Asiaten vertragen keinen Alkohol – Wahrheit oder Vorurteil?
Was passiert, wenn Asiaten Alkohol trinken?
Wer schon einmal zu tief ins Glas geschaut hat, kennt die typischen Folgewirkungen: Der Kopf wird rot, dem Trinker wird schwindlig, Übelkeit setzt ein. Während Europäer oder Amerikaner dafür aber kräftig bechern müssen, ist es bei vielen Menschen aus China, Japan oder Südostasien bereits nach ein oder zwei Gläsern so weit. Denn in diesen Regionen fehlt jedem zweiten Bewohner ein Enzym namens Acetaldehyd-Dehydrogenase, kurz ALDH.
Dieses Enzym wandelt im Körper das giftige Acetaldehyd um, das beim Abbau von Alkohol entsteht. ALDH verwandelt es in ungiftige Essigsäure, die dann wiederum in Wasser und Kohlendioxid aufgespalten wird. Fehlt nun das ALDH oder arbeitet es zu langsam, sorgt das giftige Acetaldehyd ungebremst für die körperlichen Beschwerden nach dem Alkoholgenuss, der dann kaum noch ein Genuss ist.
Warum können viele Asiaten keinen Alkohol abbauen?
Den Grund, warum Asiaten das Enzym ALDH über die Jahrzehnte und Jahrhunderte verloren haben, vermuten Forscher im Beginn der Landwirtschaft. Als vor 13.000 Jahren die Eiszeit endete, fingen die Menschen an, die Wildpflanzen – anstatt sie zu sammeln und dann weiterzuziehen – an einem festen Ort anzubauen und zu Kulturpflanzen weiterzuentwickeln. In vielen asiatischen Regionen setzten die Menschen dabei besonders auf Reis.
Diesen machten sie nach der Ernte mithilfe von Hefepilzen haltbar. Beim Gären entstand Ethanol, ein Alkohol, das den Reis desinfizierte. Alkohol war für Chinesen, Japaner und ihre Nachbaren also nicht nur ein Genussmittel, sondern Teil ihres Grundnahrungsmittels – mit allen bekannten Folgen zum Beispiel für Leber und Niere.
Das Verschwinden beziehungsweise die eingeschränkte Wirkkraft des ALDH-Enzyms könnte ein Schutzmechanismus der Evolution sein: Wer weniger Alkohol vertrug, nahm weniger davon zu sich. Die körperlichen Schäden waren geringer, die Überlebenschancen größer. Die Nachfahren allerdings bezahlen dies noch heute mit einer Alkoholunverträglichkeit.