Exsikkose: Wenn der Körper austrocknet
Die offizielle Definition von Exsikkose liest sich zunächst recht kompliziert: Depletion des Plasmavolumens oder der extrazellulären Flüssigkeit. So wird eine Exsikkose im ICD-10 beschrieben, dem internationalen Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen der Weltgesundheitsorganisation. Einfacher gesagt bedeutet das: Die Menge des im Körper zirkulierenden Blutes beziehungsweise die Menge der Flüssigkeit zwischen den einzelnen Zellen verringert sich – und zwar aufgrund eines extremen Flüssigkeitsmangels (Dehydration).
Dehydration: Ursprung der Exsikkose
Die Dehydration ist also die grundlegende Ursache einer Exsikkose. Unter einer Dehydration versteht man einen Mangel an Flüssigkeit und Elektrolyten (Salzen) im Körper. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein. Oft sind es andere Krankheiten, manchmal aber auch nur Unachtsamkeiten:
- temporäre Erkrankungen wie Infektionen, Durchfall, Fieber und Erbrechen
- chronische Krankheiten wie Diabetes insipidus oder Diabetes mellitus
- Einnahme von Diuretika (harntreibende Mittel)
- erhöhter Flüssigkeitsbedarf bei hohen Temperaturen oder nach sportlicher Betätigung ohne ausreichend zu trinken
Die Dehydration gibt es in drei verschiedenen Formen, die sich darin unterscheiden, in welchem Ausmaß der Körper Flüssigkeit und Elektrolyte verliert:
- Isotone Dehydration: Der Körper verliert genauso viel Wasser wie Elektrolyte.
- Hypotone Dehydration: Der Körper verliert mehr Elektrolyte als Wasser.
- Hypertone Dehydration: Der Körper verliert mehr Wasser als Elektrolyte.
Die Exsikkose ist eine Folge der sogenannten hypertonen Dehydration, das heißt, der Körper verliert mehr Wasser als Elektrolyte. Fieber oder starkes Schwitzen sind klassische Ursachen dafür. Wird eine solche hypertone Dehydration nicht behandelt, kann sie zu einer gefährlichen Exsikkose werden
Dehydrierung im Alter: Hohes Risiko für Exsikkose
Diese schwere Form der Austrocknung kommt insbesondere bei älteren und pflegebedürftigen Personen vor. Dafür gibt es mehrere medizinische Gründe, unter anderem:
- Weniger Wasser im Körper: Durch das Altern vermindert sich der Gesamtwasseranteil im Körper. Dadurch können ältere Personen nicht wie jüngere Menschen auf Flüssigkeitsreserven zurückgreifen, was in der Folge zu Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt führen kann.
- Beeinträchtigte Nierenfunktion: Ältere Menschen leiden häufiger an einer Niereninsuffizienz. Darunter leiden auch die Mechanismen, die für die Urinbildung wichtig sind, sodass ältere Personen empfindlicher auf Wasserverluste reagieren
- Probleme beim Schlucken: Auch Schluckstörungen (Dysphagie) aufgrund von neurologischen Erkrankungen oder Tumoren im Mund- und Rachenraum können eine Dehydration oder Exsikkose begünstigen. Oft gehen diese Störungen mit einer Angst vor dem Verschlucken und Ersticken einher, sodass Betroffene Trinken und Essen ablehnen.
- Mangelndes Durstgefühl: Ältere Menschen haben häufig ein vermindertes oder gar kein Durstgefühl bei einem oft gleichzeitig erhöhten Bedarf an Flüssigkeit.
Auch soziale Faktoren spielen eine Rolle:
- Eingeschränkte Mobilität:Pflegebedürftige und demente Personen sind oft auf fremde Hilfe angewiesen sind. Somit können sie sich bei der Flüssigkeitszufuhr nur auf ihr Pflegepersonal verlassen.
- Probleme beim Sprechen:Wenn zusätzlich aufgrund eines Schlaganfalls, Multipler Sklerose oder Parkinson die Sprechfähigkeit gestört ist, wird es schwieriger Durst und andere Bedürfnisse zu vermitteln.
Pflegedefizite wirken sich also auch negativ auf eine ausreichende Versorgung der Patienten mit Flüssigkeit aus.
Exsikkose: Symptome und Folgen der Austrocknung für ältere Menschen
Die Symptome einer Exsikkose unterscheiden sich je nach Ausprägung, Schweregrad und Alter des Betroffenen. Zu den leichten bis mittelschweren Anzeichen einer Dehydration im Alter zählen:
- Schwäche und Schwindel
- trockene Haut und Schleimhäute
- Verstopfung
- niedriger Blutdruck
- reduzierte Schweißproduktion
- stark reduzierte Harnausscheidung (Oligurie)
- beschleunigter Puls (Tachykardie)
- beschleunigte Atmung (Tachypnoe)
Bei einer schweren Exsikkose kann es zu akutem Nierenversagen und einem Delirium kommen, die lebensbedrohlich werden können.
Therapie und Prävention von Exsikkose bei älteren Personen
Bei älteren und pflegebedürftigen Personen ist das Risiko einer Exsikkose besonders hoch. Deshalb ist in dieser Altersgruppe neben einer genauen Diagnostik und raschen Therapie vor allem die Prävention wichtig:
- Vorbeugend können Trinkpläne erstellt werden.
- Regelmäßige Motivation zum Trinken ist wichtig
- Bei dementen und pflegebedürften Personen sind die Anleitung zum Trinken und die Überwachung des Trinkverhaltens durch Angehörige oder Klinikpersonal von hoher Bedeutung.
Kommt es trotzdem zu einer Exsikkose, ist eine ausreichende, kontinuierliche Flüssigkeitszufuhr die zentrale Behandlungsmaßnahme – neben der Therapie bereits bestehender Erkrankungen. Hierbei können auch Infusionen (gegebenenfalls in Kombination mit Elektrolytlösungen) erforderlich sein. Das hängt von Ausprägung und Schweregrad der Austrocknung sowie von der körperlichen Verfassung des Betroffenen ab.