt es meist nur zu schwächeren Formen der Hämochromatose. Doch selbst wenn beide Ausführungen des Gens defekt sind, erkranken nur etwa 20 bis 50 Prozent der Menschen.
Dagmar Mainz: In der Regel bricht die Krankheit zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr aus. Männer erkranken allerdings bis zu zehnmal häufiger als Frauen und im Schnitt auch rund 20 Jahre früher. Ein Grund dafür ist vermutlich die Menstruation der Frauen, die durch die Blutungen Eisen verlieren.
Dagmar Mainz: Sie sollten auf jeden Fall regelmäßig das Speichereisen durch einen Bluttest kontrollieren lassen, um ein Ausbrechen der Hämochromatose so früh wie möglich zu erkennen. Des Weiteren sollten sich Betroffene nicht übermäßig eisenhaltig ernähren: Innereien oder jeden Tag ein Steak sind also nicht empfehlenswert. Eine strikt eisenarme Ernährung ist allerdings schwer durchzuhalten, da dieses Spurenelement in sehr vielen Lebensmitteln vorkommt, auch in vegetarischen
Dagmar Mainz: Das ist leider oft nicht so einfach festzustellen, da die ersten Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder manchmal auch Gelenkbeschwerden unspezifisch sind und auch andere Ursachen haben können. Erst im Spätstadium können beispielsweise bronzefarbene Hautveränderungen auftreten, die dann auf eine schwerwiegende Erkrankung hindeuten.
Dagmar Mainz: Das Eisen kann sich in alle Organe des Körpers ablagern, auch in die Leber. Bei regelmäßig erhöhten Leberwerten sollte sich der Patient auf jeden Fall auf Hämochromatose testen lassen, denn unbehandelt führt die Erkrankung sonst immer zur Leberzirrhose. Ab einem Alter von 35 steht jedem gesetzlich Versicherten ein regelmäßiger, kostenloser Lebercheck zu. Diese Vorsorge kann ich jedem nur raten. Und Kinder von Eltern, die an dem Gendefekt leiden, sollten in jedem Falle vorsorglich einen Gentest machen. Der wird ebenfalls von den Krankenkassen übernommen.
Dagmar Mainz: Das Mittel der Wahl ist der regelmäßige Aderlass, um den Eisengehalt im Körper zu senken. Dann besteht auch keine Einschränkung der Lebenserwartung, da die Organe nicht erkranken. Am Anfang der Behandlung wird den Patienten alle ein bis zwei Wochen ein halber Liter Blut abgenommen, bis sich das Speichereisen normalisiert hat. Danach nur noch alle zwei bis drei Monate. Das ist in der Regel gut verträglich. Seit einigen Jahren sind Hämochromatose-Patienten auch nicht mehr grundsätzlich vom Blutspenden ausgeschlossen, sodass das abgezapfte Blut anderen Menschen zugutekommen kann.
Dagmar Mainz: Die Hämochromatose kann auch mit Medikamenten behandelt werden, diese Methode ist aber weniger effektiv und führt oft zu Nebenwirkungen.
Dagmar Mainz: Nein, da es sich um einen Gendefekt handelt. Die Darmzellen nehmen aktiv mehr Eisen auf als notwendig – und das bleibt auch so, trotz Behandlung.
Dagmar Mainz: Generell soll eiweißreiche Nahrung gut sein, ebenso schwarzer Tee. Auf rotes Fleisch und Innereien sollten Erkrankte oder potenziell Gefährdete lieber verzichten. Und auch Überdosierungen an Vitamin C sind zu vermeiden. Mit guter Ernährung allein ist die Hämochromatose aber leider nicht in den Griff zu bekommen.
Dagmar Mainz: Das ist natürlich von Fall zu Fall unterschiedlich, aber generell belastet die Hämochromatose die Patienten vielleicht mehr als andere Krankheiten, die relativ einfach und ohne Medikamente zu behandeln sind, weil es sich um eine genetische Erkrankung handelt. Viele machen sich Sorgen, dass sie den Defekt an ihre Kinder vererben und fühlen sich stigmatisiert.