Was ist Stress? Die Definition von Stress
Stress-Definition: Was ist Stress?
Die Bezeichnung „Stress“ kommt ursprünglich aus der Physik, genauer gesagt aus der Werkstoffkunde. Dort bezeichnet Stress Druck oder Zug auf ein Material. Mittlerweile wird der Begriff Stress aber vor allem für ein psychologisches Phänomen genutzt. Wird etwas als überfordernd, belastend oder bedrohlich empfunden, reagiert der Körper blitzschnell: Er schüttet Stresshormone aus, darunter Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol. Der Atem beschleunigt sich, der Herzschlag wird schneller, der Blutdruck steigt und die Muskulatur spannt sich an. Wir sind konzentriert, fokussiert und reaktionsbereit. Zugleich verlangsamt sich die Verdauung und sexuelle Bedürfnisse schwinden. Der Körper ist in Alarmbereitschaft. Früher war diese Körperreaktion überlebensnotwendig. Kampf oder Flucht entschied über Leben und Tod.
Stressoren unserer heutigen Zeit
Heute sind es nicht mehr der Säbelzahntiger-Angriff oder ein Angriff des gegnerischen Stammes, welcher bei uns das Gefühl der Anspannung und Bedrohung auslöst. Heute sind es Überlastungen in Beruf und Privatleben, die uns an unsere Grenzen bringen und den Körper in den Alarmmodus versetzen. Kurzzeitig ist die Stressreaktion des Körpers zwar gut: Sie treibt uns zu Leistungen an, mobilisiert Energiereserven, macht uns belastbar, lässt uns rasch reagieren und hilft uns, Herausforderungen zu meistern. Hält Stress dauerhaft an und hat der Körper keine Möglichkeit, die Stresshormone abzubauen, können Körper und Psyche erkranken. So sind Burnout, Angststörungen und Depressionen mögliche Folgen von Dauerstress.
Wann wird Stress zu Stress?
Negativer Stress (Disstress) ist immer die Folge von „zu viel“, „zu schnell“, „zu belastend“. Wann jemand eine Situation als belastend und überfordernd empfindet, ist individuell ganz unterschiedlich. Jeder Mensch hat seine eigene Stresstoleranz und einen Punkt, ab dem er sich den Anforderungen nicht mehr gewachsen fühlt. Stress ist also neben automatisch ablaufenden Körperreaktionen auch ein Wahrnehmungsphänomen.
Stress hängt vor allem von drei Faktoren ab:
- der Ursache für den Stress
- den Emotionen, die mit der Situation verbunden sind
- dem eigenen Denken über die Situation
Es ist ein Unterschied, ob ich einer Situation positiv gegenüberstehe, motiviert bin, diese zu meistern, weil ich mir ein positives Resultat erhoffe und mich der Herausforderung gewachsen fühle ODER ob ich in einer Situation stecke, in der ich nicht sein möchte, die mich überfordert und mit der ich weder positive Gedanken noch Gefühle verbinde und deren Sinn ich nicht verstehe. Dann können neben Stress und einem Gefühl der Überforderung auch Emotionen wie Verzweiflung, Ängste und der Wunsch nach Flucht entstehen.
Was sind Stressoren?
Faktoren, die zu Stress führen, werden als Stressoren bezeichnet. Alles was Körper und Seele aus dem Gleichgewicht bringen kann, ist ein potenzieller Stressor. Hunger, Durst, Schlafmangel und Kälte sind ebenso Stressoren wie Verluste, berufliche und private Überforderung, Sorgen und Ängste. Das Erleben von Stress und Überforderung zeigt, dass die aktuellen Anforderungen die eigenen Ressourcen übersteigen und man sich dem Erlebten beziehungsweise der Situation nicht mehr gewachsen fühlt – körperlich und/ oder psychisch.
Positiver und negativer Stress: Eustress und Disstress
Die Wissenschaft ist sich alles andere als einig darüber, ob es sinnvoll ist, Stress in die Kategorien positiv und negativ zu unterteilen. Experten, welche zwischen positivem Stress (Eustress) und negativem Stress (Disstress) unterscheiden, legen den Fokus auf die wahrgenommene Belastung sowie auf die Dauer und Intensität derselben. Im Körper selbst passiert hormonell betrachtet das gleiche: Stresshormone fluten den Körper. Allerdings ist die Wahrnehmung bei positivem Stress anders als bei negativem.
