Schlafmangel: Folgen und Ursachen von Schlafentzug
Warum ist Schlaf wichtig?
Menschen nehmen den ganzen Tag über mit allen Sinnen Informationen auf. Viele werden vom Gehirn direkt als unwichtig herausgefiltert, andere zunächst abgespeichert. Nach etwa 16 Stunden sind die Kapazitäten des Gehirns erschöpft. Es braucht nun eine Ruhephase, in der sich die Nervenzellen regenerieren können. Dadurch werden unter anderem Erinnerungen und Gelerntes abgespeichert. Außerdem erholt sich unser Immunsystem, die Organe werden entlastet, Wunden heilen besser, der Körper spart Energie.
Durch diese Pause ist der Kopf am nächsten Morgen klar und geordnet. Der Informationsansturm des nächsten Tages kann kommen. Unter Schlafentzug sind all diese Dinge nicht oder nur eingeschränkt möglich.
Ursachen für den Schlafmangel
Jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat Schlafstörungen und die Ursachen dafür sind vielfältig:
- Gestörter Biorhythmus (z.B. durch Schichtarbeit)
- Jetlag
- Atemprobleme
- Schmerzen
- Stress
- Alkohol oder Koffein
- Medikamente
- Erkrankungen, zum Beispiel Herzerkrankungen oder Depressionen
Frauen leiden etwa doppelt so häufig unter Schlafmangel und dessen Folgen wie Männer. Viel zu wenige der Betroffenen gehen damit zum Arzt.
Sichtbare Zeichen des Schlafentzugs
Studien haben gezeigt, dass ausgeschlafene Menschen als attraktiver empfunden werden als übernächtigte Personen. Kein Wunder, denn die Folgen von Schlafmangel sind gut sichtbar. Unter anderem zeigen sich blasse Haut, Augenringe und Wassereinlagerungen. Betroffene gähnen oft und neigen zu Übergewicht. Außerdem sinkt bei Schlafmangel die Körpertemperatur, sodass Betroffene leichter frieren. Mitunter wirken die übermüdeten Personen auch, als wären sie betrunken.
Organische Symptome bei Schlafmangel
Die Folgen von Schlafentzug sind kein reines Beauty-Problem. Die Auswirkungen auf den Organismus sind enorm und das schon nach einigen kurzen Nächten:
- Verschlechterter Kohlenhydratstoffwechsel
- Anstieg des Blutzuckerspiegels
- Gestörte Hormonbildung durch die Schilddrüse
- Geschwächtes Immunsystem
- Zittern
- Muskelschmerzen
- Längere Reaktionszeiten
- Erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen
- Erhöhtes Risiko für Typ-2-Diabetes
Bezeichnend ist auch, dass am Abend hohe Dosen des Stresshormons Kortisol ausgeschüttet werden. Im Normalfall passiert das morgens, damit wir schneller vom Schlaf in den wachen Zustand finden.
Mentale Folgen von Schlafmangel
Bereits nach 24 Stunden ohne Schlaf zeigen sonst gesunde Menschen Symptome, die sonst typisch für schwere psychische Erkrankungen, wie zum Beispiel Schizophrenie. Betroffene leiden beispielsweise unter Halluzinationen, Reizbarkeit und Erinnerungslücken. Die geistige Leistungsfähigkeit ist verringert, das Urteilsvermögen eingeschränkt. Einige Betroffene verlieren das Zeitgefühl.
Grund ist vor allem eine gesteigerte Aktivität der Amygdala. Das ist der Bereich des Gehirns, der für Gefühle und Angst zuständig ist. Das Gehirn unterscheidet nicht mehr zwischen wichtigen und unwichtigen Reizen. Die ständige Aktivität führt zu schneller Erschöpfung. Vor allem bei längerem Schlafmangel folgen zudem oft depressive Verstimmungen.
Im Ernstfall Hilfe suchen
Die Folgen von Schlafmangel sind nicht zu unterschätzen. Stellen Sie fest, dass Sie zu wenig schlafen, sollten Sie dringend etwas dagegen unternehmen. Je nach Ursache für Ihren Schlafmangel kann es helfen, die Lebensweise zu ändern oder sich beruflich neu zu orientieren. Suchen Sie nach Ursachen für Stress, auch im privaten Umfeld und versuchen Sie, die Situation zu verbessern.
Wachtherapie gegen Depression
Depressionen können eine Folge von Schlafmangel sein. Gleichzeitig kann Schlafentzug aber auch genutzt werden, um die Krankheit zu therapieren. Gelegentlich wird dabei ein kompletter Schlafentzug durchgeführt oder der Patient schläft nur in der zweiten Nachthälfte nicht. Auf den Schlafentzug folgen in etwa 50 Prozent der Fälle deutliche Stimmungsverbesserungen am nächsten Tag. Dieser Effekt funktioniert allerdings nur kurzzeitig. Um ihn um einige Tage zu verlängern, können die Schlafphasen systematisch vorverlagert werden. Diese Schlafphasenvorverlagerung ist eine Standardanwendung bei der stationären Behandlung von Depressionen und wird von Lichttherapie, Medikamenten und Psychotherapie begleitet.