Meditation: Ruhe durch achtsame Innenschau
© millann/ iStock / Getty Images Plus
Letztes Update am: 

Meditation: Ruhe durch achtsame Innenschau

Eine Person mit geschlossenen Augen im Schneidersitz auf einem Meditationskissen: Dieses Bild haben vermutlich die meisten Menschen vor Augen, wenn sie an Meditation denken. Doch Meditation ist viel mehr – und kann fast überall in jeder Lebenssituation praktiziert werden. Je öfter Meditation geübt wird, desto leichter wird es, im gegenwärtigen Moment anzukommen, loszulassen und Stress abzubauen. Wie Meditation funktioniert und wann sie helfen kann.

Was ist Meditation?

Der Kern der Meditation liegt in einer achtsamen Innenschau. Gedanken, die während der Meditation kommen, werden wahrgenommen, aber nicht bewertet. Man hält sie nicht fest, sie dürfen weiterziehen. Der achtsame und nicht wertende Blick nach innen soll eine Seinserfahrung ermöglichen. Es gibt verschiedene Meditationsformen beziehungsweise Meditationsübungen, die praktiziert werden können. Bekannt geworden sind bei uns unter anderem die „Mandalameditation“ des Buddhismus und Hinduismus, bei dem sich die Meditierenden in bestimmte Bilder vertiefen.

Eine weitere Meditationsform ist die vom Hinduismus geprägte „Mantrameditation“, bei durch bestimmte Mantren, also Texte und Gesänge, ein Zustand der Meditation erreicht wird. Auch die „Gehmeditation“ ist als Achtsamkeitsübung für Körper und Geist bekannt geworden. Ziel der Meditation ist es, Körper und Geist zur Ruhe zu bringen und einfach zu sein. Der Atem fließt gleichmäßig. Die Konzentration liegt im gegenwärtigen Moment. Meditation ist zudem Bestandteil des Yoga und ergänzt die körperlichen Übungen.

Warum meditieren?

Meditieren kann auch als „Versinken in sich selbst“ beschrieben werden. Die achtsame Sicht nach innen und die positive Wirkung auf Körper und Seele wurden in vielen Studien untersucht. Meditation ist mittlerweile begleitender Bestandteil verschiedener Therapieformen, etwa in der Schmerz-, Sucht- und der Verhaltenstherapie. Denn, so die Ausgangsargumentation, Gelassenheit und Erkenntnis finden sich nur im eigenen Kopf.

Je öfter Meditation praktiziert wird, desto leichter lassen sich Gelassenheit und innere Ruhe empfinden und der ständige Gedankenfluss verlangsamen oder gar stoppen. Meditation als Achtsamkeitsübung bringt Stille in den Kopf und Ruhe in den Körper. Gerade in einer Welt voller Stress, Termine, Druck und Leistungsansprüche ist das für viele Meditation praktizierende Menschen eine wohltuende und kraftgebende Erfahrung.

Wie Meditation entspannt

Hirnscans konnten zeigen, dass bei Meditierenden der Bereich im Gehirn besonders aktiv ist, der negative Gefühle ausbalancieren kann: der linke Frontalkortex. Belastende Gedanken können leichter losgelassen werden. In stressigen Phasen kann Meditation ein beruhigender Ausgleich sein und Entspannung fördern. Auch körperlich hat Meditation positive Auswirkungen: Sie kann sich ausbalancierend auf den Blutdruck und den Herzschlag auswirken.

Zudem kann Meditation dabei unterstützen, Gefühle besser zu verarbeiten, sich wacher und weniger gestresst zu fühlen und die Aufmerksamkeit zu verbessern. Um von den positiven Effekten profitieren zu können, sollte man Meditation regelmäßig praktizieren. Das Gute an Meditation ist, dass sie sich gut in den Alltag integrieren lässt und bereits kurzes Meditieren Entspannung fördern kann.

Wo Meditieren lernen?

