Bloß nicht in die Toilette! Medikamente richtig entsorgen
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Bloß nicht in die Toilette! Medikamente richtig entsorgen

Medikamente dürfen nicht in der Toilette entsorgt werden. Klärwerke kommen bei vielen Wirkstoffen an ihre Grenzen – mit Folgen für Umwelt und Gesundheit. Warum Medikamente in der Toilette so kritisch sind – und wie Sie Medikamente richtig entsorgen.

Medikamente richtig entsorgen: Arzneien nicht in die Toilette werfen

Nach Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) sind Rückstände von Arzneimitteln inzwischen nahezu flächendeckend und ganzjährig in Fließgewässern zu finden - und auch in Boden- und Grundwasserproben nachweisbar. Verbraucherschützer sind besorgt. Viele Substanzen – auch solche aus Medikamenten – sind trotz High-Tech-Reinigungsverfahren nur schwer aus dem Abwasser zu filtern. Neben Blutdrucksenkern, Schmerzmitteln und Antiepileptika sind auch Antibiotika und Betablocker zu finden. Und nicht nur die. Den Umweltexperten zufolge sind bislang etwa 150 verschiedene Arzneimittel-Wirkstoffe in der Umwelt, vor allem in Gewässern, gefunden worden.

"Die Stoffe in den alten Pillen, Säften oder Tropfen können in den Kläranlagen nicht richtig abgebaut werden."
— Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen

Medikamentenrückstände im Trinkwasser

Laut dem UBA gibt es sogar im Trinkwasser Rückstände von Medikamenten. Diese würden zwar keine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen. Trotzdem raten die Experten aus Gründen des vorsorgenden Umwelt- und Gesundheitsschutzes, den Eintrag von Arzneimitteln in die Umwelt so gering wie möglich zu halten.

"Arzneimittel gelangen hauptsächlich mit dem häuslichen Abwasser in die Umwelt. Die meisten Arzneimittelwirkstoffe werden nach der Einnahme wieder ausgeschieden – oft sogar in unveränderter Form. Ein zusätzlicher und unnötiger Eintrag in die Umwelt stellt die unsachgemäße Entsorgung nicht verbrauchter Arzneimittel über die Toilette beziehungsweise Spüle dar! Dieser ist bislang nicht unerheblich: eine Umfrage des ISOE im Jahr 2013 ergab, dass in Deutschland 47 Prozent der Befragten flüssige Arzneimittel zumindest gelegentlich über das Abwasser entsorgen."
— Umweltbundesamt (UBA)

Schmerzmittel in der Toilette: Führt zu Schäden bei Fischen

Und noch ein Grund, Medikamente nicht in der Toilette zu entsorgen: Viele Wirkstoffe schaden Fischen. Problematisch sind beispielsweise synthetische Hormone, wie sie in der Anti-Baby-Pille enthalten sind. Diese können bereits in sehr geringen Dosen die Fortpflanzung von Fischen nachhaltig beeinträchtigen. Das Schmerzmittel Diclofenac führt bei Fischen zu Schäden an inneren Organen wie Leber und Niere. Antibiotika hemmen das Wachstum von Algen und Pflanzen - und töten nützliche Bakterien. Hinzu kommt: In der Umwelt wurden bereits mehrfach multiresistente Mikroorganismen gefunden - vor allem in Fließgewässern unterhalb von Kläranlagen.

Medikamente richtig entsorgen: Zur Apotheke bringen

Wer Medikamente richtig entsorgt, leistet einen wichtigen Beitrag für die Umwelt, für Tiere – und langfristig auch für sich selbst. Medikamente können in der Apotheke abgegeben werden. Rechtlich sind Apotheken zwar nicht verpflichtet, Medikamente anzunehmen, die meisten bieten diesen Service aber an.

Alte Medikamente dürfen in den Restmüll

Sind in der Packungsbeilage keine besonderen Hinweise für die Entsorgung zu finden, dürfen Medikamente in haus­halts­üblichen Mengen über den Restmüll entsorgt werden. Da Restmüll verbrannt wird, werden biologisch aktive Substanzen der Medikamente zerstört und stellen Umweltexperten zufolge für die Umwelt kein Risiko mehr da. Aber Achtung: Nicht in die Restmülltonne dürfen Krebsmedikamente (Zytostatika). Patienten sollten Ärzte oder Apotheker fragen, wie diese zu entsorgen sind, falls es nicht auf dem Beipackzettel vermerkt ist.

Medikamente für den Restmüll kindersicher verpacken

Möchten Sie die Medikamente über den Restmüll entsorgen, verpacken Sie diese in Zeitungspapier oder geben Sie sie in eine Tüte und verschließen diese gut. Das reduziert das Risiko, dass spielende Kinder die Arzneien finden. Und: Spritzen und Kanülen dürfen wegen der erhöhten Infektions­gefahr nur in speziellen Boxen oder festen Gefäßen mit dem Haus­müll entsorgt werden.

Schadstoffsammelstellen nehmen alte Medikamente an

Städte und Gemeinde bieten noch weitere Entsorgungsmöglichkeiten von Medikamenten, darunter Schadstoffsammelstellen, Medi-Tonnen oder Schadstoffmobile. Fragen Sie bei Ihrer Gemeinde nach, welche Möglichkeiten Sie haben. Sammelstellen für Sonderabfälle sind beispielsweise für alte quecksilberhaltige Fieberthermometer die richtige Anlaufstelle.  

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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