Arganöl: Was kann das Beautyöl wirklich?
Arganöl - ein exquisites Wundermittel in der Schönheitspflege?
Arganöl wird aus den Kernsamen der Früchte der Arganeraie (Argania spinosa) gewonnen. Der Arganbaum wächst als eine der ältesten Baumarten seit 80 Millionen Jahren und gedeiht hauptsächlich in Marokko, kommt aber auch im Südosten von Algerien vor. Heute besteht fast nur noch im Südwesten Marokkos ein großflächiger Baumbestand auf über 820.000 Hektar. Das Gebiet erklärte die UNESCO im Jahr 1998 zum Biosphärenreservat. Die traditionellen handwerklichen Praktiken sowie das jahrhundertealte überlieferte Wissen rundum den Arganbaum und seine Früchte wurden 2014 von der UNESCO als "immaterielles Kulturerbe der Menschheit" anerkannt.
Eine weitere Besonderheit ist die traditionelle, sorgfältige und sehr aufwendige Gewinnung des Arganöls durch Handarbeit. Das Aufsammeln der Früchte und die Herstellung des Arganöls obliegt seit Jahrhunderten der marokkanischen Berberfrauen. Die Arganfrüchte werden aufgrund der Dornen und des dichten Astwerks nicht vom Baum gepflückt, sondern von Hand aufgelesen, wenn sie reif auf den Boden herunterfallen.
Nachdem das Fruchtfleisch entfernt wurde, werden die Kerne aufgeknackt und die Samenplättchen herausgenommen. Aus diesen Samenplättchen wird das Arganöl gewonnen. Angeröstet werden die Samenplättchen in einer Steinmühle gemahlen und mit abgekochtem Wasser zu einem Mus vermischt. Das Öl wird auch aus ungerösteten Samen hergestellt. Dieser Brei wird so lange von Hand gerührt, geknetet und gepresst bis das Öl austritt. Für die Gewinnung von einem Liter Arganöl werden circa 30 kg Früchte und die Ernte von vier bis fünf Arganbäumen benötigt.
Die Seltenheit und die eingeschränkte, geschützte Anbaufläche der uralten Arganbäume sowie die nachhaltige traditionelle und ebenfalls geschützte aufwendige manuelle Ölgewinnung machen das Arganöl sehr kostbar und preislich teuer. Hinsichtlich der Inhaltsstoffe und Fettsäuren sowie der ernährungsphysiologischen und gesundheitlichen Wirkung wird das Arganöl im Vergleich zu anderen Pflanzenölen jedoch auf den mittleren Rängen platziert. Arganöl hat durchaus positive Wirkungen für Haut und Haar in der Schönheitspflege, ist jedoch keineswegs ein einzigartiges, ultimatives Wundermittel.
Pflegende Inhaltsstoffe - Arganöl versus heimische Pflanzenöle
Arganöl setzt sich in puncto Fettsäuren zu 20 % aus gesättigten Fettsäuren und zu 80 % aus ungesättigten Fettsäuren zusammen. Besonders hoch ist der Anteil an der einfach ungesättigten Ölsäure, der zwischen 42 % - 55 % liegt. Den zweithöchsten Fettsäureanteil nimmt die zweifach ungesättigte Linolsäure (Omega 6 Fettsäure) mit rund 34 % ein. Arganöl enthält die gesündere und lebensnotwendige Linolensäure (Omega 3 Fettsäure) mit circa 0,1 % jedoch nur minimal bis fast gar nicht. Das Verhältnis von 340 : 1 zwischen Omega 6 Fettsäure und Omega 3 Fettsäure ist beim Arganöl sehr ungünstig. Wissenschaft und Forschung stellten fest, dass Omega 6 Fettsäuren den Spiegel des "guten" HDL-Cholesterins senken, die Bildung von zellschädigenden freien Radikalen und Entzündungsprozesse fördern und sich nachteilig auf die Gefäßwände auswirken. Omega 6 Fettsäuren haben auch ihre gesundheitsfördernden und pflegenden Eigenschaften, sollten allerdings eher in geringen Maßen aufgenommen werden.
