Wechselwirkungen: Wenn Sie mehrere Medikamente einnehmen
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Wechselwirkungen: Wenn Sie mehrere Medikamente einnehmen

Das Risiko für Wechselwirkungen steigt mit der Anzahl der eingenommenen Medikamente. Die Wirkungen von Arzneimitteln können verstärkt, abgeschwächt oder ganz aufgehoben werden. Häufige Wechselwirkungen zwischen Medikamenten, die Sie kennen sollten.

Wechselwirkungen: Risiko nimmt mit Anzahl der Medikamente zu

Je mehr Medikamente Sie einnehmen müssen, desto höher ist das Risiko, dass

  • sich einzelne Wirkstoffe gegenseitig beeinflussen und die Wirkung abgeschwächt oder verstärkt wird.
  • sich Nebenwirkungen addieren.
  • Unverträglichkeiten zunehmen.

Es kann sogar sein, dass Wechsel- und Nebenwirkungen nicht als solche erkannt werden, sondern der Patient eine neue Erkrankung diagnostiziert bekommt – an der er gar nicht erkrankt ist.

Nehmen Sie zu Ihren Arztbesuchen immer Ihren Medikamentenplan mit. Dieser sollte eine Auflistung aller rezeptpflichtigen und rezeptfreien Medikamente enthalten, die Sie anwenden. Listen Sie auch Nahrungsergänzungsmittel auf. Notieren Sie zudem für jedes Medikament:

Eine Vorlage zum Ausdrucken und Ausfüllen finden Sie unter gesundheitsinformation.de

Wechselwirkungen, die Sie kennen sollten

Besonders häufig kommt es zu Wechselwirkungen zwischen folgenden Medikamenten:

  • blutverdünnende Medikamente (Antikoagulantien)
  • Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika)
  • Medikamente gegen Herzschwäche
  • Medikamente gegen Depressionen (Antidepressiva)
  • Medikamente gegen Bakterien und Viren (Antibiotika und Virustatika)
  • blutzuckersenkende Medikamente (orale Antidiabetika)
  • empfängnisverhütende Medikamente (orale Kontrazeptiva)

Ibuprofen nicht mit Acetylsalicylsäure (ASS) kombinieren

Ibuprofen und ASS vertragen sich nicht. Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen können die gerinnungshemmende Wirkung von ASS verringern. Fragen Sie Ihren Arzt nach einem alternativen Schmerzmittel, wenn Sie ASS regelmäßig einnehmen müssen. Die Einnahme von ASS kann zudem in Kombination mit

  • bluthemmenden Präparaten,
  • Gicht-Medikamenten,
  • entwässernden Mitteln,
  • bestimmten Schilddrüsenmedikamenten zu Wechselwirkungen führen.

Herzmedikamente und Abführmittel: Wirkung kann sich verstärken

Wer Medikamente aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einnehmen muss, sollte die Anwendung von Abführmitteln mit seinem Arzt absprechen. Es gibt Abführmittel, die einen Kaliumverlust begünstigen – was die Wirkung der Herzmedikamente verstärken kann. Herzrhythmusstörungen können die Folge sein.

"10,2 Prozent der Krankenhauseinweisungen, auf internistische Sta­tio­nen bei Personen über 65, sind nicht durch eine zugrunde liegende Krankheit bedingt. Grund sind die Wechselwirkungen von zu vielen Medikamenten nebeneinander. Bei der Einnahme von zwei Medika­menten liegt das Risiko, eine Wechsel­wirkung zu erfahren, durch­schnittlich bei 13 Prozent. Bei der Einnahme von vier Medika­menten bei 38 Prozent und bei der Einnahme von sieben Medika­menten bei 82 Prozent."
— Männergesundheitsportal der BZgA

Antidepressiva und Antibiotika: Wechselwirkungen sind möglich

Nehmen Sie Antidepressiva und müssen aufgrund einer bakteriellen Infektion Antibiotika schlucken, informieren Sie Ihren Arzt über die Medikamente gegen Depressionen. Denn auch hier sind Wechselwirkungen möglich.

Vorsicht bei Diabetes-Medikamente und Blutdrucksenkern

Diabetesmedikamente und Blutdrucksenker können ebenfalls zu Wechselwirkungen führen. Es kann zu Über- oder Unterzuckerungen kommen. Dieses Risiko sollten Diabetiker kennen. Die Insulindosis muss dann entsprechend angepasst werden.

Johanniskraut und Anti-Baby-Pille: Verhütende Wirkung gesenkt

Wechselwirkungen sind auch bei rezeptfreien Medikamenten möglich. Ein bekanntes Beispiel ist die Kombination von Johanniskraut und der Anti-Baby-Pille. Die in der Heilpflanze enthaltenen Wirkstoffe hemmen die Wirkung des Verhütungsmittels.

Auch bei der Einnahme von Cholesterinsenkern, Herzmedikamenten und Asthmamitteln ist in Zusammenhang mit Johanniskraut Vorsicht geboten. Der Grund: Johanniskraut aktiviert bestimmte Enzyme in Leber und Darm, die den Abbau der Medikamenten-Wirkstoffe beschleunigen.

"Wie alle Lebensmittel­produzenten sind auch die Hersteller von Nahrungs­ergänzungsmitteln nicht verpflichtet, über Wechselwirkungen mit Arzneimitteln zu informieren. Genau so wenig ist vorgesehen, etwas zu Gegenanzeigen (wer darf das Produkt nicht nehmen) und Nebenwirkungen (was könnte mit welcher Wahrscheinlichkeit passieren) zu sagen."
— Verbraucherzentrale Bundesverband

Diuretika erhöhen das Risiko für Wechselwirkungen

Gegen Wasseransammlungen im Körper, wie sie unter anderem bei einer Herzschwäche auftreten können, verschreiben Ärzte oftmals Entwässerungsmittel (Diuretika). Diese regen die Nierenfunktion an und unterstützen den Abtransport der Wasseranreicherungen im Gewebe. Die ausgeschiedene Flüssigkeit kann die Konzentration von Medikamenten verstärken. Dann muss die Dosierung anderer Medikamente verringert werden. Das ist vor allem für ältere Menschen interessant, da sie oftmals viele Medikamente einnehmen – und zudem häufig zu wenig trinken. Im Alter lässt das Durstgefühl nach. Auch nehmen mit dem Alter die Leber- und Nierenfunktion ab. Sie arbeiten bei etwa einem Drittel der Menschen über 60 Jahre nur noch eingeschränkt.

Wechselwirkungen vorbeugen: Achten Sie auf die Einnahmeempfehlungen

Wichtig ist, dass Sie sich an die Einnahmeempfehlungen halten. Zwischen der Einnahme verschiedener Präparate muss ausreichend Zeit liegen, damit sie sich nicht beeinflussen. Vier Stunden sollten es nach Möglichkeit sein. Nehmen Sie viele Mittel ein, ist das schwierig. Lassen Sie sich daher einen Einnahmeplan von Ihrem Arzt erstellen.

Manche Apotheken bieten den Service an, über Datenbanken zu schauen, ob und wie sich die Medikamente gegenseitig beeinflussen. Fragen Sie in Ihrer Apotheke nach – auch, ob der Service etwas kostet.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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