bier mit brennender zigarette
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Nicht nur Rauchen: Pneumologe verrät die größten Lungen-Gefahren

Dass Zigaretten der Lunge schaden, ist bekannt. Weniger bekannt sind die Risiken, die von Übergewicht, Bewegungsmangel und Alkohol für die Lunge ausgehen. Professor Michael Dreher, Kuratoriumsmitglied der Deutschen Lungenstiftung e.V. und Klinikdirektor der Klinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin der Uniklinik RWTH Aachen, verrät im Interview, was der Lunge am meisten schadet.

Gelbe Seiten: Herr Professor Dreher, ist jede Zigarette Gift für die Lunge?

Professor Michael Dreher: Jede Zigarette ist zu viel. Rauchen gehört zu den größten Gefahren für die Lunge. Die giftigen Dämpfe der Zigarette sind die häufigste Ursache der chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit (COPD). Auch das Risiko für Lungenkrebs steigt mit jedem Zug an der Zigarette. Dabei wirkt der Zigarettenrauch doppelt: Ein Teil des Rauchs wird aktiv in die Lunge gezogen, der andere über die Umgebungsluft eingeatmet. In die Umgebungsluft gelangt neben dem sogenannten Nebenstromrauch, der durch das Glimmen der Zigarette entsteht, auch der ausgeatmete Rauch des Rauchers. Eine doppelte Lungenbelastung – für Raucher ebenso wie für Passivraucher.

Ist Passivrauchen so riskant wie Aktivrauchen?

Für die Lunge ist jeder Kontakt mit Zigarettenrauch schädlich – egal ob Sie aktiv oder passiv rauchen. Je länger Sie dem Rauch ausgesetzt sind, desto größer ist die Schadstoffbelastung für die Lunge. Besonders Kinder nehmen einen großen Anteil toxischer Dämpfe über die Atemwege auf, da ihre Atemfrequenz höher ist. Sind Kinder regelmäßig Zigarettenrauch ausgesetzt, kann das dramatische Folgen für die Entwicklung und die Gesundheit des Kindes haben.

Warum ist Rauchen für die Lunge so gefährlich? Was passiert mit dem Atemorgan?

Die durch das Rauchen verursachte Lungen-Reizung führt zu anhaltenden Entzündungsprozessen in der Lunge und den Atemwegen. Lungengewebe wird zerstört, die Funktion der Lungenbläschen beeinträchtigt und die Atemwege verengen sich. Die feinen Flimmerhärchen, die mit Hilfe von Schleim Fremdstoffe aus der Lunge befördern, nehmen ebenfalls Schaden. Sind die Flimmerhärchen zerstört, fehlt der wichtige Reinigungsmechanismus der Lunge. Die Lunge versucht über Husten, den Schleim loszuwerden. Der Raucherhusten ist das erste Symptom, das auf entzündete Atemwege hindeutet.

Welche Gefahren gibt es neben dem Rauchen für die Lunge noch?

Weltweit betrachtet ist das Verbrennen von Biomasse ein weiterer großer Risikofaktor für die Lungengesundheit. Viele Menschen in anderen Ländern kochen an offenen Feuerstellen und atmen Rauch und Ruß ein, der beim Verbrennungsprozess entsteht. Für die Lunge ist das eine enorme Belastung. In unseren Breitengraden spielt dieser Risikofaktor allerdings keine große Rolle. Dafür umso mehr Lungeninfekte, also Lungenentzündungen, die von Bakterien, Viren und Pilzen verursacht werden.

Wie kann man einer Lungenentzündung am besten vorbeugen?

Um einer Lungenentzündung vorzubeugen, gibt es verschiedene Impfungen. Diese können einer Entzündung der Lunge zwar nicht zu 100 Prozent vorbeugen, helfen aber, dass im Falle eines Lungeninfekts der Verlauf milder ist oder es eben gar nicht zu einer Lungenentzündung kommt. Wichtige Impfungen zum Lungenschutz sind die Impfung gegen Influenza-Viren (Grippeschutzimpfung), die Impfung gegen Pneumokokken und – wenn es sie zukünftig dann gibt, die Covid-19-Impfung. Impfen lassen sollten sich ältere Menschen, Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sowie Menschen Vorerkrankungen, beispielsweise einer bestehenden Lungenerkrankung, einer Herzkrankheit oder einer Autoimmunerkrankung.

