Untersuchung der Lunge von außen: Inspektion, Palpation, Auskultation und Perkussion
Inspektion der Lunge: der Klassiker
Die Inspektion der Lunge ist die klassische Lungenuntersuchung, die ohne Untersuchungsgeräte auskommt. Der untersuchende Arzt, das kann ein Internist oder Facharzt für Allgemeinmedizin sein oder ein Lungenfacharzt (Pneumologe) verlässt sich bei der Inspektion der Lunge vor allem auf seine Augen und Ohren. Er schaut sich den körperlichen Zustand des Patienten genau an, um Symptome zu erkennen, die auf krankhafte Veränderungen hindeuten.
Was sieht der Arzt bei der Inspektion der Lunge?
Durch die optische Begutachtung des Körpers lassen sich eine Vielzahl verschiedener Veränderungen erkennen, darunter:
- bläuliche Verfärbung von Haut und Fingernägeln: Zyanose aufgrund einer schlechten Sauerstoffversorgung.
- Trommelschlegelfinger: Die Fingerkuppen sind aufgrund eines Sauerstoffmangels verdickt und wirken aufgequollen.
- Uhrglasnägel: Die Fingernägel sind aufgrund einer Sauerstoffunterversorgung vergrößert und gewölbt.
- Trichterbrust: Der vordere Brustkorb um das Brustbein ist in Richtung Wirbelsäule eingesenkt. Das kann die Lungen- und Herzfunktion beeinträchtigen, da den Organen nicht ausreichend Platz zur Verfügung steht. Die Trichterbrust ist eine angeborene Fehlbildung.
- Hühnerbrust (Kielbrust): Ist eine kielförmige Vorwölbung des Brustbeins und kann sich unter anderem ausbilden bei einer Rachitis, einem thorakalen Emphysem oder Skoliose.
- Fassthorax: Der Brustkorb ist kurz und breit und erinnert optisch an die Form eines Fasses. Dieses Erscheinungsbild kommt vor allem bei einer Überblähung der Lunge (Lungenemphysem) vor, kann aber auch altersbedingt und ohne Krankheitswert auftreten.
Palpation der Lunge – was macht der Arzt?
Die Palpation der Lunge geht einen Schritt weiter als die Inspektion der Lunge. Der Arzt verlässt sich auf seinen Tastsinn. Er erfühlt tiefe Frequenzen und Vibrationen und bekommt so Hinweise auf Flüssigkeitsansammlungen (Pleuraerguss), Gewebeveränderungen oder eine krankhafte Luftansammlung (Pneumothorax). Damit die aussagekräftigen Schwingungen entstehen, muss der Patient mehrmals hintereinander „99“ sagen. Bei einer Lungenentzündung beispielsweise sind die Vibrationen verstärkt, bei einem Emphysem hingegen abgeschwächt.
Auskultation der Lunge: Abhören mit dem Stethoskop
Die Auskultation der Lunge beschreibt nichts anderes als das Abhören der Brust. Über ein Stethoskop hört der Arzt die Brust ab und kontrolliert die Atemfrequenz und die Schwingungen der Atmung. So kann der Arzt beispielsweise Verschleimungen oder Atemgeräusche (Rasseln, Pfeifen, Reibegeräusche) erkennen, die auf eine Verengung der Atemwege hindeuten. Auch eine zu schnelle Atmung (Tachypnoe) oder eine verlangsamte Atmung (Bradypnoe) lässt sich so erkennen. Bei der Untersuchung atmet der Patient mit geöffnetem Mund tief ein und aus.
Perkussion der Lunge: Abklopfen mit dem Mittelfinger
Bei der Perkussion der Lunge klopft der Arzt den Brustkorb mit der Fingerspitze seines Mittelfingers oder mit einem sogenannten Perkussionshammer ab. Als Unterlage nutzt er entweder einen Finger der anderen Hand oder ein Plessimeter (kleines Blättchen). Die Klopfgeräusche, die bei der Lungenuntersuchung entstehen, geben dem Arzt Hinweise auf Unterschiede in der Gewebestruktur und den Hohlräumen. Ein normaler Klopfschall ist laut, lang und tief. Ein gedämpftes Klopfgeräusch kann auf einen Pleuraerguss hindeuten oder eine Pleuraschwarte anzeigen. Befindet sich viel Luft in der Lunge, etwa bei einem Lungenemphysem, ist das Klopfgeräusch eher hoch und langanhaltend.