Entzündete Gallengänge: nicht nur Gallensteine Schuld an Cholangitis
Entzündete Gallengänge: Was ist eine Cholangitis?
Eine Entzündung der Gallengänge, medizinisch Cholangitis, beschreibt eine Entzündung der Gallenwege. Dabei kann der Gallengang entzündet sein, der zum Zwölffingerdarm führt, aber auch der Gallengang, der zur Gallenblase führt oder die kleinen Gallenkanälchen in der Leber, über die das Filterorgan die produzierte Galle in Richtung Darm und Gallenblase leitet. Eine Gallengangentzündung kann sich auf die Leber ausbreiten und das Gewebe zerstören. Dann entsteht eine Leberzirrhose (Schrumpfleber), bei der die Leber vernarbt, verhärtet und ihre Funktion einbüßt.
Akute Gallengangsentzündung: Ursachen
Mediziner unterscheiden zwischen der akuten und der chronischen Entzündung der Gallenwege. Die akute Gallengangsentzündung ist meist durch Gallensteine verursacht, welche einen Gallengang verstopfen und zu einer Stauung der Gallenflüssigkeit führen. Neben Gallensteinen können eine Bakterieninfektion, Tumoren, angeborene Fehlbildungen wie eine Gallengansatresie, aber auch Parasiten einen Gallenstau auslösen. Der Stau der Galle begünstigt zudem eine Infektion mit Bakterien, da Darmbakterien aus dem Zwölffingerdarm in die Gallengänge gelangen und sich im Gallensaft vermehren können. Entzündete Gallengänge sind oftmals die Folge.
Chronische Gallengangsentzündung: Ursachen
Die chronische Gallengangsentzündung, auch primäre sklerosierende Cholangitis (PSC) genannt, tritt oftmals im Zusammenhang mit Darmerkrankungen auf, beispielsweise Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn. Die genauen Ursachen der PSC sind unbekannt. Eine familiäre Häufung konnte nachgewiesen werden. Außerdem werden immunologische Vorgänge, die für eine Autoimmunerkrankung als Auslöser sprechen, diskutiert.
Bei chronisch entzündeten Gallengängen bilden sich immer mehr Bindegewebsfasern um die kleinen Gallenkanälchen. In Folge verhärten die kleinen Gallenwege (Sklerose), verlieren ihre Flexibilität und verschließen sich. Es kommt zum Gallenstau. Dieser schädigt das Lebergewebe. Mit der Zeit entwickelt sich eine Leberzirrhose. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko, Krebs der Gallenwege zu entwickeln (cholangiozelluläres Karzinom).
Entzündete Gallengänge: Symptome einer Cholangitis
Die akut entzündeten Gallengänge zeigen sich durch hohes Fieber, Schüttelfrost, starke Schmerzen im rechten Oberbauch (die in Rücken und Schulter ausstrahlen können) und nach einigen Tagen durch eine Gelbfärbung von Haut und Augenweiß (Gelbsucht/ Ikterus).
Chronisch entzündete Gallengänge verhalten sich oft lange unauffällig und werden vom Betroffenen zuerst nicht bemerkt. Etwa ein Drittel der Betroffenen ist beschwerdefrei. Erste Symptome einer chronischen Entzündung der Gallengänge können ein leichter Druckschmerz im rechten Oberbauch, eine Unverträglichkeit von fettigen Speisen, Gewichtsabnahme, Müdigkeit, fettige Stühle, Durchfälle sowie eine leicht erhöhte Temperatur sein. Später kommen Gelbsucht, Juckreiz und Vitaminmangel hinzu. Da die Vitamine E, D, K und A zu den fettlöslichen Vitaminen gehören, können sie aufgrund des Gallenstaus nicht mehr aus dem Speisebrei gelöst und von der Darmschleimhaut aufgenommen werden.
Wie behandelt der Arzt entzündete Gallengänge?
Die akute Cholangitis wird im Krankenhaus behandelt. Der Patient mit entzündeten Gallengängen bekommt Antibiotika verabreicht, um die Entzündungsreaktion zum Abklingen zu bringen, verursachende Bakterien abzutöten und eine Ausbreitung der Entzündung auf die Bauchspeicheldrüse zu verhindern. Zudem untersucht der Arzt, wodurch der für die entzündeten Gallengänge verantwortlichen Gallenstau verursacht wird. Die Ursache akut entzündeter Gallenwege wird meist bei einem endoskopischen Eingriff (Schlüssellochoperation) entfernt.
Die chronische Gallengangsentzündung hingegen kann auf keine offizielle Therapie zurückgreifen. Oft wird versucht, mit der Gabe von Ursodeoxycholsäure (UDCA) den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen, die Leberwerte zu verbessern und das Risiko für Gallengangkrebs zu senken. Die Deutsche Leberhilfe e.V. stuft die Wirksamkeit als umstritten ein und beruft sich auf die aktuelle deutsche Leitlinie für autoimmune Lebererkrankungen, welche UDCA zwar als Behandlungsmöglichkeit erwähnt, sich aber nicht mit einer Empfehlung festlegt.
Welcher Arzt bei entzündeten Gallengängen?
Bei Verdacht auf Erkrankungen von Leber und Gallenwegssystem ist ein Hepatologe der richtige Ansprechpartner. Bei Verdacht auf eine Erkrankung von Gallenwegen, Gallenblase oder Leber können Sie sich auch an einen Facharzt für Innere Medizin, einen Facharzt für Gastroenterologie oder einen Facharzt für Allgemeinmedizin wenden. Nach dem Anamnesegespräch und ersten Untersuchungen kann eine Überweisung an weitere Spezialisten oder ein Krankenhaus notwendig sein.
Entzündeten Gallengängen vorbeugen: Was kann ich tun?
Da die chronische Entzündung des Gallengangs meist durch Darmerkrankungen verursacht ist, ist es schwer, gezielt vorzubeugen. Wichtig ist, dass die für entzündete Gallengänge verantwortliche Erkrankung bestmöglich behandelt wird, um das Risiko für ein Übergreifen auf Leber und Gallensystem zu senken. Außerdem ist es empfehlenswert, Risikofaktoren zu meiden, welche die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit aus dem Gleichgewicht bringen und die Bildung von Gallensteinen begünstigen.
Die folgenden zehn Empfehlungen von Experten können Ihnen helfen, entzündete Gallengänge vorzubeugen:
- Achten Sie auf ein normales Gewicht.
- Hungern Sie nicht und vermeiden Sie Radikaldiäten und lange Fastenkuren.
- Essen Sie reichlich Ballaststoffe. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 30 Gramm pro Tag.
- Seien Sie sparsam mit Zucker.
- Achten Sie auf eine gute Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren, enthalten etwa in Fisch und Leinsamen.
- Achten Sie auf eine gute Vitamin C-Zufuhr und essen Sie regelmäßig Obst und Gemüse.
- Essen Sie nicht zu fettig.
- Verzichten Sie weitestgehend auf Alkohol.
- Rauchen Sie nicht. Zigaretten fördern Beschwerden der Gallenblase.
- Bewegen Sie sich ausreichend – mindestens 30 Minuten pro Tag.