Eine gesundheitsfördernde Wirkung hat Omega 6 vor allem im Zusammenspiel mit Omega 3 und mit einem entsprechend ausgewogenen Verhältnis. Im Vergleich zu anderen Pflanzenölen, enthalten beispielsweise Leinöl, Walnussöl oder Rapsöl mehr Omega 3 Fettsäuren und ein besseres Verhältnis zur Omega 6 Fettsäure.
Während die gesunde und pflegende Ölsäure im Arganöl bei durchschnittlich 45 % liegt, weist zum Beispiel Olivenöl mit 70 % einen deutlich höheren Gehalt auf. Im Olivenöl beträgt der Anteil an der Linolsäure (Omega 6) nur rund 8 %.
Antioxidativ und entzündungshemmend
Antioxidativ und entzündungshemmend wirken Tocopherole (Vitamin E), die im Arganöl mit circa 620 mg pro kg (= 1 Liter) enthalten sind, jedoch im Vergleich zu anderen Pflanzenölen ebenfalls im eher durchschnittlichen Bereich liegt. Arganöl besitzt zwar mehr Vitamin E als das diesbezüglich damit oft irreführend verglichene Olivenöl, jedoch weitaus weniger als z.B. Weizenkeimöl mit einem Gehalt an Vitamin E (Alpha-Tocopherol) von 200 bis 300 mg pro 100 Gramm. Arganöl enthält allerdings zu circa 80 Prozent an Vitamin E das Gamma-Tocepherol, was eine stark antioxidative Wirkung hat.
Arganöl verfügt unter anderem über Phytosterine/Phytosterole als sekundäre Pflanzenstoffe, die den Cholesterin-Stoffwechsel fördern sowie eine lindernde Wirkung auf Hautirritationen und Juckreiz haben. Während der Gehalt an Phytosterinen in Pflanzenölen, wie beispielsweise Sonnenblumensamenöl, Weizenkeimöl, Sesamöl und insbesondere Sanddornöl deutlich höher liegt, weist Arganöl jedoch ganz besondere Phytosterine auf.
Ebenso wie das Kaktusbirnensamenöl enthält Arganöl die seltenen Phytosterole "Schottenol" und "Alpha-Spinasterol". Wissenschaftliche Studien stellten fest, dass Schottenol und Alpha-Spinasterol als Leber-X-Rezeptor-Agonisten den Cholesterin-Stoffwechsel modulieren und diesbezügliche eine Schutzfunktion haben können. Ferner können sie den Zellstoffwechsel beeinflussen.
Das marokkanische Arganöl besitzt einige besondere Stoffe und Eigenschaften, die der äußeren Haut- und Schönheitspflege zugutekommen, insbesondere bei einer problembehafteten Haut. Viele heimische und herkömmliche Pflanzenöle haben jedoch eine weitaus gesündere Kombination und Konzentration an relevanten Stoffen und Fettsäuren, die ebenso oder sogar besser zur inneren und äußeren Schönheitspflege beitragen und nebenbei auch deutlich preisgünstiger sind.
Anwendungsgebiete und Vorteile von Arganöl als Beautyöl
Für die äußere Schönheits- und Hautpflege wird Arganöl ebenso wie viele andere Öle als naturbelassenes Pflanzenöl sowohl pur als auch in vielen Kosmetikprodukten eingesetzt. In Marokko ist es üblich, das reine native Arganöl aus ungerösteten Samen für die Behandlung von Hautkrankheiten sowie zur Schönheitspflege von Haut und Haar zu verwenden. Arganöl wird zur Hautpflege, Körperpflege, Gesichtspflege, Lippenpflege, Nagelpflege und Haarpflege genutzt.
Arganöl kann Hautprobleme linder
Arganöl kann mit seiner starken antioxidativen Wirkung bei einer regelmäßigen Anwendung Hautprobleme, wie Pickel, Akne, Mitesser, Rötungen, Entzündungen, Hautirritationen und Neurodermitis lindern. Zudem reguliert es eine übermäßige Talgproduktion und unterstützt somit auch eine fettige und unreine Haut.
