Herzinfarkt behandeln: Stent oder Bypass?
Bypass: Umleitung für das Herz
Ein Bypass ist eine Umleitung für das Herz. Die Engstelle oder der Verschluss einer Herzkranzarterie wird mit Hilfe einer Ader überbrückt und das Blut somit umgeleitet. Entnommen wird diese entweder aus dem Arm (Arterie) oder dem Bein (Vene) des Patienten. Da bei einer Bypassoperation häufig zwei bis vier Bypässe gelegt werden, kommt es oft zu einer Kombination von arteriellen und venösen Bypässen. Auch Brustwandarterien kommen als Bypass in Frage. Der Eingriff, bei dem häufig das Brustbein durchtrennt wird, um am Herzen operieren zu können, erfolgt unter Vollnarkose.
Während der Operation übernimmt meist die Herz-Lungen-Maschine die Funktion des Herzens und der Lunge. Die Bypassoperation gilt als eine der am besten dokumentierten und erforschten Operationen. Und: Langfristig sehen die Ergebnisse der Bypass-Operation etwas besser aus als die der Stentbehandlung. Statistisch gesehen bleiben Patienten, die einen oder mehrere Bypässe gelegt bekommen haben, länger beschwerdefrei als Patienten mit einem oder mehreren Stents. Der Grund: Stents können sich in etwa fünf bis sieben Prozent der Fälle wieder verengen oder die Arteriosklerose vor oder hinter dem Stent weiter fortschreiten. Ohne Risiko ist die Bypass-Operation aber nicht: Nachblutungen können auftreten, ebenso Infektionen, Herzinfarkte, Blutergüsse sowie neurologische Störungen wie schlimmstenfalls Schlaganfälle.
Stent: Kleine Metallstütze hält Gefäß offen
Verengte (koronare Herzkrankheit) oder verstopfte Herzkranzgefäße (Herzinfarkt) können durch eine Herzkatheteruntersuchung erkannt und zugleich behandelt werden. Daher ist die Herzkranzuntersuchung und auch das Setzen eines Stents für die Herzinfarkt-Behandlung sowie für die Vorbeugung eines Herzinfarkts von großer Bedeutung. Der Kardiologe kann die verengte Stelle aufdehnen und anschließend das kleine Metallgitter-Röhrchen setzen. Der Stent stabilisiert die Gefäßwand und verhindert einen erneuten Verschluss der zuvor verengten Stelle. 90 bis 95 Prozent der Infarktpatienten überleben.
Doch auch das Einsetzen eines Stents ist nicht ganz frei von Risiken: Kommt es direkt nach dem Einsetzen zum Einriss der Innenhaut des Herzkranzgefäßes, kann sich das Herzkranzgefäß erneut verschließen. Dann droht ein Herzinfarkt. Herzexperten zufolge ist dies mittlerweile eine sehr seltene Komplikation, da das Herzkranzgefäß mit zusätzlichen Stents in aller Regel rasch wiedereröffnet werden kann. Kritischer ist es, wenn sich der Stent mehrere Stunden nach dem Eingriff verschließt. Dies muss rasch erkannt und behandelt werden. Auch Herzrhythmusstörungen sind möglich. Die Sterblichkeit beim Eingriff beträgt 0,3 Prozent.
Stents schützen nicht zu 100 Prozent vor erneutem Verschluss
Einen hundertprozentigen Schutz vor einem erneuten Verschluss (Restenose) bieten Stents allerdings nicht. Nicht nur, weil die koronare Herzkrankheit weiter fortschreiten und die Gefäße erneut verengen kann. Nach dem Setzen eines Stents kann es zu einer überschießenden Einheilungsreaktion kommen. Dann können Bindegewebszellen das Gefäß verschließen. Mit Medikamenten beschichtete Stents helfen, dem vorzubeugen.
Es gibt drei Arten von Stents
Stents, die mit Medikamenten beschichtet sind (Drug Eluting Stents, DES), schützen besser vor einer erneuten Verengung als Stents aus reinem Metall ohne Wirkstoffe (Bare Metal Stents, BMS). Zu den beiden erstgenannten gibt es noch sogenannte resorbierbare Stents (Bioresorbable Stents, BRS). Bei diesen Stentsystemen ist die Stentgrundlage ein resorbierbares Material, beispielsweise Milchsäure (Poly-L-lactic-acid-Struktur, PLLA). Diese Stents haben ebenfalls eine Medikamentenbeschichtung, sodass Wiederverengungen vorgebeugt wird. Nach zwei bis vier Jahren lösen sich diese Stents auf und die nicht verengte Gefäßwand des Herzkranzgefäßes ist erhalten.
Stent oder Bypass: Wann kommt was zum Einsatz?
Unter bestimmten Umständen ist eine Bypassoperation der Stentbehandlung vorzuziehen: unter anderem bei Patienten mit Diabetes, bei sehr langstreckigen Einengungen und Einengungen mit starker Verkalkung. Ebenfalls vorzuziehen ist eine Operation, wenn die Gefahr besteht, dass der eingesetzte Stent kleinere Gefäße verschließt oder einengt.
Der wesentliche Vorteil der Stentbehandlung besteht darin, dass die Patienten nach ein bis zwei Tagen wieder leistungsfähig sind. Ein ganz wichtiger Punkt für den Erfolg nach einer Stentbehandlung sind Medikamente, darunter ASS, die eine Verklumpung von Blutplättchen und das Entstehen einer Thrombose verhindern.
Nach den europäischen Leitlinien von (EACTS Guidelines in Myocardial Revascularisation) sollen alle Patienten sowohl von einem Herzchirurgen als auch von einem Kardiologen untersucht werden, um die für den Patienten optimale Therapie festzulegen. Patienten sollten immer das Arztgespräch suchen und sich gründlich über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Behandlung aufklären lassen.
Bypass und Stent schützen nicht sicher vor erneutem Herzinfarkt
Nach einer Bypassoperation oder einer Stentbehandlung wiegen sich viele Patienten in falscher Sicherheit: Beide Verfahren können zwar die Beschwerden und die Durchblutungsstörungen beseitigen, nicht aber deren Ursache. Die koronare Herzkrankheit schreitet weiter fort, wenn der Lebensstil nicht entsprechend angepasst wird. Dazu gehören:
- eine gute Einstellung des Blutdrucks
- eine gute Einstellung der Blutfettwerte
- eine gute Einstellung des Blutzuckers
- Verzicht auf Zigaretten
- regelmäßige Bewegung
- Abbau von Übergewicht
- gesunde Ernährung (orientiert an der Mittelmeerküche)
- Stressreduktion
Der Artikel ist mit Unterstützung der Broschüre „Herz in Gefahr“ der Deutschen Herzstiftung e.V. entstanden. Für weitere Informationen zu Behandlung und Therapie nach dem Herzinfarkt können Interessierte die Informationsbroschüre kostenfrei bei der Deutschen Herzstiftung anfragen unter: Deutsche Herzstiftung e.V., Telefon 069 955128-400 oder per E-Mail an bestellung@herzstiftung.de, Stichwort: Herz in Gefahr.