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Verschleiß im Kniegelenk (Gonarthrose)

Viele Menschen leiden unter einem vorzeitigen Verschleiß des Kniegelenks. Der medizinische Begriff dafür ist Gonarthrose. Wir erklären Ihnen, wie es zu diesem Verschleiß kommen kann und wie Ihr Arzt den Verschleiß feststellt. Außerdem stellen wir einige Behandlungsmöglichkeiten vor.

Arthrose – eine Volkskrankheit

Etwa 4 von 10 Menschen über dem 60. Lebensjahr haben einen Gelenkverschleiß. Frauen sind davon etwas häufiger betroffen als Männer. Die Erkrankung tritt vor allem im Alter auf. Der Fachausdruck für Gelenkverschleiß lautet Arthrose.

Bei einer Arthrose ist der Knorpel im Gelenk übermäßig abgenutzt. Das kann zum Beispiel zu Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit führen.

Grundsätzlich kann jedes Gelenk des Körpers von einem Verschleiß betroffen sein, zum Beispiel das Kniegelenk, das Hüftgelenk und die Gelenke an der Wirbelsäule. In Deutschland ist das am häufigsten betroffene Gelenk das Kniegelenk. Der Verschleiß des Kniegelenks heißt Gonarthrose.

 

Das Kniegelenk

Das Knie verbindet den Oberschenkel mit dem Unterschenkel. Das Kniegelenk ermöglicht, dass wir das Bein bewegen können. Es federt Stöße ab und verteilt unser Körpergewicht.

Das Kniegelenk besteht aus drei Knochen: dem Oberschenkelknochen, dem Schienbein und der Kniescheibe. Der Oberschenkelknochen liegt im Oberschenkel. Das Schienbein gehört zum Unterschenkel. Man kann das Schienbein vorn am Unterschenkel mit den Fingern fühlen. Auch die Kniescheibe kann man ertasten. Dafür kann man die Hand auf das Knie legen. Die Kniescheibe ist dann der etwa dreieckige Knochen, den man vorn am Knie spürt. Die Kniescheibe liegt also vor dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein.

Die drei Knochen im Knie bilden zwei Gelenke. Es gibt ein Gelenk zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein. Das zweite Gelenk besteht aus dem Oberschenkelknochen und der Kniescheibe. Beide Gelenke zusammen bilden das Kniegelenk.

Wenn wir das Bein bewegen, dann bewegen sich die Knochen im Knie gegeneinander. Eine Knorpelschicht schützt dabei die einzelnen Knochen vor Schäden. Der Knorpel bedeckt also den Knochen dort, wo er auf einen anderen Knochen trifft.

Neben den Knochen und ihrer schützenden Knorpelschicht gibt es im Knie die Kreuzbänder und zwei Knorpelscheiben. Diese Knorpelscheiben nennt man Menisken. Zusätzlich ist das Kniegelenk innen von einer Gelenkhaut ausgekleidet. Das Kniegelenk wird von einer Gelenkkapsel, sowie Muskeln und Bändern umgeben. Sie sorgen für Stabilität im Kniegelenk.

 

Wie entsteht Gelenkverschleiß?

Normalerweise schützt eine glatte Knorpelschicht die Knochen im Gelenk. Die Knorpelschicht überzieht die Knochen dort, wo sie auf andere Knochen treffen. Sie gleicht kleine Ungleichmäßigkeiten aus, federt Stöße ab und verhindert, dass die Knochen aneinander reiben.

Diese Knorpelschicht wird regelmäßig erneuert. Dafür wird alter Knorpel abgebaut und neuer Knorpel aufgebaut. Bei einem Gelenkverschleiß funktioniert dieses Vorgehen nicht mehr richtig. Es wird mehr Knorpel abgebaut als wieder aufgebaut werden kann. Wenn der Körper neuen Knorpel aufbaut, dann stellt er zunächst schlechteren Knorpel her. Dieser Knorpel ist aber nicht so widerstandsfähig, wie nötig. Das führt nach einiger Zeit zu einer unveränderlichen Schädigung des Knorpels. Diese Schädigung kann auch erst nach Jahren auftreten.

Wenn man sich bewegt, dann reibt der geschädigte Knorpel aneinander. Dieses Reiben schädigt den Knorpel weiter. Durch den geschädigten Knorpel können schließlich auch andere Bereiche im Knie-Gelenk betroffen sein. So kann zum Beispiel die Gelenk-Haut gereizt oder die Gelenkkapsel und die Knochen geschädigt werden.

 

Warum entsteht Gelenkverschleiß?

Es gibt viele verschiedene Ursachen für den Verschleiß im Kniegelenk. Die häufigste Ursache ist das Lebensalter. Der Knorpel hat nur eine begrenzte Lebensdauer. Mit zunehmendem Alter wird der Knorpel weniger widerstandsfähig. Er kann dann leichter geschädigt werden. Begünstigt wird eine Schädigung auch durch andauernde Überlastung des Knorpels. Solch eine Überlastung tritt am häufigsten durch Übergewicht auf. Der Knorpel im Kniegelenk muss dann mehr Druck abfedern und wird dadurch schneller abgenutzt. Aber auch manche Berufe begünstigen die vorzeitige Abnutzung des Gelenkknorpels: zum Beispiel durch häufiges Hocken oder Knien.