Trockene Haut versorgt Arganöl mit reichlich Feuchtigkeit und regulierend mit Fettsäuren. Auf diese Weise reduziert es kleine Fältchen, Risse, Rauheit sowie Schuppenflechten und hält die natürliche Schutzfunktion der Haut aufrecht. Auf eine gereizte, juckende, belastete und stark beanspruchte Haut hat Arganöl eine beruhigende Wirkung. Arganöl kann ferner die Zellerneuerung und die Regeneration der Haut unterstützten, wodurch es auch als Anti-Aging-Mittel zum Einsatz kommt. Als Massageöl wird Arganöl ebenso bei Problemen, wie Cellulite (Orangenhaut), Verspannungen und Schwangerschaftsstreifen verwendet.
Arganöl gegen Schuppen und brüchiges Haar
In der Pflege von Kopfhaut und Haar wirkt Arganöl gegen Schuppenbildung, trockene und brüchige Haare. Es reguliert eine übermäßige Sebumproduktion in der Kopfhaut, wodurch fettiges Haar bekämpft wird. Arganöl versorgt trockenes Haar und die Kopfhaut mit Feuchtigkeit und stimuliert die Haarwurzeln sowie das Haarwachstum. Auch hier kann das naturbelassene Öl Juckreiz, Entzündungen und Hautirritationen lindern. Durch das Einmassieren von Arganöl in die Haarspitzen kann Spliss entgegengewirkt werden. Arganöl verhilft dem Haar zu einer schönen und glänzenden Erscheinung.
Arganöl - woran ist eine gute Qualität erkennbar?
Arganöl ist in den vergangenen Jahren immer populärer geworden, weswegen es zusehends mehr Anbieter auf dem Markt gibt. Teilweise wird das Öl aus den Fruchtkernen der Arganeraie auch industriell gepresst und durch Extraktion mit Lösungsmitteln gewonnen. Diese Öle werden häufig für den Bedarf von Laboren, der Industrie und der Kosmetik verwendet, haben jedoch nicht die gleichen Eigenschaften wie das naturbelassene Arganöl. Auch gibt es Arganöle, die mit anderen Ölen gestreckt und verschnitten sind, wie zum Beispiel mit Sonnenblumenöl. Zu empfehlen ist jedoch, das traditionelle, reine, naturbelassene und von Hand gepresste Bio-Arganöl aus Marokko.
Natives Arganöl anhand der Qualitätssiegel zu erkennen
Das originale native Arganöl ist auf den ersten Blick an entsprechenden Qualitätssiegel zu erkennen, wie das europäische Bio-Siegel, einem Zertifikat und das marokkanische Siegel des Verbandes der Frauenkooperative U.C.F.A. (Union des Coopératives des femmes de l'Arganeraie) mit der Aufschrift "Handgepresst". Kennzeichnend ist auch die Bezeichnung natives, kalt gepresstes Bio-Arganöl. Zu achten ist, je nach Verwendung (Küche oder Hautpflege) ebenfalls auf die Angabe "geröstet" oder "ungeröstet". Auch der Preis kann ein Hinweis sein. Ein Liter original marokkanisches handgepresstes Arganöl kostet zwischen 80 und 120 Euro. Sehr häufig werden auch Flaschen mit 250 ml angeboten, deren Preisspanne zwischen 20 und 30 Euro liegt. Arganöle, die auffallend preisgünstig sind, geben Anlass zur Skepsis. Es gibt andererseits auch sehr teure gefälschte Arganöle.
Qualitativ hochwertiges Arganöl an Farbe, Geschmack und Geruch zu erkennen
Letztlich ist die hohe Qualität und Originalität von einem echten, reinen und handgepresstem Arganöl an den sensorischen Eigenschaften, wie Farbe, Geschmack und Geruch zu erkennen. Das reine Arganöl aus gerösteten Samen wird als Speiseöl verwendet, hat eine goldbraune bis leicht rötliche Farbe und weist einen intensiv aromatischen, nussigen und leicht rauchigen Geruch auf. Das reine Arganöl aus ungerösteten Samen wird zur äußeren Pflegeanwendung genutzt, ist etwas heller mit einer honigähnlichen goldgelben Farbe und besitzt einen dezent natürliches, leicht nussiges Aroma. Beide reinen Arganölvarianten haben eine leichte Trübung.