Diabetes insipidus: Gestörter Wasserhaushalt im Körper
Mit Diabetes mellitus hat die Krankheit Diabetes insipidus nichts weiter als den Namen gemein. Nicht der Zuckerstoffwechsel ist hier gestört, sondern der Wasserhaushalt des Körpers. Großer Durst und starker Harndrang zählen dabei zu den Hauptsymptomen.
Was ist Diabetes insipidus?
Diabetes insipidus ist eine seltene Erkrankung, bei der der Wasserhaushalt des Körpers nicht richtig funktioniert, daher auch die deutsche Bezeichnung Wasserharnruhr. Die aufgenommene Flüssigkeit rinnt ungenutzt in Form großer Mengen Urins wieder hinaus, der Körper droht auszutrocknen.
Gesunde Menschen produzieren im Zwischenhirn das Hormon ADH (antidiuretisches Hormon), auch Vasopressin genannt. ADH wird in der Hirnanhangdrüse (Hypothalamus) gespeichert und nach Bedarf in den Blutkreislauf abgegeben. Auf diesem Weg gelangt in die Nieren. Dort reguliert es den Wasserhaushalt, indem es dem Organ signalisiert, ausreichend Flüssigkeit wieder aufzunehmen und dem Körper zur Verfügung zu stellen.
Bei Diabetes insipidus funktioniert dieser Kreislauf nicht. Es gibt zwei Varianten der Erkrankung:
- Diabetes insipidus centralis: Hier liegt ein zentral bedingter ADH-Mangel vor. Entweder wird das Hormon nicht oder nur in unzureichender Menge produziert, nicht zum Speicherort im Hypothalamus transportiert oder zu wenig davon ausgeschüttet. Diese Form von Diabetes insipidus ist die häufigere.
- Diabetes insipidus renalis: Bei dieser Variante sind die Nieren direkt betroffen. Es wird zwar ausreichend Vasopressin produziert und ausgeschüttet, aber die Nieren reagieren nicht auf das Signal und lassen das Wasser ungehindert herausfließen.
Symptome bei Diabetes insipidus
Die Hauptsymptome bei Diabetis insipidus sind ein ständiges intensives Durstgefühl und ein starker Harndrang. Bis zu 20 Liter Urin scheiden Betroffene täglich aus, auch nachts. In der Folge kommt es zu Schlafstörungen, Gereiztheit und Symptomen einer Dehydration. Dazu gehören eine trockene Haut und Schleimhäute sowie Verstopfung.
Oft gerät zudem der Elektrolythaushalt aus dem Gleichgewicht. Dies kann zu Muskelkrämpfen, Herzrhythmusstörungen und Bewusstseinstrübungen führen.
Die Symptome können die Lebensqualität Betroffener einschränken, auf die Lebenserwartung hat Diabetes insipidus jedoch keinen direkten Einfluss.
Diabetes insipidus erkennen: Das macht der Arzt
Um die Erkrankung zweifelsfrei zu diagnostizieren, stehen Ärzten verschiedene Methoden zur Verfügung. Relativ neu bei der Diagnostik von Diabetes insipidus ist ein Bluttest, bei dem untersucht wird, ob die Substanz Copeptin, die gemeinsam mit Vasopressin ausgeschüttet wird, im Blut enthalten ist.
Verbreiteter ist der sogenannte Durstversuch. Dabei darf der Patient über einen längeren Zeitraum, in der Regel zwölf Stunden, nichts trinken. Während dieser Zeit werden Blut und Urin in regelmäßigen Abständen, meist alle zwei Stunden, auf bestimmte Merkmale untersucht. Der Durstversuch bedarf ständiger medizinischer Überwachung, auch weil die Gefahr einer Dehydratation besteht, und wird deshalb stationär durchgeführt.
Wie lässt sich Diabetes insipidus behandeln?
An erster Stelle der Therapie von Diabetes insipidus steht, den Elektrolythaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen und den Kreislauf zu stabilisieren.
Liegt dem Diabetes insipidus eine andere Erkrankung zugrunde, wird diese behandelt. Ist die Ursache für den ADH-Mangel beispielsweise ein Hypophysentumor, sollte dieser operativ entfernt oder durch eine Strahlentherapie beseitigt werden. In manchen Fällen, wenn der Hormonmangel durch ein Schädel-Hirn-Trauma oder nach einer Operation auftritt, bildet sich der Diabetes von selbst zurück.
Grundsätzlich hängt die Art der Therapie von der Variante des Diabetes insipidus ab, da die Behandlung an unterschiedlichen Stellen ansetzt:
- Bei Diabetes insipidus centralis kann das fehlende Hormon Vasopressin dem Körper in synthetischer Form durch Medikamente in Form von Tabletten, Nasenspray oder Injektionen zugeführt werden. Diese Behandlung empfiehlt sich auch dann, wenn unklar ist, woher der ADH-Mangel kommt.
- Diabetes insipidus renalis ist schwieriger zu behandeln. ADH-Präparate erzielen hier keine Wirkung, da das Hormon ohnehin ausreichend im Körper vorhanden ist. Hier gilt es vor allem, ein Wasserdefizit zu vermeiden. Das geschieht durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr und eine salz-, kalium- und proteinarme Ernährung. Bestimmte Medikamente, sogenannte Thiazid-Diuretika, helfen dabei, mehr Natrium auszuscheiden und den Urin zu konzentrieren.