Zudem können angeborene Fehlstellungen im Kniegelenk wie X-Beine oder O-Beine zu einem vorzeitigen Gelenkverschleiß führen. Häufig sind auch frühere Knieverletzungen der Grund für den Verschleiß des Knorpels. Außerdem gibt es verschiedene Erkrankungen, die zum Gelenkverschleiß führen. Dazu zählen zum Beispiel Entzündungen im Gelenk und Erkrankungen des Stoffwechsels.

 

Wo im Knie ist der Knorpel abgenutzt?

Der Knorpel kann an verschiedenen Stellen im Knie-Gelenk abgenutzt sein: im Gelenk zwischen dem Oberschenkelknochen und der Kniescheibe oder im Gelenk zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein. Das Gelenk zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein kann auf der Innenseite des Knies oder der Außenseite des Knies abnutzen. Manchmal sind auch mehrere oder alle Gelenkbereiche betroffen.

 

Woran merkt man, dass der Knorpel abgenutzt ist?

Nicht immer merkt man, wenn der Knorpel im Kniegelenk abgenutzt ist. Das erste Zeichen für einen Knorpelverschleiß ist häufig ein steifes Gefühl im Kniegelenk. Das Knie fühlt sich dann vor allem nach längerer Ruhe steif an, also zum Beispiel morgens. Zudem können Schmerzen auftreten. Anfangs treten die Schmerzen bei bestimmten Bewegungen auf. Wenn der Verschleiß zunimmt, werden aber auch die Schmerzen stärker und häufiger. Zudem ist das Knie dann nicht mehr so gut beweglich. Durch die Reizung der Gelenkhaut kann es manchmal auch zu einer spürbaren Entzündung im Kniegelenk kommen. Dann schwillt das Knie an und es fühlt sich warm an.

 

Wie erkennt der Arzt, ob ein Gelenkverschleiß vorliegt?

Kniebeschwerden wie Schmerzen oder Steifigkeit können beim Arzt den Verdacht auf einen Gelenkverschleiß aufkommen lassen. Dann untersucht der Arzt das Knie ausführlich. Der Arzt prüft zum Beispiel die Beweglichkeit des Knies. Er überprüft, wo Schmerzen auftreten und ob die Schmerzen durch bestimmte Bewegungen ausgelöst oder verschlimmert werden. Der Arzt schaut, ob die Beine eine normale Stellung haben und gleich lang sind. Er kann sich auch den Gang anschauen und zum Beispiel Körpergröße und Körpergewicht messen.

Die körperliche Untersuchung ist meist der erste Schritt der Untersuchung. Danach wird häufig eine Röntgenuntersuchung gemacht. Dabei entstehen Röntgenbilder vom Kniegelenk. Bei der Untersuchung werden Röntgenstrahlen durch das Knie geschickt. Die Röntgenstrahlen kommen unterschiedlich gut durch die verschiedenen Gewebe im Knie. Dadurch entstehen die Röntgenbilder. Der Arzt kann Röntgenbilder aus verschiedenen Blickrichtungen machen. Dadurch kann er das Knie gut beurteilen. Die Röntgenbilder können das Knie von vorn oder von der Seite zeigen. Außerdem kann die Kniescheibe bei angewinkeltem Bein von oben nach unten geröntgt werden.

Der Röntgenexperte kann mit Hilfe der Bilder einschätzen, wie stark der Gelenkverschleiß ist. Bei einem beginnenden Verschleiß sieht man auf den Bildern geringfügig verdichteten Knochen. Bei fortgeschrittenem Verschleiß verringert sich der Abstand zwischen den Knochen im Kniegelenk, die Gelenkflächen können unregelmäßig aussehen und der Knochen kann auch teilweise zerstört sein.

 

Was kann man gegen den Verschleiß im Kniegelenk tun?

Es gibt viele verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für den Gelenkverschleiß. Bisher kann man den Gelenkverschleiß aber nicht heilen. Grundsätzlich sollte jede Behandlung mit dem Arzt abgestimmt werden. Die Behandlung ist abhängig von der Ursache des Gelenkverschleißes und von eventuellen weiteren Erkrankungen.

Man unterscheidet zwei Arten von Behandlungen: Behandlung ohne Operation und Behandlung mit Operation. Zu den Behandlungen ohne Operation gehören zum Beispiel Bewegung und Schmerzmittel. Die Bewegung kann das Knie durch häufige Spaziergänge bekommen aber zum Beispiel auch durch Wassergymnastik. Außerdem hilft bei vielen übergewichtigen Menschen eine deutliche Gewichtsabnahme, um die Beschwerden zu mildern.

Zu den Behandlungen mit Operation gehören die Kniespiegelung und der Gelenkersatz. Bei der Kniespiegelung wird zum Beispiel der geschädigte Knorpel geglättet. Bei einem Gelenkersatz wird das Kniegelenk vollständig oder teilweise durch ein künstliches Gelenk ersetzt. 

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
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Dr. Anja Bittner
Autor/-in
Die Ärztin Anja Bittner ist Mitgründerin des gemeinnützigen Unternehmens "Was hab' ich?". Im Laufe ihres Medizin-Studiums hat sie sich unter anderem als Tutorin im Medizinischen Interprofessionellen Trainingszentrum der Medizinischen Fakultät in Dresden hilfreiche Fähigkeiten im Bereich der Wissensvermittlung und der Patienten-Kommunikation angeeignet. Gestützt werden ihre Kommunikationskenntnisse durch ein Vordiplom in Psychologie.
Dr. Anja Bittner
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