Was ist Pseudogicht?
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Was ist Pseudogicht?

Die Pseudogicht, auch Chondrokalzinose genannt, zeigt ähnliche Symptome wie die normale Gicht. Schmerzende Gelenke und Entzündungen bilden auch hierbei eine maßgebliche Rolle. Der Unterschied liegt jedoch in der Art der Ablagerung, die zu den Problemen führen: Statt Kristallen aus der Harnsäure lagern sich Kalziumkristalle an Gelenkknorpel und Meniskus ab. Die Beschwerden zeigen sich dabei vorrangig in einzelnen, großen Gelenken, beispielsweise in der Schulter, im Knie oder an Hand- und Fußgelenken.

Welche Ursachen hat die Pseudogicht?

Die genauen Auslöser und Ursachen der Pseudogicht sind noch weitestgehend unbekannt. Unterschieden werden die primäre und die sekundäre Pseudogicht. Während erstere Variante vor allem mit zunehmendem Alter auftritt, ist die sekundäre Pseudogicht altersunabhängig, gilt jedoch als Erkrankung, die in Verbund mit verschiedenen Grunderkrankungen auftreten kann. Hierzu zählen unter anderem eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen (Hyperparathyreoidismus), eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), eine Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose) oder eine Störung im Stoffwechsel von Phosphat-und Magnesiumhaushalt. Eine weitere Variante ist die hereditäre Pseudogicht, die entsteht, wenn eine Disposition für die Erkrankung erblich weitergegeben wurde. 

Typische Symptome einer Pseudogicht

Ebenso wie eine normale Gicht zeigt sich die Pseudogicht erstmals mit einem Pseudogicht-Anfall. Davor spüren viele Patienten einer Chondrokalzinose keinerlei Symptome. Die Kristallablagerungen entstehen meist im Kniegelenk, wo sie durch akute Reizungen eine Entzündung hervorrufen. Der akute Schub ist äußerst schmerzhaft, zeigt sich mit Flüssigkeitsansammlungen im Gelenkinneren und entsprechenden Schwellungen, Rötungen und Überwärmungen des Gelenkes. Die Beweglichkeit des Gelenks ist dabei eingeschränkt.  Die Symptome können jedoch ebenso in der Schulter, in Fuß- und Handgelenken oder sogar im Hüftgelenk auftreten. Der Anfall bedarf mehrerer Tage oder sogar Wochen, bis die Entzündung abklingt und sich die Symptome zurückbilden. Mitunter kann auch Fieber während dem Pseudogicht-Anfall auftreten. Je nach fortschreiten der Krankheit treten die Symptome in mehreren Gelenken auf, können phaseweise bis zur Beschwerdefreiheit abklingen oder zu einem dauerhaften Zustand werden. Die mit der Erkrankung einhergehenden Beschwerden ähneln im späteren Verlauf denen einer Arthrose (Gelenkverschleiß) oder einer rheumatoiden Arthritis. 

Wie stellt der Arzt die Diagnose Pseudogicht?

Neben der klassischen Symptomatik gibt es auch asymptomatische Verläufe bei einer Pseudogicht: In diesen Fällen bleibt der Patient beschwerdefrei, während die verkalkten Gelenkknorpel eher zufällig, zum Beispiel im Rahmen einer Röntgenuntersuchung auffallen. Zeigt sich die Pseudogicht hingegen mit einem akuten Schub, informiert sich der Arzt sowohl über die akuten Beschwerden, die Krankengeschichte des Patienten sowie über generelle Beschwerden an den Gelenken. Es folgen körperliche Untersuchungen, die von bildgebenden Verfahren (Röntgen, Ultraschall) unterstützt werden und in der Regel deutliche Hinweise auf die Verkalkungen im Knorpel geben. 

Darüber hinaus kann der Arzt eine Untersuchung der Gelenkflüssigkeit anordnen. Hierbei wird mit einer feinen Hohlnadel Gelenkflüssigkeit entnommen, um unter dem Mikroskop die Kalziumkristalle von anderen Kristallen (zum Beispiel Harnsäurekristalle bei einer Gicht) zu differenzieren. Zudem kann eine Blutuntersuchung weiterführende Hinweise geben, beispielsweise auf Erkrankungen, die häufig mit einer sekundären Pseudogicht in Verbindung stehen.

Welche Behandlung kommt bei einer Pseudogicht zum Einsatz?

Um die Beschwerden der Pseudogicht zu behandeln, muss zunächst die Gelenkentzündung gelindert werden. Dies erfolgt meist mit schmerzlindernden und entzündungshemmenden Arzneimitteln, beispielsweise mit nichtsteroidalen Antirheumatika.

Auch Medikamente mit dem Wirkstoff Colchicin können zum Einsatz kommen. In schweren Fällen kann eine Injektion ins Gelenk erfolgen, bei der kortisonhaltige Arzneimittel die Entzündung eindämmen helfen. Physikalische Behandlungen können in Form von einer Kältetherapie erfolgen. Zudem muss der Patient das Gelenk schonen und bestmöglich entlasten. 

Extreme Fälle von Pseudogicht können auch operativ behandelt werden, wenn die vorangegangenen Maßnahmen keinen ausreichenden Erfolg bezüglich der Beweglichkeit des Gelenkes bringen. In diesen Fällen kann die entzündete Gelenkinnenhaut entfernt werden oder die Kalkablagerungen entfernt werden.

Selten kann auch ein künstliches Gelenk gegen das erkrankte Gelenk ausgetauscht werden müssen. Wichtig ist bei einer Pseudogicht jedoch nicht nur die Behandlung des Beschwerdebildes, sondern auch die zielführende Behandlung von mit ihr zusammenhängenden Erkrankungen.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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