Welchen Einfluss nimmt Bewegungsmangel auf die Lungengesundheit?

Bewegungsmangel ist vor allem für Patienten mit einer Lungenerkrankung kritisch. Es droht eine Abwärtsspirale: Lungenkranke schonen sich oft, da sie bei Bewegung verstärkt Atembeschwerden haben. Durch den dauerhaften Bewegungsmangel nimmt die Skelettmuskulatur ab. Das hat zur Folge, dass Bewegung immer anstrengender wird – und bei körperlicher Aktivität noch rascher Luftnot eintritt. Bewegung ist daher eine wichtige Säule bei der Therapie von Lungenkrankheiten. Schonen ist fehl am Platz. Jeder Lungenkranke sollte aktiv sein. Nicht nur, um einer Verschlechterung der Atmung und einem Abbau der Skelettmuskulatur vorzubeugen, sondern auch, um die Atmung wieder zu verbessern.

Schadet ungesunde Ernährung der Lunge?

Ungesunde Ernährung wirkt sich eher indirekt auf die Lungenfunktion aus. Je ungesünder Sie sich ernähren, desto rascher nehmen Sie gegebenenfalls zu, und wir wissen, dass Übergewicht zu einer Einschränkung der Lungenfunktion führen kann. Hinzu kommt, dass Übergewichtige häufig unter Schlafapnoe, also Atemaussetzern in der Nacht, leiden. Auch andere Atemregulationsstörungen sind bei Übergewichtigen häufiger zu beobachten als bei Normalgewichtigen. Ergänzend muss aber auch gesagt werden: Untergewicht ist für die Lunge ebenfalls ungesund. Untergewichtige COPD-Patienten zum Beispiel haben einen schlechteren Krankheitsverlauf als normalgewichtige.

Wie schädlich ist Alkohol für die Lunge?

Übermäßiger Alkoholkonsum kann ebenfalls schädlich für die Lunge sein, da Alkohol das Immunsystem schwächt und Bakterien, Viren und Pilzen das Eindringen so erleichtert. Das Risiko für eine Lungenentzündung nimmt mit deutlich erhöhtem Alkoholkonsum zu. Zudem kann Alkohol sedierend auf die Atmung wirken, also bestehende Atemstörungen wie zum Beispiel die oben erwähnte Schlafapnoe verstärken.

Welche Symptome deuten auf eine kranke Lunge hin?

Wie bereits angesprochen, ist Husten ein wichtiges Warnsignal der Lunge. Damit meine ich nicht den kurzzeitigen Husten, wie er bei einer Erkältung auftritt. Ist der Husten langanhaltend und nicht durch einen leichten Infekt der oberen Atemwege erklärbar, deutet das auf eine Erkrankung der Lunge oder der Atemwege hin. Auch wer unter Belastung plötzlich mehr Luftnot verspürt als sonst, sollte aufmerksam werden. Das kann auf eine beeinträchtigte Lungenfunktion hindeuten. Auch vermehrter Auswurf sollte ernst genommen werden, vor allem dann, wenn der Auswurf verfärbt ist. Haben Sie Blut im abgehusteten Schleim, müssen Sie rasch einen Arzt aufsuchen. Blut ist immer ein Warnsignal und nicht normal.

Hilft eine gute Mundhygiene, einer Lungenentzündung vorzubeugen?

Atemwegsinfekte haben Bakterien, Viren und Pilze als Ursache. Wenn Sie die Belastung des Körpers durch diese Erreger möglichst gering halten, senken Sie Ihr Infekt-Risiko. Da Keime über den Nasen-Rachenraum und die Mundhöhle in den Körper gelangen, wirkt sich eine gute Mundhygiene durchaus positiv aus. Eine gute Mundhygiene ist zudem eine wichtige Unterstützung für das Immunsystem im Allgemeinen.

Gelbe Seiten: Herr Professor Dreher, ganz herzlichen Dank für das Gespräch.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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Prof. Michael Dreher
Experte
Professor Michael Dreher ist Kuratoriumsmitglied der Deutschen Lungenstiftung e.V. und Klinikdirektor der Klinik für Pneumologie und Internistische Intensivmedizin der Uniklinik RWTH Aachen.
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