Nocebo-Effekt: Wenn negative Erwartungen krank machen
Zusammenbruch durch Zuckerpillen
Wer die Vorstellung belächelt, dass negative Erwartungen krank machen können, sollte den Nocebo-Effekt am Beispiel des 26-jährigen Derek Adams betrachten: Der US-Amerikaner litt an Depressionen. Als seine Freundin ihn verließ, schluckte er 29 Kapseln seines Medikaments, bereute die Entscheidung aber, als er zu zittern begann. Er betrat die Notaufnahme, bat um Hilfe und brach zusammen. Derek nahm an einer Studie teil, die ein neues Medikament gegen Depressionen testete. Dass er nur ein Scheinmedikament bekam und seine Kapseln Zucker enthielten, wusste er nicht. Er glaubte, sterben zu müssen – und sein Körper reagierte entsprechend.
Nocebo-Effekt bei Medikamenten
Auch bei weniger starken Medikamenten als Antidepressiva kann der Nocebo-Effekt zuschlagen: Sind im Beipackzettel Nebenwirkungen aufgeführt, berichten viele aufmerksam lesende Patienten davon, sie auch gespürt zu haben. Unter den Menschen hingegen, die dem Beipackzettel nicht viel Beachtung schenken, ist die Zahl der Beschwerden deutlich geringer. Gleiches gilt für Aussagen durch Ärzte: Allein die Formulierung kann dafür sorgen, dass der Nocebo-Effekt einsetzt. Der Satz “In fünf Prozent aller Fälle kommt es zu Beschwerden” zieht beim Patienten viel wahrscheinlicher Beschwerden nach sich als der Satz “In 95 Prozent der Fälle treten keinerlei Beschwerden auf”.
Überall im Alltag zu finden
In manchen Fällen wirkt der Nocebo-Effekt wie eine selbsterfüllende Prophezeiung: Wetterfühligkeit etwa kann dazugehören. Wer annimmt, dass er bei einem Wetterumschwung sicher Kopfschmerzen bekommen wird, kann dem Schmerz damit selbst den Weg bereiten. Ähnlich ist es mit Stress, der als extrem ungesund gilt. Fokussieren Sie sich in stressigen Zeiten zu sehr darauf, dass der Stress für Sie ungesund ist, werden Sie deutlich eher krank, als wenn Sie mit gezielter Entspannung und Ruhepausen dagegen vorgehen.
Placebo und Nocebo richtig handhaben
Hat Ihr Arzt Sie bereits über die häufigsten Nebenwirkungen eines Medikaments aufgeklärt, schauen Sie im Beipackzettel nach den Gegenanzeigen. Hier sehen Sie, unter welchen Umständen Sie das Medikament nicht einnehmen sollten. Neigen Sie zu pessimistischem Denken, lesen Sie die Nebenwirkungen nicht mehr – so kann Ihr Körper Ihnen keine Beschwerden suggerieren, die gar nicht vorliegen. Halten Sie sich an die positiven Beispiele, auch im Alltag. So können Sie Ihr Dasein glücklicher gestalten und mit weniger Beeinträchtigung leben.