Die ersten Schritte in die Meditation sollten am besten unter professioneller Anleitung eines geschulten Meditationstrainers oder einer Meditationstrainerin erfolgen. So ist gewährleistet, dass die Schwerpunkte der jeweiligen Meditationsform richtig vermittelt und die Ausführung fachkundig begleitet wird. Fachkundige Meditationstrainerinnen und -trainer können zudem Beschwerden, die bei der Meditation möglicherweise spürbar werden, entsprechend einordnen. Das ist wichtig, das Meditation vielfach bei psychischen Beschwerden eingesetzt wird, etwa bei Depressionen, Angststörungen oder Panikattacken – und in diesem Zusammenhang möglicherweise auch unangenehme Symptome hervorrufen kann.

Wann ist Meditation möglicherweise nicht geeignet?

So ist es beispielsweise möglich, dass bei Betroffenen einer Depression während der Meditation beängstigende oder belastende Gefühle hochkommen. In solch einer Situation ist es wichtig, dass die Betroffenen aufgefangen und begleitet werden. Wer psychisch erkrankt ist, sollte vor der ersten Meditation entweder mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin Kontakt aufnehmen, sich an den Psychotherapeuten oder die Psychotherapeutin wenden oder sich mit der Kursleiterin oder dem Kursleiter in Verbindung setzen. Bei Erkrankungen wie Psychosen oder Schizophrenie raten Experten komplett von der Meditation ab, da sich dadurch wahnhafte Wahrnehmungen intensivieren können.

Viele Meditierende sitzen während der Meditation im Schneidersitz, auch Lotussitz genannt, den Rücken gerade, die Hände auf den Oberschenkeln abgelegt. Diese Sitzposition ist aber kein Muss. Wichtig ist, eine Sitzposition einzunehmen, in der Sie sich wohlfühlen und die für Sie bequem ist. Möglich ist auch, auf den Fersen zu sitzen, oder auf einem Stuhl. Der Lotussitz wird für viele bequemer, wenn sie ein Meditationskissen, einen Yogablock oder ein kleines Meditationsbänkchen nutzen. Bei Rückenschmerzen tut es gut, sich an eine Wand anzulehnen. Tipp: Wer nicht stillsitzen mag, für den bietet sich die Gehmediation an, bei der langsam und bewusst ein Fuß vor den anderen gesetzt wird.
Gerade bei Meditation-Einsteigern ist es normal, dass sich der Gedankenfluss nicht stoppen lässt und man immer wieder abschweift. Das ist nicht schlimm. Meditation sollte nicht mit einem Leistungsgedanken verbunden sein. Setzen Sie sich nicht unter Druck. Es gibt kein Richtig und Falsch. Beobachten Sie sich und Ihre Gedanken. Versuchen Sie, diese nicht zu bewerten, sondern weiterziehen zu lassen. Möchte ein Gedanke länger bleiben, lassen Sie ihn da sein. Merken Sie, dass Sie abgelenkt sind, richten Sie Ihre Aufmerksamkeit wieder nach innen. Da besonders zu Beginn die plötzliche Stille und Dunkelheit hinter geschlossenen Augen das Gedankenkarussell bei den meisten befeuern, kann es hilfreich sein, auf eine Kerze zu blicken oder sich auf das Plätschern eines Zimmerbrunnens zu konzentrieren.
Meditation ist Achtsamkeit und Wahrnehmung. Das heißt: Lassen Sie Ihren Atem natürlich fließen. Beeinflussen Sie ihn nicht. Beobachten Sie ihn nur. Atmen Sie durch die Nase in den Bauch. Möchten Sie den Atemstrom intensiver wahrnehmen, können Sie eine Hand auf den Bauch legen, um das Heben und Senken der Bauchdecke zu spüren.

Quellen:

Meditation. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Entspannungsverfahren (DG-E e. V.)

Meditation fördert vorteilhafte Selbstregulation des Gehirns. Pressemeldung der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz.

Meditation kann Bluthochdruck verringern. Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internisten e. V. (BDI).

Meditationsexperte Ulrich Ott im Interview. Online-Information der Techniker Krankenkasse.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
Wie finden Sie diesen Artikel?