Positiver Stress wird von vielen als „Flow“ bezeichnet. Wir sind im „Fluss“ mit den Herausforderungen. Sie gehen uns leicht von der Hand, wir fühlen uns ihnen gewachsen und empfinden Sinnhaftigkeit der Situation gegenüber. Des Weiteren kennzeichnet sich positiver Stress dadurch, dass die Dauer der Stresssituation überschaubar ist und der Körper die nötige Regeneration bekommt, um Stresshormone abbauen zu können, um wieder in ein gesundes Gleichgewicht zu finden. Kurz: positiver Stress wird als positiv empfunden, negativer Stress als belastend und überfordernd. Hinzu kommt: Bei positivem Stress schüttet der Körper zusätzlich Glückshormone aus, die ein positives Empfinden fördern.
Warum ist negativer Stress so gefährlich?
Je länger negativer Stress andauert, desto kritischer ist das für Körper und Psyche. Beispielsweise wird
- das Immunsystem zunehmend geschwächt,
- Bluthochdruck kann sich entwickeln,
- Entzündungsprozesse im Körper werden gefördert,
- Verspannungen treten auf,
- der Schlaf leidet und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt.
Viele Menschen reagieren auf diese Stress-Warnsignale wie Schlafstörungen, Kopf- und Magenschmerzen, Verspannungen, Schwindel und Ängste nicht ausreichend. Sie versuchen Stress im ersten Schritt nicht durch Pausen und Auszeiten (Ich-Zeiten) zu lindern, sondern greifen zu anregenden Substanzen wie beispielsweise Koffein, Alkohol und Zigaretten, um leistungsfähig zu bleiben. Doch damit verschärfen sie die Situation. Zwar scheint es kurzfristig, als könnten diese Maßnahmen den Druck abbauen und die Leistung erhöhen. Doch langfristig kommen zum Stress noch die negativen gesundheitlichen Folgen der schädlichen Substanzen hinzu.
Stress lindern mit Entspannungsmethoden
Ebenso wichtig ist es, zu schauen, wo sich Stress in Beruf und Privatleben reduzieren lässt und welche Möglichkeiten sich bieten, die Akkus wieder aufzuladen. Dies ist ebenso individuell wie die Stressauslöser selbst. Manche entspannen bei einem Buch, andere setzen sich am liebsten auf das Fahrrad, treffen Freunde oder bauen bei Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga, Tai-Chi, Qi Gong, Autogenem Training oder Progressiver Muskelentspannung Stress ab. Bei allen Entspannungsmethoden ist es wichtig, die eigenen körperlichen und psychischen Voraussetzungen mit zu berücksichtigen. Nicht jedes Entspannungsverfahren ist für jeden Menschen gleichermaßen geeignet. Hier kommt es stark auf die persönlichen Voraussetzungen an.
Unter professioneller Begleitung entspannen
An Yoga beispielsweise sollten sich Menschen mit Gelenk- und anderen orthopädischen Problemen langsam herantasten und zur Sicherheit vorher mit ihrem Arzt, etwa einem Orthopäden oder einer Orthopädin sprechen. Meditation kann möglicherweise für Menschen mit Depressionen problematisch sein, wenn in der Ruhe belastende Gedanken und Gefühle hochkommen oder das Gefühl der Energielosigkeit verstärkt wird. Menschen mit körperlichen und psychischen Erkrankungen sollten sich daher rückversichern, dass die präferierte Entspannungsmethode für sie geeignet ist. Ebenso wichtig ist es, Entspannungsverfahren unter professioneller Anleitung zu lernen und auszuüben. So ist nicht nur gewährleistet, dass das Verfahren richtig praktiziert wird. Auch im Falle von körperlichen oder psychischen Beschwerden können die Kursleiter entsprechend reagieren.
Quellen:
Stress. Online-Information des Berufsverbandes Deutscher Internisten e. V. (BDI).
Krankmachender Stress – Alarmsignale rechtzeitig erkennen. Online-Information der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz.
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für medizinische Fachkreise.
Psyche und Stress: So schützen Sie Ihr Herz! Online-Information der Deutschen Herzstiftung e. V.
Was ist Stress? Online-Information des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs des Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.